Pocken© Drew Hays - Unsplash

Pocken – früher und heute

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Pocken sind eine hochinfektiöse Viruserkrankung. Nach der Pest waren die Pocken die größte Seuche der Menschheit.

Die Geschichte der Pocken – Das Wichtigste zusammengefasst

Forscher haben nachgewiesen, dass die Pocken bereits im 7. Jahrhundert in Nordeuropa grassierten. Im 20. Jahrhundert sind noch bis zu 500 Millionen Menschen an Pockeninfektionen gestorben. Seit 1980 gilt der auslösende Virenstamm als ausgerottet.

Was sind Pocken?

Die Pocken sind eine hochansteckende Viruserkrankung, die wegen ihrer hohen Sterblichkeitsrate gefürchtet ist. Die Krankheit wird als Tröpfcheninfektion über die Atemluft und durch das Sekret aus geplatzten Pockenbläschen übertragen (Schmierinfektion). Nach 12 bis 14 Tagen zeigen sich bei Infizierten in der Regel die ersten Symptome: Hohes Fieber, Rachenentzündung, Kopf- und Rückenschmerzen. Nach fünf weiteren Tagen stellen sich die namensgebenden Hautveränderungen ein. Zunächst Hautflecken, die sich zu Bläschen und eitrigen Pusteln entwickeln, bevor sie aufplatzen, verkrusten und bleibende Narben hinterlassen. Kopf, Hände und Füße sind von den Hautveränderungen am stärksten betroffen. In schweren Fällen können sich zudem Blindheit, Lähmungen, Taubheit, Hirnschäden und Lungenentzündungen einstellen. Bis zu einem Drittel der Erkrankten kann ohne Behandlung versterben. Die letzten Todesopfer gab es in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Seit den 80er Jahren sind keine Pocken-Erkrankungen mehr registriert worden. Das Virus gilt seither als besiegt.

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Welche Arten von Pocken gibt es?

Das Pockenvirus Variola existiert in mehreren Unterarten. Neben den Variola-Viren, deren Hauptwirt der Mensch ist, gibt es verschiedene Arten von Tierpocken. Auch diese können teilweise auf den Menschen überspringen.

Echte Pocken (Variola major)

Diese Virusart hat den Ruf der Pocken als lebensbedrohliche Seuche begründet. Im Laufe der Geschichte hat Variola major unzählige Todesopfer gefordert. Erst mit der Einführung von Impfungen konnte das Virus zurückgedrängt und schließlich besiegt werden. Heute gelten die Pocken als ausgerottet und existieren, soweit bekannt, nur noch in wissenschaftlichen Laboren in den USA und in Russland.

Weiße Pocken (Variola minor)

Die Erkrankung verläuft deutlich milder und kürzer als die echten Pocken. Schwere Verläufe und Todesfälle sind aber auch bei einer Ansteckung mit weißen Pocken möglich.

Hämorrhagische Pocken – "Schwarze Blattern" (Variola harmorrhagica)

Diese besonders schwere Form der Pockenerkrankung wird auch schwarze Pocken genannt. Zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit liegt erheblich weniger Zeit als bei den anderen Formen der Pocken. Nicht selten sterben die Menschen schon innerhalb von zwei Tagen nach Erscheinen der ersten Krankheitszeichen. Der Verlauf der Krankheit ist dramatisch. Die Menschen leiden neben den typischen Pocken-Symptomen zusätzlich an schweren Blutungen der Haut, der inneren Organe und der Schleimhäute.

Affenpocken

Affenpocken gehören zu den Tierpocken. Virusträger sind vor allem Nagetiere. Hier ist die Namensgebung missverständlich. Auch der Mensch kann sich mit Affenpocken anstecken. Das Virus hat die Artengrenze übersprungen. Man spricht in diesen Fällen von einer Zoonose. Der Kontakt mit infizierten Tieren oder deren Verzehr kann eine Infektion auslösen. Die Krankheit ist bisher hauptsächlich in Afrika verbreitet. Seit Mai 2022 werden auch Infektionen außerhalb des afrikanischen Kontinents beobachtet. Es handelt sich um eine relativ milde Variante der Affenpocken aus Westafrika. Die Ansteckung erfolgt auf der Nordhalbkugel meist von Mensch zu Mensch. Anders als bei den echten Pocken, sind die Symptome der Affenpocken beim Menschen in der Regel eher mild. Der typische Hautausschlag ist weniger ausgeprägt. Die Erkrankten klagen über grippeähnliche Symptome und Veränderungen an den Schleimhäuten. Es zeigen sich scharf umgrenzte Pusteln, hauptsächlich im Gesicht sowie an Händen und Füßen. Die Genesung dauert meist mehrere Wochen. Aber auch schwere Krankheitsverläufe sind möglich, bis hin zum Tod.

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Kuhpocken

Auch die Kuhpocken zählen zu den Zoonosen. Sie können also vom Tier auf den Menschen übertragen werden. 2009 wurden in Deutschland die bisher letzten Fälle von Kuhpocken beim Menschen diagnostiziert. Die Infektion ist grundsätzlich eher harmlos. Dieser Tatsache verdanken die Kuhpocken eine gewisse Berühmtheit. Denn lebende Kuhpocken wurden als weltweit erstes Vakzin für die Impfung gegen die menschlichen Pocken genutzt. Der Kontakt mit Kuhpocken immunisiert die geimpften Menschen zuverlässig gegen ein Pocken-Erkrankung.

Wie werden Pocken übertragen?

Pocken können über die Atemwege (Tröpfcheninfektion) übertragen werden. Auch der Hautkontakt mit Körpersekreten oder den verkrusteten Pockenbläschen kann zu einer Infektion führen (Schmierinfektion). Virusbelastete Ablagerungen bleiben über lange Zeit infektiös. Deshalb besteht auch eine hohe Ansteckungsgefahr durch Kleidung, Bettzeug oder Hygieneartikeln, mit denen Patienten Kontakt hatten. Das Pocken-Virus ist sehr ansteckend. Erkrankte übertragen das Virus meist auch auf ihr familiäres Umfeld an. Eine bereits durchgemachte Infektion mit echten Pocken schafft allerdings Immunität und verhindert eine erneute Infektion.

Welche Symptome treten bei Pocken auf?

Die Pocken sind eine schwere, lebensbedrohliche Erkrankung mit ausgeprägten Krankheitszeichen und Beschwerden. Die Ansteckungsgefahr hält meist bis zu drei Wochen nach Krankheitsausbruch an. In Einzelfällen auch länger. Beschwerden einer Pockenerkrankung sind:

Typische Symptome bei einer Pocken-Erkrankung:

Wie verläuft die Erkrankung?

Die Pocken heilen bei günstigem Verlauf innerhalb von Wochen wieder ab. Unbehandelt kann die Infektion aber auch tödlich verlaufen. Bei den echten Pocken versterben dann bis zu einem Drittel der Erkrankten. Die anderen Formen der Pocken gelten als weniger lebensbedrohlich.

Wie werden Pocken behandelt?

Für infizierte Personen gilt strenge Quarantäne. Auch Kontaktpersonen müssen sich in Isolation begeben. Dies verhindert die weitere Ausbreitung der Krankheit. Bis zu vier Tage nach der Ansteckung kann noch eine Pocken Impfung verabreicht werden. Auch zu diesem späten Zeitpunkt mildert die Impfung in der Regel noch den Verlauf der Erkrankung. Der Ausbruch der Krankheit kann durch die Pocken Impfung unter Umständen sogar vollständig vermieden werden. Mit Tecovirimat steht heute zudem ein wirksames Medikament gegen das Pockenvirus zur Verfügung. Das antivirale Präparat kann die Ausbreitung des Erregers im Organismus verhindern. Es wird teilweise auch bei einer Infektion mit Affen- oder Kuhpocken eingesetzt.

Wo kommen Pockenviren heute noch vor?

Das Pockenvirus existiert seit 1980 offiziell nur noch an zwei Orten. Beides sind Forschungslabore: "Centers for Disease Control and Prevention" in Atlanta sowie das "Vektor Institut" in Nowosibirsk. Die letzten Pockenkranken wurden 1977 in Somalia und 1978 in England behandelt. Letzteres war ein Laborunfall. Tierpocken, die auf Menschen übergehen können, sind dagegen noch aktiv. In Deutschland wurden 2009 noch Fälle von Kuhpocken registriert. Im Mai 2022 entdeckte man einen ersten Fall von Affenpocken in München. Prinzipiell können auch andere Tierpocken, wie Katzen- und Kamelpocken auf den Menschen übergehen. Sie gelten als meldepflichtige "Zoonosen".

FAQ zum Thema: Pocken

War die Pockenimpfung eine Zwangsimpfung?

