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Neues zum Pflegestärkungsgesetz (PSG)

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Mit dem Pfle­ge­stär­kungs­ge­setz (PSG) hat sich die Bun­des­re­gie­rung die Stär­kung der Pfle­ge zum Ziel ge­setzt. Das PSG I soll­te die Leis­tun­gen der Pfle­ge­ver­si­che­rung aus­wei­ten. Mit dem PSG II will die Po­li­tik die Leis­tungs­an­sprü­che Pfle­ge­be­dürf­tiger von bis­her drei Pfle­ge­stu­fen auf fünf Pfle­ge­gra­de um­stel­len. 

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Pflegestärkungsgesetz I – was sollte es bewirken?

Mit dem Pfle­ge­stär­kungs­ge­setz I wur­den die Leis­tun­gen der Pfle­ge­ver­si­che­rung aus­ge­wei­tet. Rund 2,7 Mil­lio­nen Pfle­ge­be­dürf­tige in Deutsch­land er­hal­ten be­reits seit dem 1.1.2015 mehr Leis­tun­gen. Ver­bes­sert wur­den ins­be­son­de­re Leis­tun­gen für die Be­rei­che am­bu­lan­te Pfle­ge, mit rund 1,4 Mil­li­ar­den Eu­ro, und die sta­tio­nä­re Pfle­ge, mit rund 1 Mil­li­ar­de Eu­ro. Au­ßer­dem wur­de die Zahl der zu­sätz­li­chen Be­treu­ungs­kräf­te in den sta­tio­nä­ren Pfle­ge­ein­rich­tun­gen er­höht und ein Pfle­ge­vor­sor­ge­fond wur­de ein­ge­rich­tet.

Zu den ver­bes­ser­ten Punk­ten im Ein­zel­nen:

Be­treu­ungs­leis­tun­gen in der häus­li­chen Pfle­ge

Bis­lang hat­ten nur an De­menz er­krank­te Men­schen (Men­schen mit ei­ner auf Dau­er er­heb­lich ein­ge­schränk­ten All­tags­kom­pe­tenz) ei­nen An­spruch auf zu­sätz­li­che Be­treu­ungs- und Ent­las­tungs­leis­tun­gen. Die­ser An­spruch be­steht seit dem Pfle­ge­stär­kungs­ge­setz I jetzt auch für vor­wie­gend kör­per­lich be­ein­träch­tig­te Pfle­ge­be­dürf­tige.

Bes­se­re Ver­ein­bar­keit von Fa­mi­lie, Pfle­ge und Be­ruf

Bis­lang hat­ten Be­schäf­tig­te im­mer das Recht auf ei­ne Aus­zeit von bis zu zehn Ar­beits­ta­gen, wenn sie für ei­nen na­hen An­ge­hö­ri­gen kurz­fris­tig die Pfle­ge or­ga­ni­sie­ren muss­ten.

Mit dem Pfle­ge­stär­kungs­ge­setz I ist jetzt auch – so­fern kein sons­ti­ger An­spruch auf Ent­gelt­fort­zah­lung be­steht – ein An­spruch auf Pfle­ge­un­ter­stüt­zungs­geld hin­zu­ge­kom­men. Au­ßer­dem kann ei­ne Pfle­ge­zeit mit voll­stän­di­ger oder teil­wei­ser Frei­stel­lung bis zu sechs Mo­na­ten be­an­sprucht wer­den. Es gibt ei­nen Rechts­an­spruch auf Fa­mi­lien­pfle­ge­zeit, die ei­ne teil­wei­se Frei­stel­lung er­mög­licht. Be­schäf­tig­te, die ih­re na­hen An­ge­hö­ri­gen zu Hau­se pfle­gen, kön­nen für 24 Mo­na­te ih­re Ar­beits­zeit auf bis zu 15 Stun­den pro Wo­che re­du­zie­ren. Um in die­ser Zeit den Le­bens­un­ter­halt zu ge­währ­leis­ten, be­steht wäh­rend der Frei­stel­lung ein An­spruch auf ein zins­lo­ses Dar­le­hen.

Un­ter­stüt­zung neu­er Wohn­for­men

  • Ei­ne be­treu­te Wohn­grup­pe ab min­des­tens drei Pfle­ge­be­dürf­tigen und ei­ner Pfle­ge­kraft er­hält ei­nen Wohn­grup­pen­zu­schlag i. H. v. 205,- Eu­ro mo­nat­lich pro pfle­ge­be­dürf­ti­ge Per­son.
  • Exis­tiert ei­ne am­bu­lant be­treu­te Pfle­ge-Wohn­grup­pe noch nicht, soll aber ge­schaf­fen wer­den, gibt es ei­ne „An­schub­fi­nan­zie­rung“ mit bis zu 2.500 Eu­ro pro pfle­ge­be­dürf­ti­ge Per­son, ma­xi­mal je­doch 10.000 Eu­ro je Wohn­grup­pe ins­ge­samt. Die­se Leis­tun­gen gel­ten auch für an De­menz Er­krank­te, al­so Pfle­ge­stu­fe 0.
  • Hö­he­rer Zu­schuss für Um­bau­maß­nah­men mit dem PSG I – für Wohn­grup­pen bis zu 16.000 Eu­ro

