Ist Milch gesund?© Alena Demidyuk

Wie gesund ist Milch tatsächlich?

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Milch gehört in Deutschland mit zu den Grundnahrungsmitteln. Speziell Kuhmilch wird seit langer Zeit industriell produziert und Menschen stellen mit dem Verzehr der Milch eines anderen Lebewesens auch im Tierreich eine Besonderheit dar. Ist das überhaupt gesund? Wieviel Kuhmilch darf man eigentlich trinken? Oder sollte sich der Mensch lieber von pflanzlichen Milch-Alternativen ernähren? Unter Forschern ist die Meinung geteilt. Wie gesund oder ungesund ist Milch nun tatsächlich?

Wie gesund ist Milch tatsächlich?

Vor der Frage, wie gesund Milch wirklich ist, sollte die Frage geklärt werden, was Milch eigentlich ist. In erster Linie ist Kuhmilch die Muttermilch eines weiblichen Rinds, das ein Kalb zur Welt gebracht hat. Heutzutage ist durch die industrielle Nahrungsmittelproduktion dieser natürlich Prozess der Milchproduktion durch eine Kuh nicht mehr zwangsläufig Basis der Milchproduktion. Durch die moderne Milchwirtschaft ist die Kuhmilch als Grundnahrungsmittel Bestandteil des menschlichen Ernährungsplan. Warum das so ist und ob Milch tatsächlich so unbedenklich ist, wie ihr Ruf - wir erklären es Ihnen. 

Warum sind die Meinungen, ob Milch trinken gesund ist oder nicht, so gespalten?

Eigentlich verträgt der menschliche Organismus den Milchzucker Laktose, der in der Milch einer Kuh enthalten ist, nicht. Untersuchungen am Gletschermann Ötzi ergaben, dass auch er laktoseintolerant war. Dennoch begann sich etwa zu seiner Zeit vor 5000 Jahren eine Genmutation zu verbreiten, die es Menschen ermöglichte, mittels des Enzyms Laktase den Milchzucker zu verdauen und damit diesen tierischen Rohstoff für das tägliche Leben und die Ernährung zu erschließen.

Im Mittelalter hatten sich das Enzym und die Viehwirtschaft so weit verbreitet, dass es kaum noch Fälle von Laktoseintoleranz in Europa gab. Milch und Milchprodukte bildeten ein energiereiches Nahrungsmittel. In den nördlichen Breiten war das Trinken von Milch wegen des chronischen Sonnenlichtmangels eine wichtige Kalzium- und Vitamin-D-Quelle. Heute ist eine solch energiereiche Ernährung aufgrund unserer veränderten Lebensbindungen und des breiten Nahrungsangebotes in Industrieländern nicht mehr nötig.

Es ist auch sehr schwer geworden, unter den zahlreichen Studien zum Thema Milch noch den Überblick zu behalten. In den USA ergab beispielsweise eine Studie unter Vierjährigen, dass ihr Milchkonsum das Risiko für Übergewicht im späteren Leben um 16 Prozent steigert. Allerdings wurde hier der Zuckerzusatz durch Geschmacksstoffe nicht berücksichtigt. Eine weitere Studie in der Schweiz ergab, dass Milch sogar ein Schlank-Macher sei. Aber die Untersuchung fand an Mäusen statt und diese verfügen über einen anderen Stoffwechsel als Menschen.

Uneinigkeit herrscht in der Forschung auch über die gesättigten Fettsäuren in der Milch. Einige Studien legen nahe, das diese sich negativ auf den LDL-Cholesterinspiegel auswirken, andere sehen gerade im Einfluss auf das LDL-Cholesterin den Mehrwert von milchreicher Ernährung. Die Pro-Milch-Seite argumentiert mit den in Bio- und Alpenmilch enthaltenen Omega-3-Fettsäuren. Aber es fehlen die Weideflächen für Futter, um den gesamten Milchbedarf auf Bio-Wirtschaft umzustellen. Die Kontra-Milch-Seite warnt, dass überhaupt nicht klar sei, was die etwa 400 Fettsäuren der Milch in ihrer Kombination für Wirkungen auf den menschlichen Organismus haben. Zudem komme noch die positive Beeinflussung bestimmter Krankheits-förderlicher Umstände hinzu, was den Milchkonsum nicht uneingeschränkt empfehlenswert macht.

Wie viele Menschen vertragen keine Milch?

Man geht davon aus, dass etwa 15 Prozent der Menschen in Deutschland laktoseintolerant sind; das mutierte Gen zur Verdauung der Laktase also nicht besitzen. Das heißt, dass die überwiegende Mehrheit der Menschen in Deutschland Milch verträgt und Laktoseintoleranz eher die Ausnahme bildet. Weltweit betrachtet, sind es aber 75 Prozent aller Menschen, die Kuhmilch und andere Milchprodukte nicht vertragen. Das Verhältnis ist demnach umgekehrt.

Ist der hohe Fettanteil bei Milch ungesund?

Bei einem Glas Milch mit 3,5 Prozent Fettanteil liegt der Anteil der gesättigten Fettsäuren bei etwa zwei Prozent. Das klingt erst einmal nicht viel. 100 ml Milch besitzen je nach Fettgehalt 48 bis 65 Kilokalorien. Im Vergleich dazu enthalten 100 ml Cola etwas mehr als 40 Kilokalorien. Wer ein Glas Milch trinkt, hat damit mehr Kalorien zu sich genommen wie bei der gleichen Menge Cola. In Sonderfällen wie bei Unterernährung mag das hilfreich sein, aber für die breite Masse gilt dieses Kalorienverhältnis als eher nicht empfehlenswert.

Noch deutlicher als bei Milch sieht es bei Milchprodukten wie Käse und verschiedenen Käsesorten mit etwa 40 Prozent Fettanteil aus. In diesen Produkten ist auch der Anteil der ungesättigten Fettsäuren viel höher. Die gesättigten Fettsäuren erhöhen den LDL-Cholesterinspiegel, was bei gleichzeitig niedrigem HDL-Cholesterinspiegel ein erhöhtes Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bedeutet. Bei Männern steigt bei einer Ernährung mit erhöhtem Milchkonsum das Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken.

Andere Wissenschaftler verweisen darauf, dass man sich bei der Gesundheitsfrage von Milch nicht festlegen könne, da die etwa 400 verschiedenen Fettsäuren noch nicht erforscht sind. Sie stellen die Frage, ob man daher Milch, Käse und Milchprodukte bedenkenlos weiter trinken und essen könne, solange das nicht geklärt ist.

Welche Beschwerden verursacht Milch bei einigen Menschen?

Bei Menschen mit Laktose-Intoleranz wirkt sich der Verzehr von Milch oder Milchprodukten häufig auf das Verdauungssystem aus. Die Stärke der Beschwerden hängt davon ab, wieviel Milchzucker aufgenommen wurde und wie viel Laktase im Darm des Betroffenen noch gebildet wird. Bei Personen mit ausgeprägter Unverträglichkeit von Milchzucker klagen die Betroffenen in der Regel nach 15min bis mehreren Stunden über Bauchschmerzen, Übelkeit, Darmwinde und Blähungen, selten auch Erbrechen und Durchfall.

Schützt Milch tatsächlich vor Osteoporose?

Die Theorie, dass Milch vor Osteoporose schützt, kommt vom Calcium in der Milch, denn es ist ein wichtiger Bestandteil von Knochen und Zähnen. Calcium ist aber auch für eine Vielzahl anderer Körperfunktionen und für Muskeln und Nerven wichtig. Gegen die Theorie, dass Milch vor Osteoporose schützt, spricht ferner, dass in Asien und Afrika Osteoporose am wenigsten verbreitet ist. Gleichzeitig wird dort fast keine Kuhmilch getrunken. Dies ist ein weiteres Indiz, dass die verschiedenen Zusammenhänge zwischen Milch und Einfluss auf die Gesundheit noch nicht ausreichend untersucht sind.

Was sind Alternativen zur Kuhmilch?

An pflanzlichen Milchsorten gibt es vor allem Hafer- und Mandelmilch, die man auch mit überschaubarem Aufwand selbst herstellen kann. Alternative Calcium-Quellen sind Spinat, Tahin (Sesampaste) und Grünkohl. Den höchsten Kalziumgewinn bei pflanzlicher Ernährung zieht man aus Blättern, Stielen/Stängel, Wurzeln und Samen.

Vitamin D, das den Calcium-Haushalt reguliert, bilden wir durch Sonnenlicht selbst. Etwa 15 Minuten Sonnenlicht pro Tag genügen dafür. Das körpereigene Vitamin D ist auch für den Organismus die beste und wichtigste Calcium-Quelle. Probleme können sich im Winter ergeben, denn die äußeren Bedingungen der verkürzten Sonneneinstrahlung haben sich seit Ötzi nicht geändert. Als Ergänzung bieten sich verschiedene Lebensmittel wie Avocado, Pilze und Fisch an. Lachs und Hering bilden dabei die besten Quellen, aber angesichts der Überfischung raten Experten im Winter in diesem Fall zu Nahrungsergänzungsmittel.

Wie gesund Milch nun tatsächlich ist, könnte vielleicht sogar die falsche Frage sein. Man müsste vielmehr fragen: Ist Milch für den Menschen überhaupt zum Verzehr geeignet? Für die Milch sprechen verschiedene Vitamine und Mineralstoffe. Dagegen sprechen zahlreiche ungeklärte Fragen zu Bestandteilen und Wirkungen der Kuhmilch auf den Menschen. Experten raten daher zu einem bedachten Milchverzehr in moderaten Mengen. Letztlich ist es vermutlich auch bei der Milch wie bei vielen anderen Substanzen und Nahrungsmitteln - die Dosis macht das Gift.

Quellen

  • AOK: www.aok.de (Abruf: 12.09.2018)
  • Ärzteblatt: www.aerzteblatt.de (Abruf: 11.09.2018)
  • Ökotest: www.oekotest.de (Abruf: 12.09.2018)
  • Stiftung Gesundheitswissen: www.stiftung-gesundheitswissen.de (Abruf: 12.09.2018)

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