
Selbstbestimmt leben trotz Pflegebedarf
Das Wichtigste in Kürze
Die gesetzliche Pflegeversicherung deckt nur einen Teil der tatsächlichen Pflegekosten – private Vorsorge ist daher unverzichtbar.
Wohnmodelle wie betreutes Wohnen, Pflege-WGs oder Mehrgenerationenhäuser verbinden Selbstständigkeit mit Sicherheit und Unterstützung.
Die Kosten variieren je nach Region stark: von rund 800 € bis über 2.500 € monatlich.
Ambulante Pflege und digitale Assistenzsysteme ermöglichen es, so lange wie möglich im eigenen Zuhause zu bleiben.
Eine Pflegezusatzversicherung schützt vor hohen Eigenanteilen und sorgt für finanzielle Sicherheit im Pflegefall.
Absicherung im Pflegefall: Warum private Vorsorge wichtig ist
Die Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung allein reichen nicht aus, um im Pflegefall eine optimale Versorgung sicherstellen zu können. Deshalb gibt es verschiedene Formen der privaten Vorsorge mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Dazu gehören private Pflegeversicherungen wie die Pflegetagegeldversicherung, die Pflegekostenversicherung, der Pflege-Bahr als vom Staat bezuschusste Absicherung oder eine Pflegerentenversicherung. Je nach dem erwarteten Pflegebedarf und den persönlichen Absicherungswünschen kann mit diesen Möglichkeiten eine zusätzliche Absicherung für den Pflegefall getroffen werden.
Pflegetagegeldversicherung: Auszahlung eines festen Betrags pro Pflegetag.
Pflegekostenversicherung: Deckt die tatsächlich entstehenden Pflegekosten anteilig.
Pflege-Bahr: Staatlich geförderte Pflegeversicherung.
Pflegerentenversicherung: Lebenslange Rentenzahlung im Pflegefall.
Tipp: Je früher Sie eine Zusatzversicherung abschließen, desto günstiger sind die Beiträge.
Betreutes Wohnen und alternative Wohnformen
Es gibt keine genaue Definition dazu, was Betreutes Wohnen ist. Die einzelnen Konzepte unterscheiden sich je nach Zusammensetzung und Bedürfnissen der jeweiligen Wohngruppen. Der Grundgedanke ist jedoch, eine Verbindung aus eigenständigem Leben in der eigenen Wohnung mit einer Gemeinschaft, Service und Pflegedienstleistungen zu verbinden. Viele Einrichtungen für Betreutes Wohnen sind mit einem Senioren- oder Pflegeheim verbunden. Die Betreuung beinhaltet unter anderem gemeinsame Veranstaltungen, Fahr- und Begleitdienste sowie Hilfe im Haushalt. Der Vorteil ist, dass bei sich einstellender Pflegebedürftigkeit des Bewohners, die entsprechenden Hilfsangebote meist schon vorhanden sind und der oder die Betroffene nicht erneut umziehen muss.
Betreutes Wohnen verbindet die Selbstständigkeit in der eigenen Wohnung mit der Sicherheit, jederzeit Unterstützung zu bekommen:
Eigene, barrierefreie Wohnung
Hausnotruf-System
Gemeinschaftsräume und Veranstaltungen
Serviceleistungen (z. B. Reinigung, Wäsche)
Ambulante Pflegeleistungen bei Bedarf
Viele Einrichtungen sind an Seniorenheime angebunden, sodass bei zunehmender Pflegebedürftigkeit kein Umzug nötig ist.
Was ist das Ziel hinter dem Wohnkonzept?
Das Ziel ist, die Eigenständigkeit und das selbstbestimmte Leben der Menschen so lange wie möglich zu erhalten. Das ist sehr wichtig für das Selbstwertgefühl von Menschen, denn schließlich waren sie über ein langes Leben hinweg selbständig. Ferner wirkt das Leben in der Gemeinschaft einer möglichen Vereinamung entgegen. Das betreute Wohnen kann zudem sehr gut auf Pflegebedürftigkeit reagieren, da alles Notwendige gleich vor Ort ist. Der Pflege kann dabei im Vergleich zu ähnlichen Konzepten eine größere Bedeutung zugemessen werden.
Das wichtigste Ziel ist die Erhaltung von Eigenständigkeit und Würde. Vorteile sind:
Selbstbestimmung trotz Pflegebedarf
Soziale Kontakte statt Vereinsamung
Sicherheit durch vorhandene Pflegeangebote
Flexibilität bei zunehmender Pflegebedürftigkeit
Welche Voraussetzungen für ein selbstständiges Leben müssen in den Konzepten vorhanden sein?
Betreutes Wohnen sollte folgende Kriterien erfüllen:
- Eigene behindertengerechte Wohnung
- Hausnotruf-System
- Gemeinsame Veranstaltungen
- Gemeinschaftsräume
- Fahr- und Begleitdienste
- Hilfe bei Schriftverkehr mit Versicherungen und Verwaltungen
- Behörden- und Botengänge
- Serviceleistungen wie Reinigung und Wäsche
- Ambulante Pflegeleistungen
Welche Formen des betreuten Zusammenlebens gibt es?
Neben dem betreuten Wohnen und dem Service-Wohnen gibt es noch weitere Modelle wie z.B. betreutes Wohnen im eigenen Zuhause mit ambulanter Pflege. Dafür muss die individuelle Wohnung möglichst barrierefrei und pflegegerecht ausgestattet sein. Der Vorteil ist, dass die Betroffenen in ihrem gewohnten Umfeld bleiben und in der Regel mehr Platz haben.
Man kann auch mit anderen gemeinsam selbst eine Pflege-WG mit häuslicher Pflege gründen (Betreute Wohngemeinschaft). Dazu braucht man nur eine Wohnung, die zum Beispiel mit Rollstuhl erreichbar ist und große Bäder besitzt. Hierbei ist es möglich, sogar einen Wohngruppenzuschlag in Höhe von 214 Euro monatlich für eine Wohngemeinschaft zu beantragen.
Als letzte Möglichkeit sei noch das Mehr-Generationen-Haus genannt. Dabei handelt es sich um eine Hausgemeinschaft, die vom Kind bis zum Senioren alle Generationen in einem Haus beherbergt. Der Vorteil ist, dass sich im Alltag alle umeinander kümmern können, sich gegenseitig unterstützen und auch hier mit zunehmendem Alter nicht Gefahr laufen, zu vereinamen. Oft ist mehr Zeit für die zwischenmenschlichen Belange des Lebens und es profitieren in der Regel alle bewohnenden Generationen eines solchen Hauses von der gegenseitigen Unterstützung.
Pflegezusatzversicherung
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Für wen ist betreutes Wohnen geeignet?
Das betreute Wohnen, vor allem in Verbindung mit einer Pflegeeinrichtung, bietet den Spagat zwischen Eigenständigkeit, dem Wohnen im eigenen Zimmer, und der Abdeckung von Pflegebedürftigkeit, die ohne fremde Hilfe oder einen persönlichen Assistenten nicht mehr möglich wäre. Die Pflegebedürftigkeit kann je nach Gesundheit und Alter zunehmen und es kann den Lebensumständen des Pflegebedürftigen in seinem gewohnten sozialen Umfeld angepasst werden.
Mit welchen Kosten sollte man rechnen?
Die Kosten für betreutes Wohnen und ähnliche Angebote können in der Höhe sehr unterschiedlich ausfallen, denn sie setzen sich aus der Kaltmiete, den Nebenkosten, der Betreuungspauschale und den Sätzen für eventuelle Wahlleistungen zusammen. Die Höhe der Kaltmiete sollte sich aber am örtlichen Mietspiegel orientieren. Abweichungen sind aufgrund baulicher Anpassungen möglich, sollten aber den Rahmen nicht zu weit sprengen.
In den Nebenkosten finden sich alle üblichen Beträge wie für Müllentsorgung, Hausreinigung und Heizung und Wasser.
Die Betreuungspauschale liegt im Durchschnitt bei knapp 90 Euro/ Monat als Unterstützung für eine Person und bei etwa 110 Euro für zwei Personen. Allerdings können die Beträge je nach Leistungsumfang der Grundbetreuung abweichen.
Wahlleistungen gehen über die Grundversorgung hinaus. Wichtig ist hier, dass die Preise nachvollziehbar aufgeschlüsselt sind. Um die Angemessenheit der Preise besser einschätzen und entscheiden zu können, ist es nötig, sich mehrere Einrichtungen anzusehen und zu vergleichen.
Kostenbestandteile:
Miete: Orientiert sich am örtlichen Mietspiegel (in Großstädten oft > 15 €/m²).
Nebenkosten: Müllentsorgung, Heizung, Wasser, Hausreinigung.
Betreuungspauschale: Ø 90 € (1 Person), Ø 110 € (2 Personen).
Wahlleistungen: Zusatzangebote wie Fahrdienste oder Reinigung.
Durchschnittliche Kosten:
Kleinstadt / ländlich: ca. 800–1.200 € monatlich
Mittelstadt: ca. 1.200–1.800 € monatlich
Großstadt (z. B. München, Frankfurt, Hamburg): bis zu 2.500 € monatlich
Welche Vor- und Nachteile hat das Konzept des Betreuten Wohnens?
Pflegekräfte der häuslichen Pflege berichten immer wieder, dass der eigene Wohnraum und das vertraute Umfeld den Menschen sehr viel Lebensfreude erhält. Die Selbständigkeit wird gefördert und bleibt möglichst lange erhalten. Auch bei Erkrankungen im Alter, die mehr persönliche Assistenz verlangen wie bspw. Demenz, ist das betreute Wohnen lange eine sehr würdevolle Atmosphäre und man ist zu Kompromissen bereiter. Und mindestens zweimal pro Woche kommen qualifizierte Pflegekräfte vorbei, die den Bewohnern mit Rat und Tat zur Seite stehen und um den jüngeren und den älteren Betroffenen Abwechslung zu bieten.
