Wundliegen (Dekubitus)© LightField Studios

Wundliegen (Dekubitus): Ursachen, Symptome & Behandlung

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Die Bezeichnung Dekubitus stammt vom lateinischen Verb „decumbere“ ab, was so viel bedeutet wie krank im Bett oder krank darnieder zu liegen. Damit wird die Hauptursache des Wundliegens umschrieben.

Was ist unter Wundliegen zu verstehen?

Dekubitus tritt auf, wenn anhaltender Druck auf eine Gewebestelle ausgeübt wird und dadurch in diesen Bereichen keine ausreichende Durchblutung stattfindet. Die Stellen fangen an zu schmerzen und das Gewebe sowie die darüber liegende Haut werden geschädigt.

Ursachen von Dekubitus

Wundliegen tritt bei bettlägerigen Patienten auf, wenn sie sich aufgrund ihrer Schwächung längere Zeit nicht bewegen können. Das Risiko des Wundliegens steigt umso mehr, desto weniger sich ein Mensch allein mobilisieren kann. Die Körperstellen, die durch das Körpergewicht den meisten Druck aufnehmen, werden schlecht durchblutet und mit zu wenig Sauerstoff versorgt. Kleine Blutgefäße werden dabei zusammengedrückt. Das heißt, dass Dekubitus eigentlich nicht, wie häufig angenommen, an der Haut entsteht, sondern in den Bereichen darunter. Wenn sich erste Anzeichen auf der oberen Hautschicht zeigen, ist der Schaden in der Tiefe bereits fortgeschritten.

Was sind typische Symptome?

Dekubitus wird international in vier Dekubitus-Grade einteilt, die jeweils eine bestimmte Schwere an Schädigung aufzeigen. Dabei sind gerade die Anzeichen des ersten Grades zur Früherkennung immens wichtig.

Grad I: Hier sind bereits rote Hautstellen, kleine Schwellungen oder Hautverhärtungen zu erkennen. Die Hautoberfläche ist aber noch in Ordnung. Beim sogenannten Finger-Test drückt man kurz auf die rote Stelle. Nimmt man den Finger wieder weg, wird normalerweise die Stelle kurz weiß. Das lässt sich ganz einfach an der eigenen Haut testen. Wird die Haut beim Patienten nicht weiß, handelt es sich um das Anfangsstadium eines Dekubitus.

Grad II: In diesem Stadium sind durch den Druck des Aufliegens bereits Teile der Haut defekt und offene Stellen und Blasenbildung ist erkennbar. Die Defekte werden als flaches Geschwür der Haut bezeichnet. Umgebendes Gewebe ist durch den erhöhten Druck in Mitleidenschaft gezogen.

Grad III: In diesem Stadium sind sämtliche Hautschichten zerstört und darunterliegendes Gewebe geschädigt oder schon abgestorben. Die Schädigung durch den Druck des Körpergewichts wird als offenes Geschwür bezeichnet.

Grad IV: Tieferliegendes Gewebe wie Muskeln, Sehnen und sogar Knochen sind durch eine Entzündung zerstört. Es haben sich tiefe, offene Geschwüre, sogenannte Druckgeschwüre, gebildet.

Die Druckstellen können schmerzhaft sein, aber das heißt nicht, dass Betroffene diese Schmerzen auch wahrnehmen. Das gilt zum Beispiel dann, wenn sie wegen anderen Erkrankungen wie Krebs einer Behandlung mit Schmerzmitteln unterliegen. Deshalb ist es umso wichtiger, dass das Pflegepersonal auf das regelmäßige Bewegen der Patienten und die frühen Anzeichen achtet, bevor sich aus einer Druckstelle eine Wunde entwickelt.

Als Faustformel gilt eine maximale Liegezeit von Betroffenen in einer Position von zwei Stunden. Aber auch das ist sehr individuell, da noch mehr Faktoren berücksichtigt werden wie im nächsten Abschnitt erläutert wird.

Wer ist besonders gefährdet?

Besonders sind immobile Menschen gefährdet; also bettlägerige Menschen, die so schwach sind, dass sie sich nicht selbst bewegen können. Koma-Patienten zählen mit zur Risikogruppe. Für diese Menschen verwenden Pflegeeinrichtungen häufig Mikrostimulations-Systeme, auch Wechseldruckmatratzen genannt. Das sind Matratzen, die feinste Bewegungen ausführen und somit die Auflagepunkte des Patienten ändern und die Bildung von Druckgeschwüren verhindern helfen sollen.

Allerdings darf das Dekubitus-Risiko nicht allein alten und immobilen Menschen angeheftet werden. Übergewicht, Flüssigkeitsmangel oder Fieber erhöhen die Gefahr genauso wie bestimmte Krankheiten. Dazu zählen unter anderem Diabetes, Arthrose und Rheuma. Das heißt auch, dass beides gemeinsam die Dekubitus-Gefahr erhöht. Wenn also ein immobiler Patient auch noch an Diabetes erkrankt ist, ist Dekubitusprophylaxe noch wichtiger und er muss beispielsweise öfter umgelagert werden.

Was sind besonders gefährdete Körperstellen?

Allgemein gilt, dass es sich um Stellen handelt, bei denen sich zwischen Haut und Knochen wenig Gewebe wie Fett und Muskeln befindet. Welche konkreten Körperstellen besonders betroffen sind, ist von der Lage des Patienten im Bett abhängig. Eine Wunde an einer Körperstelle mit wenig Unterhautgewebe heilt in der Regel auch schlechter als eine Körperstelle mit mehr Gewebe und Blutgefäßen.

Wenn die Person lange in Rückenlage verharrt, sind Schulterblätter, Fersen sowie Ellenbogen besonders für Dekubitus anfällig. Liegt der Pflegebedürftige auf der Seite, sind unter anderem Wangenknochen, Hüfte sowie der kleine Zeh. Bleibt der Patient sitzend in einer Position, sind das Steißbein und die Fersen besonders gefährdet.

Wie lassen sich Druckgeschwüre behandeln?

Zunächst muss bei der Pflege für Druckentlastung gesorgt werden. Zum Beispiel mit Kissen, Keilen und Lagerungstechniken. Der Betroffene muss zudem bewegt werden, um die Blutzirkulation zu fördern. Ferner richten sich Behandlung und Pflege nach dem Grad.

Grad I: Bei intakter Haut wird mit Wasser-Öl-Emulsionen gepflegt.

Grad II: Druckgeschwüre unter der Haut werden gespült und offene Wunden mit Verbänden mit feuchter Wundauflage versorgt, um die Entstehung von chronischen Wunden vorzubeugen.

Grad III: Die Druckgeschwüre und Wunden werden versorgt und gegebenenfalls eine Antibiotikum-Therapie durchgeführt. Gegen starke Schmerzen werden ggf. Schmerzmittel verabreicht.

Grad IV: Abgestorbenes Gewebe wird chirurgisch entfernt. Anschließend erfolgt die klassische Pflege der Wunde.

Was sind mögliche Präventivmaßnahmen und Hilfsmittel gegen das Wundliegen?

Die Behandlung eines Dekubitus ist langwierig und aufwendig, denn die Geschwüre heilen nur langsam. Deshalb ist Dekubitusprophylaxe so immens wichtig. Dabei kommt es darauf an, den Druck vor allem von den Hautbereichen zu nehmen, die besonders anfällig für Dekubitus sind wie die Schulterblätter oder die Hüfte, bevor eine Wunde entsteht.

Expertenstandard Dekubitusprophylaxe als Grundlage

Als prophylaktische Maßnahmen gelten zum Beispiel die Mobilisation und die Nutzung von Hilfsmitteln zur Druckentlastung. Unter Mobilisation ist zum einen die Bewegung außerhalb des Bettes bei einem kleinen Spaziergang gemeint. Zum anderen fällt das Aufstehen, Aufrichten oder nur der Lagewechsel unter den Begriff der Mobilisation. Die Art der Mobilisierung ist auch von den Fähigkeiten und dem gesundheitlichen Zustand des jeweiligen Patienten abhängig. Zudem muss berücksichtigt werden, dass ein häufiger Lagewechsel für immobile Menschen auch mit Stress und Schmerzen verbunden sein kann. Dafür bietet sich im Rahmen der Dekubitusprophylaxe die Verwendung von Hilfsmitteln an.

Zu den Hilfsmitteln zählen neben den Mikrostimulationssystemen oder Wechseldruckmatratzen für das Bett noch spezielle Kissen zum Beispiel für den Rollstuhl oder Auflagen, die unterstützende Mobilisation leisten. Ältere Menschen nutzen manchmal auch gern ein Schaffell. Welches Hilfsmittel am besten ist, kann von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein. Zudem darf der Einsatz von Hilfsmitteln bei Dekubitus-Prophylaxe die Mobilisation durch Pflegekräfte oder Angehörige nicht komplett ersetzen.

Quellen

Alle Angaben ohne Gewähr.

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