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Zähneknirschen: Ursachen, Symptome, Behandlung

Erstellt am Uhr
Autor Text fachlich geprüft von Desislava Stanchev, Fachärztin für Kieferorthopädie
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Der Fachbegriff für Zähneknirschen ist Bruxismus und beschreibt ein Phänomen, das keinerlei Kaufunktionen als Teil des Verdauungssystems unterliegt. Häufig knirschen oder pressen Betroffene ihre Zähne unbewusst oder im Schlaf und merken davon gar nichts. Dabei kann Zähneknirschen zu Schmerzen und Zahnschäden führen.

Ursachen von Zähneknirschen

Als begünstigend für das Auftreten von Zähneknirschen gelten Schlafstörungen, chronischer Stress oder Angst. Zudem steigt das Risiko zum Zähneknirschen durch den Konsum von Alkohol, Koffein sowie Tabak oder bei bestimmten Medikamenten. Temporär tritt Zähneknirschen bei jedem Zweiten unter Stress auf, aber nur bei 20 Prozent wird es zum chronischen Problem.

Eine weiterer möglicher Grund für Zähneknirschen ist eine überstehende Füllung oder Krone. Wenn ein fehlender Zahn keinen Gegenbiss für gegenüberliegenden Zahn bietet und letzterer herauswächst, kann auch das den Zusammenbiss der Kiefer beeinträchtigen und Zähneknirschen nach sich ziehen.

Beim Zähneknirschen lastet der Druck von fast einer halben Tonne pro Quadratzentimeter für bis zu 45 Minuten auf den Zähnen. Stellen Sie sich vor, ein Pferd würde für die Dauer einer halben Tatort-Folge auf eine Ihrer Fingerkuppen pressen. Im Normalfall liegt die Kaukraft des Menschen zehnmal niedrig bei etwa 0,4 Kilonewton. Selbst unser immens harter Zahnschmelz bleibt auf die Dauer davon nicht unbeschadet. Das heißt, es kann zum Abrieb der Zähne führen.

Zudem schadet es dem Kiefergelenk, der Kaumuskulatur und weiteren Muskelgruppen zur Stabilisierung des Kopfes. So können Schmerzen, Ohrgeräusche wie Tinnitus, Schwindel, Sehstörungen, Übelkeit oder gar Schlafwandeln die Folge oder Begleiterscheinung sein. Für die Partnerin oder den Partner bedeutet Zähneknirschen in der Nacht das Gleiche wie Schnarchen – es bringt einen um den Schlaf.

Mögliche Krankheiten als Ursache von Zähneknirschen

Zähneknirschen kann auch als Begleiterscheinung verschiedener Krankheiten auftreten. Das Restless Legs Syndrom (RLS, Unruhige-Beine-Syndrom) äußert sich, wie der Name erahnen lässt, in unruhigen, kribbelnden Beinen in Ruhephasen. Das führt wiederum zu Schlafstörungen. RLS ist auf ein Ungleichgewicht des Botenstoffs Dopamin in Gehirn und Rückenmark zurückzuführen.

Ferner können Durchblutungsstörungen oder Blutungen im Gehirn, nächtliche Epilepsie und Parkinson auch Zähneknirschen verursachen. Dies sind alles Gehirnerkrankungen wie auch Chorea Huntington, bei der Teile des Gehirns zerstört werden, die bei der Steuerung der Muskeln wie dem Kaumuskel beteiligt sind.

Mögliche Symptome von Zähneknirschen

Da man vor allem nachts das Zähneknirschen selbst nicht mitbekommt, sollte man Hinweise von Partnerin oder Partner ernst nehmen. Weitere Hinweise sind glatt geschliffene Zahnflächen, Risse und größere Schäden an den Zähnen und empfindliche Zähne.

Behandlung von Zähneknirschen

Sogenannte Störkontakte beim Zusammenbiss müssen vom Zahnarzt beseitigt werden, denn Abweichungen der Bisslage von nur 0,01 Millimetern werden störend empfunden. Das zeigt sich unter anderem in Form von verkürzten Tiefschlafphasen, kurzem Atemstillstand im Schlaf und einer Erhöhung des Adrenalinausstoßes, was wiederum zu gesteigertem Blutdruck führt.

Knirscherschien: Um den Abrieb der Zähne möglichst gering zu halten, empfiehlt es sich, nachts eine Knirscher- oder Aufbissschiene zu verwenden. Die Aufbissschiene reduziert ferner den Druck auf das Kiefergelenk und verringert oder beseitigt sogar Kiefergelenkschmerzen am Morgen.

Biofeedback: Das Biofeedback ist eine Methode zur Veränderung biologischer Prozesse und ähnelt der Verhaltenstherapie sowie lerntheoretischen Ansätzen. Beim Zähneknirschen ist es zum Beispiel möglich, die Muskelspannung am Kaumuskel in Töne umzuwandeln, um dem Betroffenen die Auswirkungen seines Handelns zu zeigen und die bewusste Unterbrechung des Kauimpulses zu trainieren.

Hypnotherapie: Die Hypnotherapie versucht, mit Hypnose eine Veränderung der angespannten Muskeln zu erreichen, zum Beispiel vom Kiefer zur Hand. So wird das Unterbewusstsein trainiert, auf die Anspannung der Kiefermuskulatur zu reagieren und diese zu lösen.

Botulinumtoxin: Botulinumtoxin, auch als Botox bekannt, gilt als tödlichstes Gift für höhere Wesen und damit auch für den Menschen. Seine Nerven- und Muskelentspannungswirkung nutzt die Medizin zum Beispiel, um Falten im Gesicht zu glätten. Allerdings kann das Botulinumtoxin bei der Verwendung am Kaumuskel, mit dem Ziel das Zähneknirschen zu beseitigen, erhebliche Schäden am Kieferknochen verursachen. Deshalb wird von dieser Therapieform abgeraten.

Welche Kosten übernimmt die Gesetzliche Krankenversicherung?

Die gesetzliche Krankenkasse übernimmt eine Botulinumtoxin-Behandlung nicht, die etwa 400 Euro kosten kann. Auch die Kosten für eine Aufbissschiene von etwa 150 Euro werden häufig nicht von der Krankenkasse ersetzt. Anders ist es bei Physiotherapie, falls der Zahnarzt sie verschreibt. Wegen der Übernahme von anfallenden Kosten für PME, Biofeedback oder Psychotherapie sollte das persönliche Gespräch zur Krankenkasse gesucht werden.

Entspannungsübungen gegen Zähneknirschen

Entspannungsübungen helfen gegen Zähneknirschen, wenn die Ursache Stress ist. Über Übungen wie Autogenes Training (AT) oder Progressive Muskelentspannung nach Jakobson (PME oder PMR) lernt man, Stress abzubauen.

Zähneknirschen bei Kindern und Kleinkindern

Bei Kindern hat das Zähneknirschen in der Regel mit der Feinabstimmung des Gebisses zu tun. Dabei pressen und reiben obere und untere Zahnreihe gegeneinander. Das Knirschgeräusch entsteht durch das Zurechtbeißen und Einschleifen der Zähne. Meist ist das  nicht schlimm und legt sich mit dem Verlust der Michzähne. Allerdings kann Zähneknirschen bei Kindern und Jugendlichen genauso wie bei Erwachsen ein Zeichen für Angst oder Stress sein.

Natürliche Tipps gegen Zähneknirschen

Als natürliche Behandlungsmethoden gegen Zähneknirschen findet man zum Beispiel warme Kompressen und Atemübungen. Das Auflegen eines in warmes Wasser getränkten Waschlappens soll zur Entspannung der Muskulatur beitragen. Atemübungen wirken ähnlich wie Entspannungsübungen und lockern die Gesichtsmuskeln. Dazu lege man sich einmal morgens und abends auf den Rücken, atme tief ein, zähle bis fünf und atme langsam wieder aus. Nach fünf bis zehn Minuten sollten die Muskeln entspannt sein.

Baldrian und Kräutertee: Baldrian beruhigt und entspannt die Muskulatur, was wiederum dem Pressen mit den Zähnen entgegenwirkt. Dazu vermische man ein paar Tropfen ätherisches Baldrianöl mit einem Teelöffel Olivenöl und massiere Kiefer und Halsmuskulatur. An Kräutertees eignet sich der Genuss von Kamillentee und grünem Tee etwa eine Stunde vor dem Zubettgehen für Entspannung und ruhigen Schlaf.

Calcium, Magnesium und Vitamin C: Muskelverspannung und Krämpfe sind häufig ein Zeichen für Magnesium- und Calciummangel. Der Körper benötigt beide Nährstoffe für die Muskel- und Nervenfunktion. Magnesium kommt unter anderem in rohem Kakao, Mandeln und zahlreichen Nüssen wie Walnüssen vor. Calcium stellen zum Beispiel Brokkoli, Mohn und Mandeln zur Verfügung. Wie oben bereits bei RLS erwähnt, kann ein Ungleichgewicht im Dopamin-Haushalt zum Zähneknirschen führen. Für die Herstellung von Dopamin benötigt der Körper Vitamin C. Das ist beispielsweise in Beeren, Brokkoli und rotem Paprika zu finden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine ausgewogene Lebensweise mit Stressabbau-Mechanismen und eine gesunde Ernährung ein guter Anfang gegen das Zähneknirschen sind. Hilft das allein nicht, ist der Gang zum Zahnarzt ratsam.

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Die Artikel im Ratgeber der Deutschen Familienversicherung sollen Ihnen allgemeine Informationen und Hilfestellungen rund um das Thema Zahngesundheit bieten. Sie sind nicht als Ersatz für eine professionelle Beratung gedacht und sollten nicht als Grundlage für eine eigenständige Diagnose und Behandlung verwendet werden. Dafür sind immer Mediziner zu konsultieren.

Unsere Inhalte werden auf Basis aktueller, wissenschaftlicher Studien verfasst, von einem Team aus Fachärzten und Redakteuren erstellt, dauerhaft geprüft und optimiert.

Quellen

Gesellschaft für Zahngesundheit (GZFA): Bruxismus: Zähneknirschen und Kieferpressen, in: Gesellschaft für Zahngesundheit, Funktion und Ästhetik (GZFA). (Stand: 16.02.2024).

Van Sluijs, R. et al. (2020): Bruxismus: Wie gefährlich ist Zähneknirschen? In: Der Allgemeinzahnarzt. (Stand: 16.02.2024).

Turp, JC (2021): Bruximus – vom Kieferpressen und Zähneknirschen, in: Zeitrschrift für Komplementärmedizin. (Stand: 16.02.2024).

Pfitzer, T (2018): Kiefer gut, alles gut: Das Übungsprogramm gegen CMD, die wahre Ursache von Zähneknirschen, Kopfschmerzen, Nackenverspannungen, Tinnitus und Co. In: Kiefer gut – alles gut.  (Stand: 16.02.2024).

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