Plötzlich Pflegefall© Agenturfotografin

Plötzlich Pflegefall: Was ist jetzt zu tun?

Erstellt am Uhr
Von 

Ein Pfle­ge­fall trifft die An­ge­hö­ri­gen fast im­mer un­er­war­tet. Wenn plötz­lich die Pfle­ge ei­nes ver­trau­ten Men­schen in den Mit­tel­punkt des ei­ge­nen Le­bens rückt, wir­belt das den All­tag ge­hö­rig durch­ei­nan­der und führt oft zu er­heb­li­chen or­ga­ni­sa­to­ri­schen, fi­nan­zi­el­len und psy­chi­schen Her­aus­for­de­run­gen.

Artikel teilen
Link kopiert

Plötzlicher Pflegefall - Anlaufstellen zur Erstberatung

Da­mit Sie in die­ser Si­tu­a­ti­on nicht al­lei­ne sind, gibt es ei­ne gro­ße An­zahl an An­lauf­stel­len, die Sie bei plötz­li­cher Pfle­ge­be­dürf­tig­keit be­ra­ten und in der neu­en Le­bens­si­tu­a­ti­on un­ter­stüt­zen.

  • Haus­arzt oder be­han­deln­de Kli­nik
  • Ge­setz­li­che oder pri­va­te Kran­ken­kasse / Pfle­ge­kasse
  • Pfle­ge­stütz­punk­te
  • Se­nio­ren­be­ra­tung, kom­mu­na­le Be­ra­tungs­stel­len und So­zi­al­sta­ti­o­nen
  • Bür­ger­te­le­fon des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums für Ge­sund­heit
  • So­zi­al­amt
  • Selbst­hil­fe­grup­pen

Welche Schritte sind bei Eintritt eines Pflegefalles zu beachten?

1. Den Pfle­ge­be­darf er­fas­sen

Seit Ja­nu­ar 2017 gibt es im Rah­men des Zwei­ten Pfle­ge­stär­kungs­ge­set­zes (PSG II) fünf Pfle­ge­gra­de, statt bis­her nur drei Pfle­ge­stu­fen. Die neu­en Pfle­ge­gra­de 1 bis 5 er­set­zen die bis­her vor­han­de­nen Pfle­ge­stu­fen 1 bis 3 so­wie die Pfle­ge­stu­fe 0. Wie er­fas­se ich aber, wel­cher Pfle­ge­grad für mei­nen An­ge­hö­ri­gen den Pfle­ge­be­darf ad­äquat er­fasst?

Pfle­ge­grad 1: Un­ter An­ge­hö­ri­gen des Pfle­ge­grad 1 fasst der Ge­setz­ge­ber die noch weit­ge­hend selbst­stän­di­gen ge­ring­fü­gig Pfle­ge­be­dürf­tigen zu­sam­men.

Pfle­ge­grad 2: Hier­un­ter fal­len pfle­ge­be­dürf­tige An­ge­hö­ri­ge, die in ih­rer Selbst­stän­dig­keit er­heb­lich be­ein­träch­tigt sind.

Pfle­ge­grad 3: Für Pfle­ge­grad 3 muss ei­ne schwe­re Be­ein­träch­ti­gung der Selbst­stän­dig­keit vor­lie­gen.

Pfle­ge­grad 4: Um un­ter den Pfle­ge­grad 4 zu fal­len, müs­sen schwers­te Be­ein­träch­ti­gun­gen der Selbst­stän­dig­keit vor­lie­gen.

Pfle­ge­grad 5: Für den höchs­ten Pfle­ge­grad müs­sen die Be­trof­fe­nen un­ter schwers­ten Be­ein­träch­ti­gun­gen der Selbst­stän­dig­keit lei­den und ei­nen sehr ho­hen Pfle­ge­be­darf ha­ben.

2. Wel­che Form der Pfle­ge ist für mei­nen An­ge­hö­ri­gen die rich­tige?

Nach­dem der Pfle­ge­be­darf des zu pfle­gen­den An­ge­hö­ri­gen er­fasst wur­de, stellt sich für die meis­ten Men­schen die schwie­ri­ge Fra­ge, wie die­se Pfle­ge aus­se­hen soll? Kann Ihr An­ge­hö­ri­ger zu Hau­se ge­pflegt oder in am­bu­lan­ter Pfle­ge ver­sorgt wer­den oder ist ein Pfle­ge­heim oder ei­ne ähn­li­che sta­tio­nä­re Pfle­ge­form ei­ne sinn­vol­le Op­ti­on? Sind Sie not­falls be­reit zu ak­zep­tie­ren, dass sich Ihr Le­bens­stil än­dern wird? Füh­len Sie sich in der La­ge, die men­ta­len Her­aus­for­de­run­gen zu meis­tern, wel­che die Pfle­ge be­trof­fe­ner An­ge­hö­ri­ger zu Hau­se von Ih­nen ab­ver­langt? Seien Sie ehr­lich zu sich selbst und zie­hen Sie da­her auch die voll­sta­tio­nä­re Pfle­ge in ei­nem Pfle­ge­heim in Be­tracht.

Vor­tei­le der häus­li­chen Pfle­ge:

  • Der Pfle­ge­be­dürf­tige wird nicht sei­ner ge­wohn­ten Um­ge­bung ent­ris­sen.
  • Meis­tens sind die Kos­ten et­was ge­rin­ger als in der sta­tio­nä­ren Pfle­ge.
  • Die Pfle­ge kann höchst­in­di­vi­du­ell an­ge­passt wer­den.
  • Der Pfle­ge­be­dürf­tige hat mehr Raum zur Ver­fü­gung.

Nach­tei­le der häus­li­chen Pfle­ge:

- Die An­ge­hö­ri­gen müs­sen un­ter Um­stän­den ih­ren Be­ruf auf­ge­ben oder re­du­zie­ren.
- Die Spon­ta­ni­tät der An­ge­hö­ri­gen geht ver­lo­ren.
- Es kann zu ei­ner gro­ßen emo­tio­na­len Be­las­tung kom­men.
- Un­ter Um­stän­den sind Um­bau­ten er­for­der­lich.

Vor­tei­le der sta­tio­nä­ren Pfle­ge:

  • Bes­tes me­di­zi­ni­sches Um­feld.
  • Bar­rie­re­frei­er All­tag ent­spre­chend der Pfle­ge­be­dürf­tig­keit.
  • An­ge­hö­ri­ge kön­nen in ih­ren Be­ru­fen blei­ben.
  • Der Pfle­ge­be­dürf­tige ist in ein so­zia­les Um­feld in­te­griert.

Nach­tei­le der sta­tio­nä­ren Pfle­ge:

- Ho­he Kos­ten (bis zu 3.000 EURO/mo­nat­lich).
- We­ni­ger Kon­takt zur Fa­mi­lie.
- Nur ein ein­zi­ges Zim­mer als Rück­zugs­ort.
- Kei­ne ge­wohn­te Um­ge­bung.

Wei­te­re For­men der Pfle­ge: Am­bu­lan­te Pfle­ge durch Pfle­ge­diens­te; Häus­li­che Be­treu­ung durch Pfle­ge­per­son; Be­treu­tes Woh­nen; Ge­mein­schaft­li­ches Woh­nen in so­ge­nan­nten Se­nio­ren-WGs; Pfle­ge­wohn­grup­pen; Al­ten­hei­me; Se­nio­ren­re­si­den­zen

3. Be­an­tra­gung des Pfle­ge­grads

Nach­dem Sie sich für ei­ne Form der Pfle­ge ent­schie­den ha­ben, gilt es schnellst­mög­lich für Ih­ren An­ge­hö­ri­gen ei­nen An­trag auf Pfle­ge­grad bei der Pfle­ge­kasse zu stel­len. An­schlie­ßend wird ein Gu­tach­ter die Si­tu­a­ti­on des pfle­ge­be­dürf­tigen An­ge­hö­ri­gen vor Ort be­gut­ach­ten. Die Be­wer­tung der Pfle­ge­be­dürf­tig­keit er­folgt seit 2017 nach dem neu­en Be­gut­ach­tungs­as­ses­ment (NBA). Im An­schluss wird das Gu­tach­ten an die Pfle­ge­kasse wei­ter­ge­lei­tet, die wie­der­um über die Ge­neh­mi­gung oder Ab­leh­nung des Pfle­ge­grads ent­schei­det. Die Kos­ten, die bis zur Ge­neh­mi­gung des An­trags an­ge­fal­len sind, kön­nen rück­wir­kend ab An­trags­stel­lung er­stat­tet wer­den.

4. Häus­li­che oder sta­tio­nä­re Pfle­ge - Auf­ga­ben ver­tei­len

Wer­den Sie sich in­ner­halb der An­ge­hö­ri­gen und Freun­de des zu Pfle­gen­den dar­über ei­nig, wer Auf­ga­ben wie Arzt­be­su­che, Be­hör­den­gän­ge oder die täg­li­che Ver­so­rung über­neh­men kann. Am bes­ten ver­tei­len Sie die Auf­ga­ben auf meh­re­ren Schul­tern.

5. Ge­setz­li­che Ver­tre­tun­gen für Pfle­ge­be­dürf­tigen re­geln

Wenn Ihr pfle­ge­be­dürf­tiger An­ge­hö­ri­ger wich­tige Ent­schei­dun­gen nicht mehr selbst tref­fen kann, müs­sen Sie sich als ge­setz­li­cher Ver­tre­ter un­ter Um­stän­den schwie­ri­gen Fra­gen stel­len. Klä­ren Sie recht­li­che Vor­aus­set­zun­gen da­her am Bes­ten schon im Vor­aus, spä­tes­tens aber nach Ein­tritt ei­ner plötz­li­chen Pfle­ge­be­dürf­tig­keit – zum Bei­spiel durch Vor­sor­ge­voll­mach­ten, ei­ne Be­treu­ungs­ver­fü­gung und ei­ne Pa­tien­ten­ver­fü­gung.

6. Fi­nan­zie­rung der Pfle­ge – Leis­tun­gen der ge­setz­li­chen Kran­ken­ver­si­che­rung

Ei­nes der schwie­rigs­ten The­men ist si­cher­lich die Fi­nan­zie­rung der Pfle­ge. Je nach ge­neh­mig­tem Pfle­ge­grad ste­hen Ih­nen bei ge­setz­li­chen Kran­ken­ver­si­che­rung zu­nächst Pfle­ge­geld und Pfle­ge­sach­leis­tun­gen der Kran­ken­kasse zu. Dar­über hi­naus kön­nen auf An­trag auch Hilfs­mit­tel für die Pfle­ge über­nom­men wer­den. Wer­den die ei­ge­nen El­tern zum Pfle­ge­fall, ist für die An­ge­hö­ri­gen al­ler­dings zu be­ach­ten, dass Sie bis zu ei­ner be­stimm­ten Hö­he ge­setz­lich für die Kos­ten mit­ver­ant­wort­lich sind. Reicht das Ver­mö­gen der pfle­ge­be­dürf­tigen El­tern nicht aus, um für die Pfle­ge­kos­ten auf­zu­kom­men, sind die Kin­der im Rah­men des El­tern­un­ter­halts un­ter­halts­pflich­tig.

7. Leis­tun­gen der Pfle­ge­zu­satz­ver­si­che­rung

Da­mit bei Ein­tre­ten ei­nes Pfle­ge­fal­les die El­tern nicht zur fi­nan­zi­el­len Bür­de ih­rer Kin­der wer­den, ren­tiert sich da­her oft­mals ei­ne Pfle­ge­zu­satz­ver­si­che­rung, um ei­ne Ver­so­r­gungs­lücke zwi­schen tat­säch­li­chen Pfle­ge­kos­ten und dem ge­setz­lich zu­ge­si­cher­ten Pfle­ge­geld zu ver­mei­den. Die Pfle­ge­zu­satz­ver­si­che­rung min­dert die fi­nan­zi­el­len Ein­schnit­te der An­ge­hö­ri­gen ab und sorgt so da­für, dass sich die Fa­mi­lie dar­auf kon­zen­trie­ren kann, was jetzt  am meis­ten not­wen­dig wird: die Zu­wen­dung zum Pfle­ge­be­dürf­tigen, kom­plett ohne Ab­len­kung.

Über­sicht der Leis­tun­gen ei­ner Pfle­ge­zu­satz­ver­si­che­rung:

  • Bis zu 3.750 EURO für die Pfle­ge zu Hau­se und Pfle­ge im Heim
  • Bei­trags­be­frei­ung im Pfle­ge­fall (ab Pfle­ge­grad 3)
Pflege im Heim

Pflegezusatzversicherung

Frühzeitig vorsorgen mit der Pflegezusatzversicherung der DFV!

  • keine finanziellen Sorgen im Pflegefall
  • Leistungen für Pflege zu Hause und im Pflegeheim
  • Beitragsbefreiung ab Pflegegrad 3
  • Weltweiter Schutz

Jetzt frühzeitig vorsorgen

  • Alle Angaben ohne Gewähr.

Sie benutzen einen veralteten Browser.
Dieser wird von uns nicht mehr unterstützt.

Browser-Alternativen finden Sie unter anderem hier: