Alte Frau im Rollstuhl© Dean Mitchell

Pflegereform 2023: Alle Neuigkeiten im Überblick

Erstellt am Uhr
Von 

In Deutsch­land wer­den drei von fünf Men­schen zum Pfle­ge­fall. Da­mit die­se nicht auf sich al­lein ge­stellt sind, bil­det die ge­setz­li­che Pfle­ge­ver­si­che­rung seit 1995 ei­nen Teil der So­zi­al­ver­si­che­rung in Deutsch­land. Sie dient da­zu, pfle­ge­be­dürf­tige Per­so­nen zu un­ter­stüt­zen und ab­zu­si­chern. Mit Hil­fe von Pfle­ge­re­for­men kön­nen die Ge­set­ze im Pfle­ge­sys­tem er­neu­ert und ver­bes­sert wer­den.

In den ver­gan­ge­nen Jah­ren wa­ren die Pfle­ge­re­form 2017 und 2021 maß­geb­lich für die Pfle­ge in Deutsch­land und brach­ten we­sent­li­che Ver­än­de­run­gen mit sich. Die wich­tigs­ten Än­de­run­gen der ver­gan­ge­nen Re­for­men und ge­plan­te Maß­nah­men für die neue Pfle­ge­re­form im Jahr 2023 fin­den Sie hier.

Artikel teilen
Link kopiert

Die Pflegereform 2017

Die Pfle­ge­re­form 2017 ist die größ­te al­ler bis­he­ri­gen Re­for­men der ge­setz­li­chen Pfle­ge­ver­si­che­rung.

Das liegt vor­ran­gig an der Ein­füh­rung der fünf Pfle­ge­gra­de. Diese lö­sen die drei Pfle­ge­stu­fen ab und er­mög­li­chen, dass auch psy­chi­sche Er­kran­kun­gen mehr be­rück­sich­tigt wer­den. So wird eine Per­son bei­spiels­wei­se ei­nem hö­he­ren Pfle­ge­grad zu­ge­ord­net, wenn ne­ben phy­si­scher Be­ein­träch­ti­gung auch eine geis­tige Ein­schrän­kung be­steht. Mit Hil­fe des neu­en Punk­te­sys­tems, wel­ches eine in­di­vi­du­el­le­re Pfle­ge-Be­ur­tei­lung bie­tet, er­folgt die Ein­stu­fung in ei­nen der fünf Pfle­ge­gra­de:

  • Pfle­ge­grad 1: Ge­rin­ge Be­ein­träch­ti­gung der Selbst­stän­dig­keit
  • Pfle­ge­grad 2: Er­heb­li­che Be­ein­träch­ti­gung der Selbst­stän­dig­keit
  • Pfle­ge­grad 3: Schwe­re Be­ein­träch­ti­gung der Selbst­stän­dig­keit
  • Pfle­ge­grad 4: Schwe­rs­te Be­ein­träch­ti­gung der Selbst­stän­dig­keit
  • Pfle­ge­grad 5: Schwe­rs­te Be­ein­träch­ti­gung der Selbst­stän­dig­keit und er­heb­li­che An­for­de­run­gen an die Pfle­ge­ver­sor­gung

Wei­te­re Maß­nah­men der Pfle­ge­re­form 2017:

  • Ein­be­zie­hung von psy­chi­schen Be­ein­träch­ti­gun­gen: Psy­chi­sche und geis­tige Er­kran­kun­gen wer­den bei der Zu­wei­sung in ei­nen Pfle­ge­grad mehr be­rück­sich­tigt und füh­ren ge­ge­be­nen­falls zu ei­ner hö­he­ren Ein­stu­fung.
  • Neu­es Be­gut­ach­tungs­ver­fah­ren: Ein Gu­tach­ter der Kran­ken­ver­si­che­rung be­leuch­tet sechs Le­bens­be­rei­che hin­sicht­lich der Selbst­stän­dig­keit (Mo­bi­li­tät, kog­ni­ti­ve und kom­mu­ni­ka­ti­ve Fä­hig­kei­ten, Ver­hal­tens­wei­sen, Selbst­ver­sor­gung, Be­wäl­ti­gung krank­heits­be­ding­ter An­for­de­run­gen, All­tags­le­ben und so­zia­le Kon­takte)
  • Fle­xi­ble Nut­zung der Pfle­ge­sach­leis­tun­gen: Pfle­ge­be­dürf­tige Men­schen kön­nen selbst ent­schei­den, wel­che Pfle­ge­sach­leis­tung sie in An­spruch neh­men möch­ten.
  • Aus­wei­tung der Pfle­ge­be­ra­tung: Es ste­hen mehr An­ge­bote für An­gehö­rige zur Ver­fü­gung, z.B. Pfle­ge­kurse oder Frei­stel­lungs­mög­lich­kei­ten vom Ar­beits­platz.
  • Mehr Leis­tun­gen für Pfle­ge­be­dürf­tige: Pfle­ge­be­dürf­tige Per­so­nen be­kom­men durch die fünf Pfle­ge­gra­de durch­schnitt­lich mehr Leis­tun­gen.
  • So­zia­le Ab­si­che­rung: Die Pfle­ge­kasse zahlt für Pfle­ge­be­dürf­tige im Pfle­ge­grad 2-5 die Bei­trä­ge für die Ren­ten­ver­si­che­rung, ge­setz­li­che Un­fall­ver­si­che­rung oder für eine Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung.


Kri­tik:

Bei Pfle­ge­be­dürf­tigen, die ei­nem nied­ri­gen Pfle­ge­grad zu­ge­ord­net wer­den, fällt der Zu­schuss für eine sta­tio­nä­re Ver­sor­gung in ei­nem Pfle­ge­heim ge­rin­ger aus als vor­her. Zu­dem wird kri­tisiert, dass die Prei­se für ei­nen Platz in ei­ner Pfle­ge­ein­rich­tung im­mer mehr stei­gen und die Fi­nan­zie­rungs­lücke trotz ei­ner Re­form nicht klei­ner wird. Des Wei­te­ren mer­ken die Pfle­ge­be­dürf­tigen und de­ren An­gehö­rige kri­tisch an, dass es für Men­schen mit aus­schließ­lich phy­si­schen Be­ein­träch­ti­gun­gen schwie­ri­ger ist, in ei­nen hö­he­ren Pfle­ge­grad zu kom­men, ob­wohl sie kör­per­lich stark be­ein­träch­tigt sind.
 

Die Pflegereform 2021

Im Zuge der Co­ro­na-Pan­de­mie wur­de im­mer deut­li­cher, dass das Pfle­ge­sys­tem in Deutsch­land vie­le Schwach­stel­len auf­weist und eine Er­neu­e­rung un­er­läss­lich ist. Ein Groß­teil der Pfle­ge­kräf­te war ge­willt, den Job wäh­rend der Pan­de­mie auf­zu­ge­ben, da die Ar­beits­be­las­tung zu hoch und die Ent­loh­nung nach wie vor zu ge­ring ist. Dem­nach war der Deut­sche Bun­des­tag wäh­rend der Co­ro­na-Pan­de­mie im Zug­zwang, meh­re­re Än­de­run­gen im Pfle­ge­sys­tem vor­zu­neh­men.

Im Fo­kus der Pfle­ge­re­form 2021 steht vor al­lem die Er­hö­hung von Pfle­ge­sach­leis­tun­gen.

Maß­nah­men der Pfle­ge­re­form 2021:

  • Leis­tungs­zu­schlag (au­ßer Pfle­ge­grad 1): Der Ei­gen­an­teil der Pfle­ge­be­dürf­ti­gen für Pfle­ge- und Aus­bil­dungs­kos­ten ver­rin­gert sich.
  • Er­hö­hung des Kurz­zeit­pfle­ge­be­trags (10 Pro­zent) und Pfle­ge­sach­leis­tun­gen (5 Pro­zent): Pfle­ge­be­dürf­ti­ge Per­so­nen sol­len mit Hil­fe von mehr Kurz­zeit­pfle­ge­geld und ei­ner Er­hö­hung der Pfle­ge­sach­leis­tun­gen fi­nan­zi­ell un­ter­stützt wer­den.
  • Über­gangs­pfle­ge im Kran­ken­haus: Nach ei­nem Kran­ken­haus­auf­ent­halt kön­nen Pfle­ge­be­dürf­ti­ge bis zu zehn Ta­gen eine Über­gangs­pfle­ge im Kran­ken­haus in An­spruch neh­men, wenn nach der Ent­las­sung kei­ne an­ge­mes­sene Ver­sor­gung ge­währ­leis­tet wer­den kann.
  • Er­stat­tungs­an­sprü­che nach Tod: An­gehö­ri­ge ha­ben auch nach dem Tod des Pfle­ge­be­dürf­ti­gen, un­ter be­stimm­ten Be­din­gun­gen, ei­nen An­spruch auf Er­stat­tun­gen von den Pfle­ge­ver­si­che­rung­en (z.B. wenn die Pfle­ge­leis­tung noch kurz vor dem Ver­ster­ben er­br­acht wur­de, aber die Rech­nung erst nach dem Ver­ster­ben ein­ge­reicht wird).
  • Emp­feh­lung für Be­ra­tungs­mög­lich­kei­ten: Pfle­ge­be­dürf­ti­ge Per­so­nen und ih­re An­gehö­ri­gen sol­len kon­ti­nu­ier­lich al­le In­for­ma­tio­nen rund ums The­ma Pfle­ge er­hal­ten. Zu die­sem Zweck wird bei al­len An­trä­gen der Pfle­ge­ver­si­che­rung auf ei­nen per­sön­li­chen Pfle­ge­be­ra­ter hin­ge­wie­sen.
  • Emp­feh­lun­gen für Hilfs­mit­tel­ver­sor­gung: Pfle­ge­hilfs­mit­tel müs­sen nicht mehr vom Arzt ver­ord­net wer­den, son­dern kön­nen auch auf Emp­feh­lung von Pfle­ge­fach­kräf­ten be­an­tragt wer­den.
  • Nut­zung un­ge­nutz­ter Pfle­ge­sach­leis­tungs­be­trä­ge: Un­ge­nutz­te Pfle­ge­sach­leis­tungs­be­trä­ge kön­nen, bis zu ei­nem An­teil von 40 Pro­zent und oh­ne An­trag, für Ent­las­tungs­leis­tun­gen ge­nutzt wer­den.

Kri­tik:

Die Er­hö­hung der Pfle­ge­sach­leis­tun­gen wird vor al­lem von An­gehö­ri­gen der pfle­ge­be­dürf­ti­gen Per­so­nen als zu ge­ring be­wer­tet. Ge­ne­rell lässt sich sa­gen, dass sie sich mit der Pfle­ge­re­form 2021 von der Bun­des­re­gie­rung im Stich ge­las­sen füh­len. Die Hoff­nung auf mehr Un­ter­stüt­zung in der häus­li­chen Pfle­ge wur­de nicht er­füllt. Auch bei der sta­tio­nä­ren Pfle­ge im Pfle­ge­heim fin­det kei­ne nen­nens­wer­te Ver­bes­se­rung statt. Der Pfle­ge­be­dürf­ti­ge er­hält im­mer noch kei­nen Zu­schuss für Un­ter­k­unft und Ver­pfle­gung.
 

Die Pflegereform 2023

Lei­der ha­ben die bis­he­ri­gen Pfle­ge­re­for­men kei­ne Ent­las­tung für Pfle­ge­kräf­te ge­bo­ten. Hin­zu kommt, dass sich die Kran­ken­häu­ser in Deutsch­land nach der Pan­de­mie in ei­ner fi­nan­zi­ell schwie­ri­gen La­ge be­fin­den. Die Pfle­ge­ver­si­che­rung­en be­nö­ti­gen mehr Geld, um aus­rei­chen­de Leis­tun­gen er­brin­gen zu kön­nen. Als Lö­sung strebt der deut­sche Bun­des­mi­nis­ter für Ge­sund­heit, Herr Lau­ter­bach, eine Er­hö­hung der Pfle­ge­bei­trä­ge an. Die Op­po­si­ti­on so­wie die Kran­ken­kassen äu­ßern sich zu den ge­plan­ten Än­de­run­gen je­doch ins­ge­samt sehr kri­tisch. Was sich mit der neu­en Pfle­ge­re­form 2023 letzt­end­lich wirk­lich än­dern wird, soll­te Mit­te des Jah­res 2023 kla­rer wer­den.
 
Ge­plan­te Maß­nah­men für die Pfle­ge­re­form 2023:

  • Er­hö­hung des Bei­trags­sat­zes: Zum 01.07.2023 soll der Bei­trags­satz um 0,35 Pro­zent stei­gen und der Pfle­ge­ver­si­che­rung so mehr fi­nan­zi­el­le Sta­bi­li­tät ver­schaf­fen.
  • Er­hö­hung des Pfle­ge­gel­des und der am­bu­lan­ten Sach­leis­tungs­be­trä­ge: Mit dem Geld des er­höh­ten Bei­trags­sat­zes sol­len so­wohl das Pfle­ge­geld als auch die am­bu­lan­ten Sach­leis­tungs­be­trä­ge ab 2024 um 5 Pro­zent an­ge­ho­ben wer­den.
  • Er­hö­hung der Bei­trä­ge für Kin­der­lo­se: Die Bei­trä­ge für Kin­der­lo­se sol­len an­ge­ho­ben wer­den. Fa­mi­li­en wer­den, ab dem zwei­ten bis zum sechs­ten Kind, fi­nan­zi­ell ent­las­tet und zah­len we­ni­ger.
  • Mehr Zu­schüs­se für Heim­be­woh­ner: Heim­be­woh­ner sol­len mehr Zu­schüs­se er­hal­ten, da­mit we­ni­ger Be­woh­ner So­zi­al­hil­fe für ih­ren Heim­auf­ent­halt be­an­tra­gen müs­sen.
  • Mehr Un­ter­stüt­zung für pfle­gen­de An­gehö­ri­ge: Bei ei­nem kurz­zei­ti­gen Ar­beits­aus­fall ei­nes An­gehö­ri­gen, soll das Pfle­ge­un­ter­stüt­zungs­geld Ent­las­tung bie­ten. Die­ses soll je­des Jahr für bis zu zehn Ar­beits­ta­ge pro pfle­ge­be­dürf­ti­ger Per­son ge­nutzt wer­den kön­nen. Zu­dem soll ein di­gi­ta­les Such­por­tal die An­gehö­ri­gen und Pfle­ge­be­dürf­ti­ge da­bei un­ter­stüt­zen, ei­ne pas­sen­de Pfle­ge­ein­rich­tung zu fin­den oder Be­ra­tungs­an­ge­bo­te in An­spruch neh­men zu kön­nen.

Kri­tik:

Die kom­men­de Pfle­ge­re­form 2023 eckt so­wohl in der Po­li­tik als auch bei den Kran­ken­kassen an. So wird vor al­lem der Bei­trags­zu­schlag für Kin­der­lo­se stark kri­tisiert, denn ne­ben be­wusst Kin­der­lo­sen gibt es durch­aus Men­schen, die aus phy­si­schen oder psy­chi­schen Be­weg­grün­den un­frei­wil­lig kin­der­los sind. So er­scheint es qua­si als ei­ne Art Be­stra­fung oder Dis­kri­mi­nie­rung, den Bei­trag für Men­schen oh­ne Kin­der zu er­hö­hen. Hin­zu kommt, dass sich So­zi­al­ver­bän­de si­cher sind, dass ei­ne Er­hö­hung des Pfle­ge­gel­des um 5 Pro­zent bei den all­ge­mei­nen Preis­stei­ge­run­gen nicht aus­rei­chen wird. Sie for­dern ei­ne grö­ße­re Ent­las­tung für Pfle­ge­be­dürf­ti­ge und An­gehö­ri­ge so­wie ei­ne Fi­nan­zie­rung durch Steu­er­zu­schüs­sen. 

Pflege im Heim

Pflegezusatzversicherung

Frühzeitig vorsorgen mit der Pflegezusatzversicherung der DFV!

  • keine finanziellen Sorgen im Pflegefall
  • Leistungen für Pflege zu Hause und im Pflegeheim
  • Beitragsbefreiung ab Pflegegrad 3
  • Weltweiter Schutz

Jetzt frühzeitig vorsorgen

Sie benutzen einen veralteten Browser.
Dieser wird von uns nicht mehr unterstützt.

Browser-Alternativen finden Sie unter anderem hier: