Plötzlich Pflegefall. Was ist jetzt zu tun?© fizkes

Wenn junge Menschen ins Pflegeheim kommen

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Laut ei­ner Schät­zung sind in Deutsch­land et­wa 400.000 Pfle­ge­be­dürf­tige zwi­schen 18 und 60 Jah­ren in ei­nem oft­mals nicht al­ters­ge­rech­ten Pfle­ge­heim un­ter­ge­bracht. „Fehl­pla­ziert“ – lau­tet dann der Fach­be­griff für jun­ge Er­wach­se­ne, die als „Not­lö­sung“ oft­mals zwi­schen hoch­be­tag­ten Se­nio­ren un­ter­ge­bracht sind. Doch ge­ra­de jun­ge Pfle­ge­be­dürf­tige ha­ben An­sprü­che an das Le­ben – auch wenn sie schwer er­krankt sind.

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Pflegebedürftigkeit ist keine Frage des Alters

Auch jun­ge Men­schen kön­nen durch ei­nen Un­fall, ei­ne chro­ni­sche Er­kran­kung oder ei­nen Schlag­an­fall pfle­ge­be­dürf­tig wer­den. Die­se Er­eig­nis­se ver­än­dern das Le­ben ei­nes Men­schen grund­le­gend und kon­fron­tie­ren ihn und sei­ne An­ge­hö­ri­gen mit ei­ner neu­en und schwie­ri­gen Si­tu­a­ti­on. Meist er­eilt das Schick­sal die jun­gen Men­schen mit­ten im Le­ben, in der Ge­stal­tungs­pha­se bzw. der Ver­wirk­li­chung ih­rer Zie­le und Wün­sche. Ge­ra­de in der An­fangs­zeit kom­men zu den kör­per­li­chen, die psy­chi­schen Be­las­tun­gen hin­zu, mit der ein Pfle­ge­be­dürf­tiger zu kämp­fen hat. 

Junge Pflegebedürftige im Pflegeheim oftmals unterfordert

Ei­ne Pfle­ge­be­dürf­tig­keit kann je­den zu je­der Zeit tref­fen. Trotz der vie­len Fäl­le kon­zen­triert sich das Ge­sund­heits­sys­tem auf Pfle­ge­be­dürf­tige im fort­ge­schrit­te­nen Al­ter. Da es we­ni­ge spe­zi­el­le Pfle­ge­hei­me für jun­ge Men­schen gibt, wer­den die­se in her­kömm­li­chen Pfle­ge­hei­men un­ter Se­nio­ren un­ter­ge­bracht. Im Pfle­ge­heim ha­ben sie oft­mals nie­man­den, des­sen In­te­res­sen sie tei­len. Im Fern­seh­raum lau­fen al­te Schla­ger­sen­dun­gen und das Es­sen ist auf die Vor­lie­ben der äl­te­ren Men­schen ab­ge­stimmt. Vie­le jun­ge Pfle­ge­be­dürf­tige füh­len sich im Pfle­ge­heim zu­dem nicht rich­tig ge­för­dert und ha­ben in der Fol­ge das Ge­fühl, un­ter­for­dert zu sein. Auch für vie­le Pfle­ger ist die Ar­beit mit jun­gen Men­schen oft­mals schwe­rer als mit Se­nio­ren, denn die An­for­de­run­gen sind völ­lig an­ders als in der ge­wohn­ten Se­nio­ren­be­treu­ung.

Trotz wi­der­sprüch­li­cher In­te­res­sen gibt es na­tür­lich auch ein ge­leb­tes Mit­e­in­an­der der jun­gen und äl­te­ren Pfle­ge­be­dürf­tigen, doch un­ter dem Strich füh­len sich vie­le jun­ge Pfle­ge­be­dürf­tige im kon­ven­tio­nel­len Pfle­ge­heim schlicht­weg fehl­pla­ziert. In ei­ni­gen Städ­ten gibt es da­her be­reits Ein­rich­tun­gen, die vor­wie­gend jun­ge Pfle­ge­be­dürf­tige auf­neh­men – doch es gibt bis­her viel zu we­ni­ge frei­e Plät­ze.

Individuelle Förderung der jungen Pflegebedürftigen

So un­ter­schied­lich die Schick­sa­le sind – Un­fall, Quer­schnitts­läh­mung, Mul­ti­ple Skle­ro­se (MS), ALS, Schlag­an­fall etc. – jun­ge Pfle­ge­be­dürf­tige müs­sen, pas­send zur Schwe­re der Er­kran­kung, un­ter­stützt und ge­för­dert wer­den, um ein weit­ge­hend selbst­be­stimm­tes Le­ben füh­ren zu kön­nen. Die per­sön­li­chen Be­dürf­nis­se und In­te­res­sen so­wie der en­ge Kon­takt zu Fa­mi­lien­mit­glie­dern müs­sen da­bei be­son­ders be­rück­sich­tigt wer­den. 

Spe­zi­el­le Pfle­ge­ein­rich­tun­gen für jun­ge Men­schen sind da­rauf aus­ge­rich­tet, ei­ne Ta­ges­struk­tur zu eta­b­lie­ren, die durch ge­mein­schaft­li­che The­ra­pie- und frei­zeit­päd­ago­gi­sche An­ge­bo­te ein Ge­fühl der Ge­bor­gen­heit ver­mit­teln und ei­ne fa­mi­li­ä­re At­mo­sphä­re schaf­fen sol­len. Je­der Pfle­ge­be­dürf­tige soll da­durch bei sei­ner in­di­vi­du­el­len Le­bens­pla­nung un­ter­stützt und er­mu­tigt wer­den, um sich sei­ne Selbst­stän­dig­keit so­weit wie mög­lich zu er­hal­ten.

Rechtzeitig für den Pflegefall vorsorgen

Ge­ra­de bei ju­gend­li­chen Pfle­ge­be­dürf­tigen wür­den vie­le El­tern ih­re Kin­der ger­ne zu Hau­se oder in ei­nem spe­zia­li­sier­ten Pfle­ge­heim für jun­ge Leu­te be­treu­en las­sen. Oft­mals fehlt schlicht­weg das Geld, um ei­ne op­ti­ma­le Pfle­ge für das Kind zu er­mög­li­chen. Die pri­va­te Pfle­ge­vor­sor­ge ist da­her nicht nur ein The­ma für Men­schen im fort­ge­schrit­te­nen Al­ter, son­dern auch jun­ge Men­schen soll­ten un­be­dingt mit ei­ner pri­va­ten Pfle­ge­zu­satz­ver­si­che­rung ab­ge­si­chert sein.

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