Ver­bes­se­run­gen in sta­tio­nä­ren Pfle­ge­ein­rich­tun­gen

  • Leis­tungs­bei­trä­ge der Pfle­ge­ver­si­che­rung für die sta­tio­nä­re Pfle­ge wer­den er­höht.
  • Zu­sätz­li­che Be­treu­ungs­kräf­te in Pfle­ge­ein­rich­tun­gen
  • Bes­se­re Ver­gü­tung für Per­so­nal in Pfle­ge­ein­rich­tun­gen
  • Ein­ge­rich­te­ter Pfle­ge­fond soll zu­künf­ti­ge Bei­trags­stei­ge­run­gen ab­fe­dern und da­durch die Fol­ge­ge­ne­ra­ti­on ent­las­ten


Fa­zit: Das Pfle­ge­stär­kungs­ge­setz I wur­de ein­ge­führt, um die pfle­ge­ri­sche Ver­so­rung zu stär­ken. Ziel war es, die Leis­tun­gen der Pfle­ge­ver­si­che­rung er­heb­lich aus­zu­wei­ten und ei­ne An­glei­chung der Leis­tun­gen für Pfle­ge­be­dürf­tige zu er­rei­chen – un­ab­hän­gig da­von, ob sie an ei­ner De­menz er­krankt sind oder eher kör­per­li­che Be­schwer­den auf­wei­sen.

Ins­ge­samt sind die Ver­bes­se­run­gen in der Pfle­ge­vor­sor­ge mit der Ein­füh­rung des Pfle­ge­stär­kungs­ge­set­zes I ein Schritt in die rich­ti­ge Rich­tung. Die­ser klei­ne Schritt al­lein reicht aber noch längst nicht aus, um im Fall von Pfle­ge­be­dürf­tig­keit hin­rei­chend ver­sorgt zu sein.

Nur mit ei­ner pri­va­ten Pfle­ge­zu­satz­ver­si­che­rung sind die auf­kom­men­den Kos­ten im Pfle­ge­fall zu be­wäl­ti­gen. Da­ran än­dert auch die Ein­füh­rung des Pfle­ge­stär­kungs­ge­set­zes I nichts.

Pflegestärkungsgesetz II – was soll es bewirken?

Mit dem Pfle­ge­stär­kungs­ge­setz II soll die so­zia­le Pfle­ge­ver­si­che­rung ei­ne ganz neue Grund­la­ge er­hal­ten, bei der erst­mals al­le Pfle­ge­be­dürf­tigen, d. h. De­menz­pa­tien­ten ge­nauso wie Pa­tien­ten mit kör­per­li­chen Be­schwer­den, ei­nen gleich­be­rech­tig­ten Zu­gang zu den Pfle­ge­leis­tun­gen er­hal­ten.

Ei­ne wei­te­re, we­sent­li­che Ver­än­de­rung ist die Um­stel­lung von Pfle­ge­stu­fen auf Pfle­ge­gra­de. Die­se sol­len zum 1. Ja­nu­ar 2017 wir­ksam wer­den. Mit ih­nen wird auch ein neu­er Pfle­ge­be­dürf­tig­keits­be­griff in der Pfle­ge­ver­si­che­rung ein­ge­führt, was wie­der­um ein neu­es Be­gut­ach­tungs­ver­fah­ren zur Fest­stel­lung der Pfle­ge­be­dürf­tig­keit zur Fol­ge hat.

Das Jahr 2016 dient be­reits der Vor­be­rei­tung des neu­en Be­gut­ach­tungs­ver­fah­rens in der Pra­xis für die Um­stel­lung auf zu­künf­tig fünf Pfle­ge­gra­de so­wie der neu­en Leis­tungs­be­trä­ge bis zum 1. Ja­nu­ar 2017.

Für das Jahr 2016 gilt be­reits:

An­spruch auf Be­ra­tung

Wer Leis­tun­gen bei der Pfle­ge­ver­si­che­rung be­an­tragt, er­hält au­to­ma­tisch ein An­ge­bot für ei­ne Pfle­ge­be­ra­tung. Für pfle­gen­de An­ge­hö­ri­ge be­steht so­gar ein ei­ge­ner An­spruch auf Pfle­ge­be­ra­tung.

An­pas­sung der Rah­men­ver­trä­ge

Die Pfle­ge­ver­trä­ge wer­den an den neu­en Pfle­ge­be­dürf­tig­keits­be­griff an­ge­passt. Das be­trifft auch die Vor­ga­ben zur Per­so­nal­aus­stat­tung. Die DFV Deut­sche Fa­mi­lien­ver­si­che­rung AG hat schon früh auf die Um­stel­lung re­a­giert und bie­tet ih­ren bis­he­ri­gen Kun­den so­gar ei­ne Pfle­ge­ta­rif­an­pas­sungs­ga­ran­tie.

An­pas­sung von Pfle­ge­sät­zen und Per­so­nal

Trä­ger von Pfle­ge­ein­rich­tun­gen, So­zi­al­hil­fe­trä­ger wie auch Pfle­ge­kas­sen müs­sen vor Ein­füh­rung der neu­en Pfle­ge­gra­de ih­re Per­so­nal­struk­tur wie auch die Per­so­nal­schlüs­sel über­prü­fen und ge­ge­be­nen­falls an­pas­sen. Au­ßer­dem müs­sen die neu­en Pfle­ge­sät­ze der Pfle­ge­hei­me bis zum 30. Sep­tem­ber 2016 ver­ein­bart sein.

Was än­dert sich mit der neu­en De­fi­ni­ti­on von Pfle­ge­be­dürf­tig­keit?

  • Pfle­ge wird nicht mehr nach Hil­fe­be­darf in Mi­nu­ten­auf­wand be­wer­tet.
  • Selbst­stän­dig­keit wird der Maß­stab für Pfle­ge­be­dürf­tig­keit, d. h. es wird in­di­vi­du­ell ge­se­hen, wie selbst­stän­dig der Pfle­ge­be­dürf­tige sei­nen All­tag noch ge­stal­ten kann.
  • Es stellt sich die Fra­ge, wie die Selbst­stän­dig­keit er­hal­ten bzw. ge­stärkt wer­den kann.
  • Wie hoch ist der Be­darf an all­ge­mei­ner Be­auf­sich­ti­gung/Be­treu­ung bei der Ta­ges­ge­stal­tung und Haus­halts­füh­rung?
  • Wel­che so­zia­len Kon­tak­te be­ste­hen und gibt es au­ßer­häus­li­che Qua­li­tä­ten?
  • Es gibt ei­ne neue Be­gut­ach­tungs­phi­lo­so­phie für den neu­en Pfle­ge­be­dürf­tig­keits­be­griff.
  • 2018 folgt ein neu­es Qua­li­täts­prü­fungs- und Trans­pa­renz­sys­tem.

Aus Pflegestufen werden Pflegegrade – was ist neu?

  • Kör­per­li­che und geis­tige Ein­schrän­kun­gen wer­den glei­cher­ma­ßen er­fasst und für die Ein­stu­fung be­rück­sich­tigt.
  • Der Grad der Selbst­stän­dig­keit wird in sechs ver­schie­de­nen Be­rei­chen ge­mes­sen.
  • Und dann mit un­ter­schied­li­cher Ge­wich­tung zu­sam­men­ge­führt.

Da­raus er­gibt sich die Ein­stu­fung in ei­nen Pfle­ge­grad.

Die neu­en sechs Be­rei­che für die Ein­stu­fung in Pfle­ge­gra­de ab 1. Ja­nu­ar 2017:

  1. Mo­bi­li­tät
  2. Kog­ni­tive und kom­mu­ni­ka­tive Fä­hig­kei­ten
  3. Ver­hal­tens­wei­sen und psy­chi­sche Pro­blem­la­gen
  4. Selbst­ver­so­rung
  5. Be­wäl­ti­gung von und selbst­stän­di­ger Um­gang mit krank­heits- oder the­ra­pie­be­ding­ten An­for­de­run­gen und Be­las­tun­gen
  6. Ge­stal­tung des All­tags­le­bens und so­zia­ler Kon­tak­te
PflegegradPG1PG2PG3PG4PG5
Geldleistung ambulant 316545728901
Sachleistung ambulant 689129816121995
Entlastungsbetrag ambulant
(zweckgebunden)
125125125125125
Leistungsbetrag stationär125770126217752005
Bundesdurchschnittlicher
pflegebedingter Eigenanteil
 580580580580

Sie be­zie­hen be­reits Leis­tun­gen aus der Pfle­ge­ver­si­che­rung?

Wenn Sie be­reits Leis­tun­gen aus der Pfle­ge­ver­si­che­rung be­zie­hen, dann er­folgt die neue Um­stel­lung von Pfle­ge­stu­fen auf Pfle­ge­gra­de für Sie au­to­ma­tisch. Ein neu­er An­trag ist nicht zu stel­len. Für Sie gilt: Sie er­hal­ten Ih­re Leis­tun­gen im glei­chen Um­fang wie zu­vor – oder Sie er­hal­ten so­gar mehr.

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