Winterdepressionen© Dusan Petkovic

Winterdepression: Symptome erkennen und rechtzeitig handeln

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Die Winterdepression ist eine saisonale Depression, die vor allem im Winter auftritt, wenn die Tage kürzer und dunkler werden. Betroffene sind niedergeschlagen, müde und haben Heißhunger auf Süßes.

Was ist eine Winterdepression?

Die Winterdepression (depressive Verstimmung) gehört zu den saisonal auftretenden Störungen des Gefühlslebens (SAD = seasonal affective disorder oder saisonal abhängige Depression). Aufgrund des Lichtmangels, tritt sie in der dunklen Jahreszeit besonders häufig auf. Die Winterdepression zählt zu den leichten bis mittelschweren Depressionen und besteht, wenn negative Emotionen wie übermäßige Traurigkeit und Niedergeschlagenheit länger als zwei Wochen am Stück anhalten.

Wer leidet unter Winterdepressionen?

Etwa neun Prozent der deutschen Bevölkerung leiden an Winterdepressionen, wobei Frauen dreimal häufiger betroffen sind als Männer. Die depressive Verstimmung tritt zumeist um das 30. Lebensjahr herum auf. In höherem Alter werden Winterdepressionen seltener beobachtet.

Vor allem in nördlicheren Regionen Europas, in denen die Winter länger und dunkler sind, neigen die Menschen zu dieser Form der Depression. So sind saisonale depressive Verstimmungen in südlichen Ländern am Mittelmeer kaum bekannt, während sie in Skandinavien häufiger vorkommen als in Deutschland.

Wann tritt die Winterdepression auf?

Eine saisonal bedingte Depression beginnt zumeist im Herbst, zieht sich über den Winter und endet mit Beginn des Frühlings. In manchen Fällen haben Betroffene auch im Frühjahr noch vereinzelt mit Symptomen zu kämpfen.

Was sind typische Symptome?

Typische depressive Symptome sind:

  • Erschöpfung, Energielosigkeit
  • Extreme Müdigkeit, vermehrtes Schlafbedürfnis bis hin zur Schlafsucht (Hypersomnie)
  • Unausgeglichenheit
  • Gedrückte Stimmung, Freudlosigkeit
  • Gereiztheit
  • Vernachlässigung der eigenen Person und sozialer Kontakte
  • Konzentrationsstörungen
  • erhöhter Zuckerkonsum und in der Folge Gewichtszunahme
  • Nervosität
  • Appetitmangel
  • Schlafstörungen
  • körperliche Beschwerden, die nicht auf organische Ursachen zurückzuführen sind

Ein stärkeres Schlafbedürfnis und Lust auf Süßes sind im Winter allerdings nichts Ungewöhnliches. Erst wenn diese Bedürfnisse ausarten, zur Belastung werden und andere Symptome hinzukommen, kann eine Behandlung notwendig werden.

Winterdepression: Verlauf

Die saisonale Depression beginnt meistens in den Herbstmonaten und hält bis Frühlings-Beginn an. Wenn die Tage wieder länger und wärmer werden, verschwinden die Symptome in den meisten Fällen schlagartig von selbst. Im Frühling kann es dann noch vereinzelt zu Stimmungsschwankungen kommen (Spezielle Form der saisonal bedingten Depression, ähnlich einer bipolaren Störung).

Unterstützung durch Angehörige sowie Eigeninitiative (z.B. ausgewogene Ernährung, Bewegung im Freien) begünstigen einen positiven Verlauf der Depression und machen sie erträglicher. Halten die Symptome länger an oder treten immer wieder auf, sollten Sie einen Arzt aufsuchen, damit die depressive Verstimmung nicht in eine chronische, echte Depression übergeht.

Was sind die Ursachen?

Hauptursache für eine saisonal abhängige Depression (SAD) ist der Lichtmangel im Herbst und Winter. Die kurzen Tage signalisieren dem Körper einen veränderten Tag-Nacht-Rhythmus. Dies bewirkt ein Ungleichgewicht der Hormone und Botenstoffe (Neurotransmitter) im Gehirn. In der Folge kommt es zu schweren Stimmungsschwankungen, die eine vorübergehende Depression auslösen können.

Botenstoffe (Neurotransmitter)

Botenstoffe (Neurotransmitter) sind für die Signalübertragung im Gehirn zuständig. Zu den wichtigsten körpereigenen Botenstoffen gehören Dopamin, Noradrenalin, Serotonin und Endorphine. Diese liegen in einem bestimmten Verhältnis zueinander. Ist dieses Verhältnis gestört, z. B. weil ein Botenstoff nicht in ausreichender Menge produziert wird, wirkt sich das Ungleichgewicht auf Gefühle, Wahrnehmung und Verhalten aus.

Die Kombination aus Dopamin und Noradrenalin sorgt für positive Gefühle. Ist der Dopaminspiegel zu niedrig, führt das zu Depremiertheit und Niedergeschlagenheit.

Serotonin sorgt für Gelassenheit, Ausgeglichenheit, Ruhe sowie Zufriedenheit. Es dämpft zudem das Hungergefühl, Agression, Angst und Sorgen.

Noradrenalin macht wach, sorgt für Aufmerksamkeit und Motivation.

Endorphine (umgangssprachlich: Glückshormone) haben eine schmerzlindernde Wirkung. Ist der Endorphinspiegel zu niedrig, erscheinen Schmerzen stärker.

Gestörte synaptische Übertragung

Synapsen sind Verbindungsstellen zwischen Nervenzellen und dienen der Signal- und Reizübertragung. Ist die Synapsen-Übertragung gestört, kann das zu Formen der Depression führen.

Die Synapsen-Übertragung kann wie folgt gestört sein:

  • zu wenige oder keine Botenstoffe
  • Botenstoffe können nicht an die Zielzelle binden
  • Botenstoffe werden zu schnell abgebaut oder zu schnell wiederaufgenommen

Mögliche Ursachen der Störung sind:

Depressive Verstimmung bei Frauen

Frauen sind im Laufe ihres Lebens sehr häufig Hormonschwankungen unterworfen und leiden demensprechend zweimal häufiger als Männer unter depressiven Verstimmungen. Diese sind zumeist auf folgende Ursachen zurückzuführen:

  • Menstruation
  • Schwangerschaft
  • Geburt
  • Wochenbett (z.B. Wochenbettdepression)

Ein Zusammenhang zwischen Antibabypille und Depressionen konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Bei den heutigen niedrigdosierten Präparaten ist ein Zusammenhang höchst unwahrscheinlich.

Weitere mögliche Ursachen sind:

Winterdepression: Therapie - Wie Sie wieder aus dem Tief herauskommen

Je nach Schweregrad der Beschwerden, ist bei einer saisonalen Depression (SAD) eine entsprechende Therapie nötig.

Bei einer leichten depressiven Verstimmung können Betroffene sich oft selbst helfen, um die Produktion des Glückshormons Serotonin zu fördern:

  • Tageslicht tanken bei Spaziergängen an der frischen Luft
  • Sport
  • ausgewogene Ernährung

Bei stärkeren und langanhaltenden Beschwerden ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen und sich professionell behandeln zu lassen. Geeignete Maßnahmen sind bspw.:

  • Lichttherapie (Phototherapie)
  • natürliche Arzneimittel wie Johanniskraut

Um mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten zu vermeiden, sollten Sie vor der Einnahme von Johanneskraut, Rücksprache mit ihrem Arzt halten.

Eine Lichttherapie bei gleichzeitiger Einnahme von Johanniskraut ist nicht immer empfehlenswert, da Johanniskraut lichtempfindlich macht und es zu einer sogenannten phototoxischen Reaktion (Hautveränderung durch direkte Wechselwirkungen zwischen einer chemischen Substanz, dem UVA-Licht und körpereigenem Gewebe) kommen kann.

Lichttherapie (Phototherapie)

Ziel der Lichttherapie ist es, den Körper mit UV-Licht, welches Sonnenlicht ähnlich ist, zu versorgen. Speziell dafür vorgesehene Lampen finden sowohl beim Arzt oder auch zu Hause Verwendung. Patienten, die diese Therapie wünschen, müssen sie allerdings selbst bezahlen.

Medikamente gegen Depressionen

Bringen Tageslicht und Präparate wie Johanniskraut keine Besserung, kann es sinnvoll sein, eine vorübergehend Behandlung mit Antidepressiva aufzunhemen und einen Psychotherapeuten aufzusuchen. Die entscheidende Voraussetzung für den Einsatz von Antidepressiva ist eine sorgfältig gestellte Diagnose.

Antidepressiva sollen dazu führen, die Verfügbarkeit der Botenstoffe für die Signalübertragung im Gehirn zu verbessern. Die Präparate bewirken:

  • Ausschüttung der Botenstoffe in den synaptischen Spalt
  • Abbau der Botenstoffe wird gehemmt
  • Bindung an die Zielzelle wird unterstützt
  • Wiederaufnahme nach Reizübertragung wird gehemmt

So beugen Sie einer Winterdepression vor

Um einer Winterdepression vorzubeugen, sollten Sie die Produktion des Glückshormons Serotonin im Körper ankurbeln. Bewegung an der frischen Luft fördert die Aufnahme von Sonnenlicht und damit gleichzeitig die Aufnahme von Serotonin.

Die richtige Ernährung kann den Serotoninspiegel ebenfalls erhöhen. Das in Lebensmitteln enthaltene Serotonin gelangt zwar nicht direkt ins Gehirn, da es die Blut-Hirn-Schranke (physiologische Barriere zwischen den Flüssigkeitsräumen im Blutkreislauf und im Zentralnervensystem) nicht durchdringen kann. Die Serotonin-Vorstufe Tryptophan kann sie jedoch überwinden. Tryptophan kommt bspw. in Bananen, Datteln, Feigen und Fisch vor.

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