Nachteile entstehen unter anderem, wenn die Wohnung nicht barrierefrei und pflegegerecht ist. Vor allem bei abnehmender oder eingeschränkter Mobilität im gewohnten Lebensumfeld birgt das die Gefahr der schleichenden Vereinamung. Zusätzlich erschweren Wohnungen, die nicht barrierearm oder -frei sind, die pflegerische Arbeit der ambulanten Pflegedienste.
Ambulante Pflege: Pflege zu Hause – Unabhängig bleiben, wo es möglich ist
Die ambulante Pflege ermöglicht es, die Pflege zu Hause zu organisieren und so lange wie möglich im gewohnten Umfeld zu bleiben. Dabei kommen Pflegekräfte regelmäßig zu Ihnen nach Hause, um Sie bei der täglichen Pflege und Unterstützung zu unterstützen.
Vorteile der ambulanten Pflege
- Selbstbestimmung bewahren: Sie entscheiden, wann und wie oft Sie Unterstützung benötigen.
- Vertrautes Umfeld: Sie bleiben in Ihrer gewohnten Umgebung und müssen nicht in ein Pflegeheim umziehen.
- Flexibilität: Ambulante Pflege kann nach Ihren Bedürfnissen und Ihrem Alltag angepasst werden.
Welche Leistungen umfasst ambulante Pflege?
- Pflegehilfe bei der Körperpflege, Ernährung oder Mobilität.
- Hauswirtschaftliche Unterstützung, wie Einkäufe und Wäschepflege.
- Betreuung für soziale Bedürfnisse, wie Spaziergänge oder Gespräche.
Digitale Unterstützung im Pflegealltag – Wie moderne Technologien Ihre Unabhängigkeit fördern
Technologische Innovationen haben die Pflege revolutioniert und bieten zahlreiche Möglichkeiten, die Selbstständigkeit und Lebensqualität zu steigern. Smart Home-Technologien und digitale Assistenzsysteme können helfen, den Alltag von pflegebedürftigen Personen zu erleichtern und zu einem selbstbestimmten Leben beizutragen.
Technologien, die Ihre Unabhängigkeit fördern
- Smart Home: Automatisierung von Beleuchtung, Heizung und Türverriegelung zur Erhöhung der Sicherheit.
- Pflege-Apps: Digitale Anwendungen zur Pflegeplanung, Erinnerung an Medikamenteneinnahme und Kommunikation mit Pflegern.
- Telemedizin: Arztbesuche können per Videoanruf durchgeführt werden, wodurch regelmäßige ärztliche Konsultationen möglich sind, ohne das Haus zu verlassen.
Wie helfen diese Technologien im Pflegealltag?
- Sie ermöglichen mehr Kontrolle und Unabhängigkeit bei der Pflege zu Hause.
- Sie fördern eine aktive Lebensweise und bieten eine einfache Unterstützung im Alltag.
FAQ
Was kostet betreutes Wohnen im Durchschnitt?
Zwischen 800 und 2.500 €, je nach Region, Ausstattung und Serviceumfang.
Welche Leistungen übernimmt die Pflegeversicherung?
Nur einen Teil der Kosten – private Vorsorge ist notwendig.
Nur einen Teil der Kosten – private Vorsorge ist notwendig.
Für Senioren, die eigenständig leben möchten, aber Sicherheit und Pflegeoptionen benötigen.
Wie finde ich die passende Einrichtung?
Mehrere Angebote einholen, Besichtigungstermine vereinbaren, Kosten und Leistungen vergleichen.
Fazit
Ein selbstbestimmtes Leben trotz Pflegebedarf ist möglich, wenn rechtzeitig vorgesorgt wird. Durch eine passende Pflegezusatzversicherung, flexible Wohnmodelle wie betreutes Wohnen oder Pflege-WGs sowie digitale Unterstützungssysteme lassen sich Versorgungslücken schließen und Eigenständigkeit bewahren. Entscheidend ist, frühzeitig verschiedene Angebote zu vergleichen und die individuellen Bedürfnisse in den Mittelpunkt zu stellen.
Dieser Artikel bezieht sich auf die folgenden Quellen
- Bundesministerium für Gesundheit. Rehabilitation vor und bei Pflegebedürftigkeit. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/r/rehabilitation-vor-und-bei-pflegebeduerftigkeit.html (Stand: 11.09.2025).
- Malteser. Lange selbstbestimmt zuhause leben. https://www.malteser.de/dabei/beratung/lange-selbstbestimmt-zuhause-leben.html (Stand: 11.09.2025).
- Pflegeagentur Eberle (2024). Selbstbestimmung trotz Pflegebedürftigkeit. https://pflegeagentur-eberle.de/selbstbestimmung-trotz-pflegebeduerftigkeit/ (Stand: 11.09.2025).
- Pflege. Betreutes Wohnen. https://www.pflege.de/altenpflege/betreutes-wohnen/ (Stand: 11.09.2025).
Alle Angaben ohne Gewähr.