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Begutachtung durch den MDK: Tipps um Fehler zu vermeiden

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Wenn man als ge­setz­lich Ver­si­cher­ter einen Pfle­ge­grad bei Pfle­ge­ver­si­che­rung be­an­tragt, be­stimmt der Me­di­zi­nische Dienst der Kran­ken­ver­si­che­rung die Ein­stu­fung in einen Pfle­ge­grad. Bei pri­vat Ver­si­cher­ten über­nimmt dies die Firma Me­di­cproof. Aber beide, MDK und Me­di­cproof, ar­bei­ten nach den­sel­ben Grund­sät­zen.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK) prüft im Auftrag der Pflegekassen die Pflegebedürftigkeit.
  • Bewertet werden Kriterien wie Selbstständigkeit bei Mobilität, Körperpflege, Ernährung und Alltagsbewältigung.
  • Ein sorgfältig geführtes Pflegetagebuch erleichtert die Einschätzung und sollte bei der Begutachtung vorgelegt werden.
  • Wichtig ist, den tatsächlichen Pflegebedarf realistisch darzustellen und keine Tätigkeiten schönzureden.
  • Das anschließende Gutachten des MDK bildet die Grundlage für die Entscheidung über den Pflegegrad.

Was ist der Medizinische Dienst der Krankenkassen?

Der Me­di­zi­nische Dienst der Kran­ken­ver­si­che­rung be­rät die ge­setz­lichen Kran­ken­kassen in Deutsch­land im Auf­trag der Kran­ken- und Pfle­ge­ver­si­che­rung in me­di­zi­nischen, zahn­me­di­zi­nischen und pfle­ge­ri­schen Fra­gen. Das kön­nen all­ge­meine Richt­li­nien sein, die eine ge­rech­te und neu­tra­le Gleich­be­hand­lung aller Pa­tien­ten si­chern soll. Aber es wer­den von der MDK-Ge­mein­schaft auch kon­kre­te Fäl­le von Pfle­ge­be­dürf­tig­keit in einem fest­ge­schrie­be­nen Ver­fah­ren ge­prüft. Der Me­di­zi­nische Dienst der Kran­ken­kassen ist auf Län­der­ebe­ne or­ga­ni­siert. Da­rü­ber hi­naus gibt es grö­ße­re Or­ga­ni­sa­ti­ons­ein­hei­ten wie den MDK Nord sowie die des Spit­zen­ver­ban­des Bund der Kran­ken­kassen.

Auf der einen Seite ist die Auf­ga­be der MDKs, da­für zu sor­gen, dass Kran­ken­ver­si­cher­te im Krank­heits- oder Pfle­ge­fall die Leis­tun­gen er­hal­ten, die ihnen ge­setz­lich zu­ste­hen und an­de­rerseits um den ver­ant­wor­tungs­be­wuss­ten Um­gang mit den Bei­trags­zah­lun­gen der Ver­si­cher­ten. Denn al­lein die So­zia­le Pfle­ge­ver­si­che­rung gibt jähr­lich 18 Mil­li­ar­den Euro für ihre Ver­si­cher­ten aus. Bei der ge­setz­lichen Kran­ken­ver­si­che­rung ist es so­gar zehn­mal so viel.

Der MDK schätzt ein, wann eine Pflegebedürftigkeit vorliegt?

Die Pfle­ge­be­dürf­tig­keit er­gibt sich aus der Selbst­än­dig­keit und den Fä­hig­kei­ten eines Men­schen. Was kann noch selbst ver­rich­tet wer­den? Wo muss je­mand hel­fen? Der Me­di­zi­nische Dienst nimmt diese Ein­schät­zung der Pfle­ge­be­dürf­tig­keit an­hand eines fes­ten Kri­te­rien­ka­ta­logs mit­tels Punk­te­ver­ga­be vor. Die höchst mög­li­che Punk­tzahl ist 100 und bil­det bis 90 Punk­te den schwer­sten Pfle­ge­grad, Pfle­ge­grad 5, mit der höchs­ten Pfle­ge­be­dürf­tig­keit. In den Pfle­ge­grad 1 mit der ge­rings­ten Pfle­ge­be­dürf­tig­keit wird man durch den MDK ein­ge­stuft, wenn man 12,5 bis 27 Punk­te er­reicht. Bei einer ge­rin­ge­ren Punk­tzahl wird durch den MDK kei­ne Emp­feh­lung für einen Pfle­ge­grad er­teilt. 

Wie wird ein Pflegetagebuch richtig geführt?

Ein wich­ti­ges Hilfs­mit­tel bei der Er­mitt­lung und Do­ku­men­ta­ti­on des Pfle­ge- und Be­treu­ungs­auf­wands ist ein Pfle­ge­ta­ge­buch. Zum Füh­ren eines Pfle­ge­ta­ge­buchs nimmt man am bes­ten einen ent­spre­chen­den Vor­druck, den man im In­ter­net, beim Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­te­ri­um in Ber­lin oder bei der Kran­ken­ver­si­che­rung be­kommt. In die­ses ta­bel­la­ri­sche Ta­ge­buch trägt man mi­nu­ten­ge­nau die Zei­ten ein, die für die ein­zel­nen Ver­rich­tun­gen bei der Pfle­ge be­nö­tigt wer­den. Das XI. So­zi­al­ge­setz­buch (SGB XI) bie­tet da­für Richt­wer­te zur Ori­en­tie­rung.  

Ne­ben den Zei­ten für die ein­zel­nen Ver­rich­tun­gen wie Wa­schen, Zahn­pfle­ge oder Ko­chen, wird noch die Art der Hilfs­stel­lung do­ku­men­tiert. Da­für un­ter­schei­det der Ge­setz­ge­ber zwi­schen fünf For­men mit je­weils ei­ge­ner Ab­kür­zung: U für Un­ter­stüt­zung, TÜ für teil­wei­se Un­ter­stüt­zung, VÜ für voll­stän­di­ge Un­ter­stüt­zung, B für Be­auf­sich­ti­gung und A für An­lei­tung.

Die For­men der Hilfs­stel­lung sind eben­falls de­fi­niert. So be­deu­tet zum Bei­spiel Un­ter­stüt­zung, dass der Pfle­ge­be­dürf­ti­ge grund­sätz­lich selbst­än­dig ist, aber bei der Vor- und Nach­be­rei­tung be­stimm­ter Ver­rich­tun­gen wie Du­schen Un­ter­stüt­zung be­nö­tigt.

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Wie läuft eine Begutachtung durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen ab?

Nach dem Ein­rei­chen des An­tra­ges auf einen Pfle­ge­grad bei der Pfle­ge­kasse dau­ert es et­wa zwei Wo­chen bis sich der MDK zur Ter­min­ver­ein­ba­rung für eine Be­gut­ach­tung der Pfle­ge­be­dürf­tig­keit mel­det. Für den Ter­min le­gen Sie als Leis­tungs­er­brin­ger oder An­ge­hö­ri­ger alle be­treff­en­den Un­ter­la­gen be­reit; da­zu zäh­len Arzt­brie­fe, das Pfle­ge­ta­ge­buch oder ärzt­li­che Dia­gno­sen und an­de­re wich­tige In­for­ma­tio­nen zum Pfle­ge­be­darf der be­trof­fe­nen Per­son. 

Der Ter­min an sich dau­ert eine hal­be bis an­der­thalb Stun­den. Für die Fest­stel­lung der pfle­ge­ri­schen Ver­sor­gung und per­sön­li­chen Si­tu­a­ti­on vor Ort gibt es das Neue Be­gut­ach­tungs­as­sess­ment (NBA), das fol­gen­de Be­rei­che in Be­zug auf die Selbst­än­dig­keit einer Pfle­ge­per­son be­leuch­tet:

Selbst­ver­sor­gung: Die Selbst­ver­sor­gung geht mit 40 Pro­zent in die Er­tei­lung eines Pfle­ge­gra­des ein. Bei der Be­gut­ach­tung wird un­ter an­de­rem fest­ge­stellt, in­wie­weit der Be­trof­fe­ne fä­hig ist, die ei­ge­ne Kör­per­pfle­ge zu ver­rich­ten. Zu­dem wer­den das selbst­än­di­ge An- und Aus­klei­den, Zu­be­rei­ten von Mahl­zei­ten und In­kon­ti­nenz­be­schwer­den er­fragt.

Mo­bi­li­tät: Mo­bi­li­tät ist aus pfle­ge­ri­scher Per­spek­tive ein ziem­lich weit ge­fass­ter Be­griff. Er be­ginnt bei Po­si­tions­wech­seln im Bett, wie dem Auf­set­zen oder Auf­ste­hen, und reicht bis zum Orts­wech­sel mit Lau­fen oder Trep­pen­stei­gen beim Ein­kau­fen oder Spa­zie­ren­ge­hen. 

Kog­ni­tive und kom­mu­ni­ka­tive Fä­hig­kei­ten: Es soll bei der Pfle­ge­be­gut­ach­tung fest­ge­stellt wer­den, ob sich der Be­trof­fe­ne noch ört­lich und zeit­lich ori­en­tie­ren so­wie einen ei­ge­nen Haus­halt füh­ren kann.

Wei­te­re Merk­ma­le, die der MDK un­ter­sucht, sind die Ge­stal­tung des ei­ge­nen All­tags­le­bens und so­zia­le Kon­takte, der Um­gang mit krank­heits- und the­ra­pie­be­ding­ten Be­las­tun­gen und neu­en Auf­ga­ben, die Ver­rich­tung von Auf­ga­ben des täg­li­chen Be­darfs so­wie Ver­hal­tens­wei­sen und psy­chi­sche Pro­blem­la­gen.

Wie Sie sich auf eine MDK-Begutachtung am besten vorbereiten

Am bes­ten be­rei­tet man sich auf die Be­gut­ach­tung durch den Me­di­zi­nischen Dienst vor, in dem man das Ver­fah­ren ver­steht. Da­zu kann man sich bei der Pfle­ge­kasse oder di­rekt bei den MDK-Be­ra­tungs­stel­len be­ra­ten las­sen oder wei­te­re In­fos ho­len. Sie er­hal­ten in den Be­ra­tungs­stel­len ne­ben be­gut­ach­tungs­spe­zi­fi­schen auch all­ge­mei­ne In­for­ma­tio­nen zum Ge­sund­heits­we­sen und der Ver­sor­gung im Pfle­ge­fall.

Mit der Do­ku­men­ta­ti­on des Pfle­ge­ta­ge­buchs be­ginnt man et­wa zwei Wo­chen vor dem Ter­min der Pfle­ge­be­gut­ach­tung. Ma­chen Sie sich mit dem Ta­ge­buch vor­her ver­traut, da­mit Sie wis­sen, wel­che Ver­rich­tun­gen zeit­lich er­fasst wer­den kön­nen und wie Sie den Zeit­auf­wand der Pfle­ge rich­tig do­ku­men­tie­ren.

Hal­ten Sie alle re­le­van­ten Un­ter­la­gen be­reit und ord­nen Sie die­se, da­mit sie griff­be­reit lie­gen. Da­zu ge­hö­ren un­ter an­de­rem Arzt­be­rich­te, Be­schei­ni­gun­gen, Me­di­ka­men­ten­plä­ne am­bu­lan­ter Pfle­ge­diens­te, Ent­las­sungs­brie­fe aus dem Kran­ken­haus oder einer Pfle­ge­ein­rich­tung, Re­ha-Ver­län­ge­rungs­an­trä­ge und wei­te­re Do­ku­men­te zum Ge­sund­heits­zu­stand der zu be­treu­en­den Per­son. Re­le­vant sind alle ak­tu­el­len In­for­ma­tio­nen, wel­che die ak­tu­el­le ge­sund­heit­li­che Si­tu­a­ti­on des Pfle­ge­be­dürf­ti­gen do­ku­men­tie­ren. Am bes­ten er­stel­len Sie Ko­pi­en der wich­tigs­ten Do­ku­men­te in einer ge­mein­sa­men Map­pe, die der Gu­tach­ter mit­neh­men kann.

Der Ter­min mit dem Me­di­zi­nischen Dienst gleicht einer Prü­fungs­si­tu­a­ti­on und kann we­gen der per­sön­li­chen Fra­gen zur Ge­sund­heit als Ein­griff in die Pri­vat­sphä­re emp­fun­den wer­den. Den­noch ist Scham oder Be­schö­ni­gung bei die­sem The­ma nicht nö­tig, weil sonst kei­ne rea­lis­tische Ein­schät­zung des Pfle­ge­auf­wands und der Qua­li­tät der Ver­sor­gung mög­lich ist.

Wie geht es nach dem Termin mit dem MDK weiter?

Nach et­wa zwei Wo­chen soll­te der Be­scheid über die An­er­ken­nung oder Ab­leh­nung eines Pfle­ge­gra­des beim An­trag­stel­ler ein­ge­hen. Die Pfle­ge­kasse emp­fiehlt auf­grund der In­for­ma­tio­nen des MDK einen Pfle­ge­grad so­wie Maß­nah­men zur Vor­beu­gung und Re­ha­bi­li­ta­ti­on. Nach Rück­spra­che mit den Be­trof­fe­nen lei­tet die Pfle­ge­kasse den An­trag an­schie­ßend an die Re­ha­bi­li­ta­tions­kasse wei­ter, wo die nächs­ten Schrit­te bis zur Leis­tungs­er­brin­gung er­fol­gen.

Was ist, wenn ein Pflegegrad abgelehnt wird?

Wenn man im Er­geb­nis der Ein­schät­zung durch den MDK kei­nen oder einen zu nied­ri­gen Pfle­ge­grad er­hält (seit Ja­nu­ar 2017 er­set­zen fünf Pfle­ge­gra­de die bis da­to drei Pfle­ge­stu­fen), soll­te in­ner­halb von vier Wo­chen Wi­der­spruch ge­gen die Ent­schei­dung ein­ge­reicht wer­den. Liegt dem Be­scheid über den ge­neh­mig­ten Pfle­ge­grad kein Gu­tach­ten des Me­di­zi­nischen Diens­tes bei, soll­te dies un­be­dingt bei der Pfle­ge­kasse an­ge­for­dert wer­den. Denn nur über das Gu­tach­ten sind Feh­ler iden­ti­fi­zier­bar und hat ein Wi­der­spruch ge­gen eine Ent­schei­dung des MDK mög­li­cher­wei­se Er­folg.

Die Pfle­ge­kasse prüft den Wi­der­spruch. Da­nach kann es sein, dass er­neut ein Pfle­ge­ta­ge­buch ge­führt wer­den muss, ein neu­er Be­gut­ach­tungs­ter­min in Auf­trag ge­ge­ben wird oder nach Ak­ten­la­ge ent­schie­den wird (ohne wei­te­ren Ter­min durch den MDK).

Gibt es bei er­neu­ter Ent­schei­dung kei­ne Ver­än­de­rung, kann er­neut Wi­der­spruch ein­ge­legt wer­den. Die­ses Mal ent­schei­det der Wi­der­spruchs­aus­schuss. Bei der Aus­schuss­sit­zung hat der An­trag­stel­ler das Recht aus­zu­sa­gen.

Wenn auch der Aus­schuss dem An­trag nicht nach­kommt, kann noch­mals Wi­der­spruch ein­ge­legt wer­den, der im wei­te­ren Ver­fah­ren dann über das So­zi­al­ge­richt ver­han­delt wird.

FAQ

  • Bei gesetzlich Versicherten übernimmt der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK) die Begutachtung. Privatversicherte werden hingegen von MEDICPROOF, dem medizinischen Dienst der Privaten Krankenversicherung, geprüft. Beide Institutionen beurteilen die Selbstständigkeit und den Unterstützungsbedarf nach einheitlichen Kriterien.

  • Eine gute Vorbereitung umfasst das Führen eines detaillierten Pflegetagebuchs über mehrere Wochen. Darin sollten tägliche Pflegetätigkeiten, Zeiten und notwendige Hilfen dokumentiert werden. Am Begutachtungstag ist es wichtig, alle Hilfsmittel und Unterlagen bereitzuhalten und den Pflegebedarf so darzustellen, wie er tatsächlich im Alltag besteht.

  • Ein häufiger Fehler ist es, den Pflegeaufwand herunterzuspielen oder Tätigkeiten zu beschönigen. Auch spontane Improvisationen ohne Vorbereitung können zu falschen Einschätzungen führen. Ratsam ist es, ehrlich und realistisch darzustellen, welche Hilfe wirklich notwendig ist – selbst wenn einem dies unangenehm erscheint.

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