Krankenhauskeime© David Herraez Calzada

Was sind Krankenhauskeime?

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Die Bezeichnung Krankenhauskeime ist ein Sammelbegriff für Mikroorganismen, die eine nosokomiale Entzündung verursachen. „Nosokomial“ stammt aus dem Altgriechischen und heißt so viel wie „krank pflegen“. Eine nosokomiale Infektion ist also eine Infektion, die durch Mikroorganismen während eines stationären Krankenhausaufenthaltes ausgelöst wird. Diese Mikroorganismen sind zum Beispiel Bakterien, die unter anderem auf der menschlichen Haut oder der Darmflora leben sowie Keime aus der Luft oder dem Wasser.

Wie gefährlich ist eine Infektion mit Krankenhauskeimen?

Das Eu­­ropean Cen­t­­re for Di­­se­a­­se Pre­ven­­ti­on (ECDC) gibt an, dass sich in Deut­sch­­land et­wa 500.000 Men­­schen pro Jahr mit Kran­ken­haus­kei­­men an­s­te­­cken und so­gar 15.000 an den Fol­­gen ster­­ben. Die häu­­figs­­­ten Fol­­gen sind Atem- und Harn­­weg­s­er­kran­kun­­­gen, Wun­d­in­­fe­k­­ti­o­­nen oder ei­­ne Se­p­­sis – die so­­ge­­nan­n­­te Blu­t­­ver­­gif­­tung. Wie ge­­fähr­­lich ei­­ne In­­­fe­k­­ti­on ist, hängt da­bei stark vom ei­­ge­­nen Ge­­sun­d­heits­­zu­­­stand ab. Zur The­ra­pie müs­­sen An­­ti­­bio­­­ti­­ka ein­­ge­­setzt wer­­den, was aber nicht im­­mer so ein­­fach ist.

Was ist der bekannteste Krankenhauskeim?

Krankenhauskeime werden häufig mit multiresistenten Keimen gleichgesetzt. Tatsächlich sind aber nur etwa zehn Prozent aller Krankenhauskeime multiresistent. Zu den bekanntesten multiresistenten Krankenhauskeimen zählt der Methicillin-Resistente Staphylococcus Aureus (MRSA). Es gibt kaum noch Therapiemöglichkeiten bei einer MRSA-Infektion, da MRSA sich so verändert hat, dass kaum ein Antibiotikum mehr hilft. Bei MRSA werden daher besonders strenge Hygiene-Vorschriften eingehalten.

Was sind die Ursachen für Krankenhauskeime?

Die In­fek­ti­ons­we­ge wer­den grund­sätz­lich in en­do­gen und exo­gen un­ter­teilt. Bei ei­ner en­do­ge­nen An­ste­ckung han­delt es sich um kör­per­ei­ge­ne Bak­te­ri­en. Das hei­ßt, dass Bak­te­ri­en zum Bei­spiel im Darm oder auf der Haut na­tür­lich und für ei­nen ge­sun­den Kör­per not­wen­dig sind. Wenn die­se Bak­te­ri­en je­doch in Kör­per­re­gio­nen oder of­fe­ne Wun­den ge­lan­gen, in die sie nicht ge­hö­ren, wie die Blut­bahn oder die Atem­we­ge, kön­nen sie dort er­heb­li­chen Scha­den an­rich­ten und zu schwe­ren In­fek­tio­nen füh­ren.

Exo­ge­ne In­fek­tio­nen sind An­ste­ckun­gen durch kör­per­frem­de Bak­te­ri­en und Kei­me, die von Mensch zu Mensch über­tra­gen wer­den. Das kön­nen an­de­re Pa­ti­en­ten, Ärz­te, Pfle­ge­per­so­nal oder Be­su­cher sein. Die Über­tra­gung kann zum Bei­spiel über kon­ta­mi­nier­te Ge­gen­stän­de wie Tür­klin­ken, die Hän­de oder un­zu­rei­chend ge­wa­sche­ne Le­bens­mit­tel er­fol­gen.

Das hei­ßt, die Mi­kro­or­ga­nis­men wer­den teil­wei­se durch den Men­schen in die Kli­ni­ken ge­bracht. Bei In­fek­tio­nen hel­fen The­ra­pi­en mit, wo­bei ein Zu­viel hier auch nicht gut ist. Das hei­ßt, durch den Ein­satz von An­ti­bio­ti­ka, die ein brei­tes Spek­trum an Mi­kro­or­ga­nis­men be­kämp­fen, ver­än­dern sich auch je­ne Bak­te­ri­en, die uns ei­gent­lich hel­fen. Zu­dem wer­den durch das An­ti­bio­ti­kum zu­erst emp­find­li­che­re Bak­te­ri­en ab­ge­tö­tet, was wie­der­um Platz für ro­bus­te­re, re­sis­ten­te Kei­me bie­tet. So kön­nen sich mit der Zeit Re­sis­ten­zen ge­gen vor­her ei­gent­lich wirk­sa­me An­ti­bio­ti­ka auf­bau­en.

Ein wei­te­rer As­pekt ist der Per­so­nal­schlüs­sel in Kran­ken­häu­sern in Deutsch­land. Der liegt im Schnitt bei zehn Pa­ti­en­ten pro Pfle­ge­kraft. In Frank­reich sind es fünf. Das Per­so­nal ar­bei­tet des­halb stän­dig an sei­nen Gren­zen und hat ein­fach kei­ne Zeit, sich aus­führ­lich an die not­wen­di­gen Hy­gie­ne­vor­schrif­ten zu hal­ten, was die Aus­brei­tung von re­sis­ten­ten Er­re­gern för­dern kann. Das fand zum Bei­spiel die Ge­werk­schaft Ver­di in ei­nem Test in Ba­den-Würt­tem­berg her­aus.

Wer ist insbesondere gefährdet, sich zu infizieren?

Die grö­ß­te Ge­fahr be­steht für Men­schen mit ei­nem ge­schwäch­ten Im­mun­sys­tem wie Schwer­kran­ke, Kin­der und al­te Men­schen, aber auch chro­nisch Kran­ke wie Dia­be­ti­ker. Bei lan­gen Kran­ken­haus­auf­ent­hal­ten ist das In­fek­ti­ons­ri­si­ko eben­falls er­höht, vor al­lem wenn Ka­the­ter, Ve­nen­zu­gän­ge oder Er­näh­rungs­son­den ge­legt wer­den.

Wie kann das Übertragungsrisiko für gefährliche Krankenhauskeime gesenkt werden?

Die Hy­gie­ne­vor­schrif­ten ge­gen Kran­ken­haus-Kei­me in Deutsch­land sind aus­rei­chend, es müs­sen nur die Be­din­gun­gen ge­schaf­fen wer­den, da­mit die­se Vor­schrif­ten auch kon­se­quent ein­ge­hal­ten wer­den kön­nen. Das be­deu­tet Auf­klä­rung beim Pfle­ge­per­so­nal und al­len be­tei­lig­ten Dienst­leis­tern (Rei­ni­gungs­fir­men) so­wie struk­tu­rel­le Ver­än­de­run­gen. So muss die An­zahl der Pa­ti­en­ten pro Zim­mer ge­senkt wer­den, da­mit sie sich nicht ge­gen­sei­tig an­ste­cken. Glei­ches gilt für die An­zahl von Pa­ti­en­ten pro Pfle­ge­kraft, da­mit das Per­so­nal ge­nü­gend Zeit für die Hy­gie­ne hat. Den Rah­men da­zu muss die Po­li­tik schaf­fen. Die Um­set­zung liegt dann bei den Kran­ken­häu­sern.

Für die Ein­hal­tung der Hy­gie­ne in der Kli­nik sind aber auch die Pa­ti­en­ten selbst und die Be­su­cher ver­ant­wort­lich. Denn al­lein durch die Ein­hal­tung der Hy­gie­ne­vor­schrif­ten und vor al­lem sau­be­re Hän­de durch fach­ge­rech­te Hand­des­in­fek­ti­on ist ein Drit­tel al­ler In­fek­tio­nen ver­meid­bar.

Um die mul­ti­re­sis­ten­ten Kei­me in den Griff zu be­kom­men, emp­fiehlt das Ro­bert-Koch-In­sti­tut be­son­ders ge­fähr­de­te Grup­pen wie Dia­ly­se­pa­ti­en­ten oder Pa­ti­en­ten mit chro­ni­schen Wun­den bei der Auf­nah­me zu tes­ten, um aus­zu­schlie­ßen, dass sie Kei­me wie MR­SA un­wis­sent­lich mit sich tra­gen. Zu­dem sol­len An­ti­bio­ti­ka we­ni­ger aber da­für ziel­ge­rich­te­ter ein­ge­setzt wer­den.

Welche Hygienemaßnahmen sollten von Krankenhausbesuchern berücksichtigt werden?

Be­su­cher müs­sen sich an den Hy­gie­ne­maß­nah­men im Kran­ken­haus be­tei­li­gen, denn sie tra­gen Krank­heits­er­re­ger und Bak­te­ri­en mit sich her­um. Die­se kön­nen ge­sun­den Men­schen mit ei­nem in­tak­ten Im­mun­sys­tem nicht scha­den. Aber für ge­schwäch­te Men­schen ge­ra­de nach ei­ner Ope­ra­ti­on stel­len sie ei­ne gro­ße Ge­fahr dar. Des­halb ist es wich­tig, vor dem Be­tre­ten ei­ner Sta­ti­on die Hän­de zu wa­schen und zu des­in­fi­zie­ren.

Am bes­ten des­in­fi­zie­ren Sie Ih­re Hän­de di­rekt beim Be­tre­ten des Kran­ken­hau­ses, um kei­ne ge­fähr­li­chen Kei­me von au­ßen mit­zu­brin­gen. Mitt­ler­wei­le gibt es über­all Des­in­fek­ti­ons­mit­tel­spen­der mit Hin­wei­sen zum Ge­brauch. Da es auf dem Weg zum Pa­ti­en­ten­zim­mer über­all Keim­trä­ger wie Knöp­fe im Fahr­stuhl und Tür­klin­ken gibt, soll­ten Sie beim Ein­tritt ins Pa­ti­en­ten­zim­mer er­neut die Hän­de des­in­fi­zie­ren.

Glei­ches gilt nach dem Kon­takt mit an­de­ren mög­li­cher­wei­se kon­ta­mi­nier­ten Ge­gen­stän­den, der Toi­let­ten­be­nut­zung und beim Ver­las­sen des Kran­ken­hau­ses. Stel­len Sie nichts auf dem Fuß­bo­den ab, wo­mit der Pa­ti­ent spä­ter in Kon­takt kommt.

Soll­ten Sie sich selbst nicht wohl füh­len, Schnup­fen oder Hus­ten ha­ben, dann las­sen Sie sich vom Pfle­ge­per­so­nal ei­nen Mund­schutz ge­ben oder ver­zich­ten Sie lie­ber ganz auf den Be­such.

Die Klei­dung und al­le mit­ge­führ­ten Ta­schen soll­ten sau­ber sein. Set­zen Sie nicht auf das Bett, da Sie über die Klei­dung Kei­me über­tra­gen kön­nen. Neh­men Sie statt­des­sen lie­ber ei­nen Stuhl. Falls Sie dem Pa­ti­en­ten mit Blu­men ei­ne Freu­de ma­chen möch­ten, neh­men Sie Schnitt­blu­men. Denn in der Er­de von Topf­pflan­zen be­fin­den sich be­son­ders vie­le Kei­me und Schim­mel­pil­ze.

Quellen

  • Bundeministerium für Gesundheit: www.bundesgesundheitsministerium.de (Abruf: 27.09.2018)
  • Bundesministerium für Bildung und Forschung: www.gesundheitsforschung-bmbf.de (Abruf: 26.09.2018)
  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: www.infektionsschutz.de (Abruf: 26.09.2018)
  • Deutsches Zentrum für Infektionsforschung: www.dzif.de (Abruf: 27.09.2018)

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