Die Pocken Impfung war Pflicht. Ab 1967 bestand, initiiert von der WHO, weltweit die Verpflichtung zur Teilnahme an der Pockenimpfung. Diese Impfpflicht zur Bekämpfung der Pocken endete in der Bundesrepublik 1976 und in der DDR dann endgültig 1982. Die Erstimpfungen wurden aber auch dort bereits 1980 eingestellt. Die obligatorische Pockenimpfung wird als Erfolg betrachtet. Die Pocken gelten seit 1980 offiziell als ausgerottet. Neue Fälle wurden nicht mehr registriert.

Kann man Pocken überleben?

Ja. Es gibt heute neue, wirksame Behandlungsmethoden. Als gefährdet gelten inzwischen aber ohnehin nur noch Personen, die in Forschungslaboren beschäftigt sind, welche mit dem Pockenvirus arbeiten. Die Mitarbeiter erhalten zu ihrem Schutz prophylaktische Impfungen gegen Pocken.

Woher kamen die Pocken?

Der Begriff "Pocken" wurde erstmals im 9. Jahrhundert in England verwendet. Das Virus konnte man aber schon in nordeuropäischen Gräbern aus dem 7. Jahrhundert direkt nachweisen. Die Wissenschaft geht davon aus, dass die Menschheit schon sehr viel länger von Ansteckungen mit Pocken betroffen ist.

Wie verläuft die Krankheit Pocken?

Nach einer Ansteckungszeit von durchschnittlich 12 bis 14 Tagen entwickeln die Infizierten hohes Fieber, Kopf- und Rückenschmerzen. Mund- und Rachenschleimhäute schwellen an und zeigen einen Ausschlag. Über ein bis drei Wochen hinweg bilden sich hauptsächlich im Gesicht sowie an Händen und Füßen zunächst Flecken, die sich nacheinander zu Knoten, Pusteln und Krusten entwickeln. Sehr auffällig: Die verschiedenen Hautveränderungen durchlaufen alle Entwicklungsstufen zeitgleich. Darin unterscheiden sich die Pocken beispielsweise von den harmloseren Windpocken. Circa drei bis vier Wochen nach Ausbruch der Krankheit sind die Patienten bei günstigem Verlauf nicht mehr ansteckend.

Wie gefährlich sind Pocken?

Pocken sind eine lebensbedrohliche Krankheit. Sie zählen wie die Pest zu den großen Seuchen der Menschheitsgeschichte. Allerdings ist seit über 40 Jahren weltweit kein Fall von Pocken mehr aufgetreten. Insofern besteht heute kaum noch eine Gefahr, an Pocken zu erkranken. Allenfalls Beschäftigte von virologischen Forschungseinrichtungen erhalten heute noch vorsorglich eine Pockenimpfung.

Was tun bei Verdacht auf Pocken?

Es besteht heute keine Gefahr mehr, an Pocken zu erkranken. Die Krankheit gilt bereits seit 1980 als vollständig besiegt. Anders verhält es sich mit Tierpocken-Infektionen. Hier besteht noch eine, wenn auch hierzulande geringe, Ansteckungsgefahr. Aktuell ist am ehesten eine Infektion mit Affenpocken möglich. Seit die Krankheit auch von Mensch zu Mensch übertragen wird, ist von einer weiteren Zunahme der Fälle auszugehen. Bei erwiesener Ansteckung mit Affenpocken, ist eine Isolation der Betroffenen vorgesehen. Für die Erkrankung besteht Meldepflicht. In der Regel heilt sie innerhalb mehrerer Wochen auch ohne Behandlung.

Quellen

  • Bundesamt für Gesundheit der Schweizerischen Eidgenossenschaft, www.bag.admin.ch, (Abruf 26.05.2022)
  • Deutsches Ärzteblatt: „Pocken", www.aerzteblatt.de (Abruf 28.05.2022)
  • Robert Koch-Institut.: „Pocken“, www.rki.de (Abruf 26.05.2022)
  • MSD MANUAL, Ausgabe für Patienten: „Pocken (Variola)“, www.msdmanuals.com (Abruf 26.05.2022)
  • Süddeutsche Zeitung „Pocken – die Geschichte der gefährlichen Viren“, www.sueddeutsche.de (Abruf 25.05.2022)
  • Deutsches Zentrum für Infektionsforschung, www.dzif.de (Abruf 26.05.2022)
  • Paul-Ehrlich-Institut: „Pocken-Impfstoffe“, www.pei.de (Abruf 27.05.2022)

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