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Pflegegrad richtig beantragen: Das müssen Sie wissen

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Um im Pfle­ge­fall die be­nö­tig­ten Pfle­ge­leis­tun­gen in An­spruch neh­men zu kön­nen und die fi­nan­zi­el­le Un­ter­stüt­zung aus der ge­setz­li­chen Pfle­ge­ver­si­che­rung nut­zen zu kön­nen, ist die Be­an­tra­gung eines Pfle­ge­gra­des die Vor­aus­set­zung. Das Zwei­te Pfle­ge­stär­kungs­ge­setz (PSG II) de­fi­niert die un­ter­schied­li­chen Pfle­ge­gra­de und das Ver­fah­ren zur Be­an­tra­gung eines Pfle­ge­gra­des.

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Der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff

Das zwei­te Pfle­ge­stär­kungs­ge­setz un­ter­schei­det nicht mehr wie frü­her zwi­schen Krank­hei­ten und de­ren Pfle­ge­be­dürf­tig­keit, son­dern be­trach­tet den Pfle­ge­be­dürf­tigen und des­sen ge­sund­heit­lich be­ding­te Be­ein­träch­ti­gung der Selbst­än­dig­keit. Die Pfle­ge­be­dürf­tig­keit ist in fünf Pfle­ge­gra­de ein­ge­teilt. Je hö­her die Be­dürf­tig­keit ist, des­to hö­her sind der Pfle­ge­grad und die da­mit ver­bun­de­nen Leis­tun­gen.

Pflegegrad beantragen – So geht´s

Al­le Kran­ken­ver­si­cher­ten sind au­to­ma­tisch pfle­ge­ver­si­chert und Leis­tun­gen aus der so­zia­len Pfle­ge­ver­si­che­rung be­an­tragt man bei der zu­stän­di­gen Pfle­ge­kasse. Zu­dem sind Pfle­ge­kassen beim Fin­den kos­ten­lo­ser, qua­li­fi­zier­ter Be­ra­ter in der Nä­he des Wohn­or­tes be­hilf­lich. Denn mit dem zwei­ten Pfle­ge­stär­kungs­ge­setz, das vor über ei­nem Jahr in Kraft ge­tre­ten ist, ist ein An­trag auf eine der fünf Pfle­ge­gra­de not­wen­dig.

Einen Ter­min mit dem MDK ver­ein­ba­ren: Die Ent­schei­dung über die Pfle­ge­be­dürf­tig­keit liegt im Er­mes­sen der Pfle­ge­kasse. Sie rich­tet sich im Fal­le eines ge­setz­lich Ver­si­cher­ten bei der Ent­schei­dungs­fin­dung nach Gu­tach­ten des Me­di­zi­ni­schen Diens­tes der Kran­ken­ver­si­che­rung (MDK). Bei Pri­vat­ver­si­cher­ten be­ur­tei­len Sach­ver­stän­di­ge aus dem Ge­sund­heits­we­sen der ME­DIC­PROOF nach Be­gut­ach­tungs­richt­li­nien und ei­nem per­sön­li­chen Ge­spräch über die Pfle­ge­be­dürf­tig­keit. Die Gu­tach­ter mel­den sich in der Re­gel ei­nige Ta­ge vor der Be­gut­ach­tung zum Ter­min an. Wich­tig ist, dass zum Ter­min der Pfle­ge­be­dürf­tige und der Haupt­pfle­gen­de ge­mein­sam an­we­send sind. Die Be­gut­ach­tung kann in ei­ner sta­tio­nä­ren Ein­rich­tung wie ei­ner Kli­nik oder Re­ha statt­fin­den. Es emp­fiehlt sich je­doch, dass der Ter­min im ei­ge­nen Zu­hau­se statt­fin­det, denn so kön­nen die ört­li­chen Be­ge­ben­hei­ten für das Gu­tach­ten be­rück­sich­tigt wer­den.

Auf den Be­gut­ach­tungs­ter­min vor­be­rei­ten: Falls Sie be­reits vor­ab er­fah­ren möch­ten, wel­cher Pfle­ge­grad wo­mög­lich zu­ge­ord­net wird, emp­fiehlt sich die Nut­zung ei­nes On­line-Pfle­ge­grad­rech­ners. Sie kön­nen den Pfle­ge­be­darf dann be­reits ein­schät­zen.

Kla­re Schil­de­rung der Si­tu­a­ti­on: Zur Ver­deut­li­chung der Pfle­ge­si­tu­a­ti­on emp­fiehlt es sich dem Gu­tach­ter an­hand di­rek­ter Bei­spie­le die La­ge zu er­läu­tern. Fer­ner kön­nen eine an­we­sen­de Fach­kraft wie ein Pfle­ger oder ein An­ge­hö­ri­ger kom­pe­tent Aus­kunft ge­ben, so­fern sie mit der Pfle­ge­si­tu­a­ti­on ver­traut sind. Mög­lichst ge­naue An­ga­ben hel­fen dem Gu­tach­ter bei ei­ner sehr kon­kre­ten Ein­schät­zung der Pfle­ge­be­dürf­tig­keit und Pfle­ge­si­tu­a­ti­on.

Was ist für den Ter­min noch wich­tig? Die Gu­tach­ter hal­ten sich bei der Be­wer­tung des Pfle­ge­gra­des an 64 Leit­fra­gen. Da­bei fin­det das Füh­ren ei­nes Pfle­ge­ta­ge­buchs eine gro­ße Rol­le, denn eine gu­te Do­ku­men­ta­ti­on spie­gelt die Pfle­ge­si­tu­a­ti­on wi­der und kann im Fal­le ei­nes Wi­der­spruchs ge­gen eine even­tu­ell zu nied­ri­ge Ein­stu­fung hel­fen. Des Wei­te­ren emp­fiehlt sich ein Blick in das Neue Be­gut­ach­tungs­as­sess­ment (NBA). Es ist ein Be­gut­ach­tungs­ver­fah­ren, das auf pfle­ge­wis­sen­schaft­li­chen Er­kennt­nis­sen be­ruht. Das NBA ist des­halb als Richt­li­nie für das Füh­ren von Pfle­ge­ta­ge­bü­chern emp­foh­len.

Muster für einen formlosen Antrag auf Leistungen von der Pflegeversicherung

Manuela Mustermann,
Musterweg 1,
11111 Musterhausen




An die Musterkasse
Musterstraße
PLZ, Musterort 
                                                                                                                                         (Ort, Datum)


Antrag auf Leistungen der Pflegeversicherung


Sehr geehrte Damen und Herren,

hiermit beantrage ich ab dem heutigen Tag Leistungen aus der Pflegeversicherung für:

Max Mustermann
Musterweg 1
11111 Musterhausen
Versichertennummer: ................

Ich bitte um Zusendung der benötigten Antragsunterlagen und zügige Bearbeitung meines Antrags.

Mit freundlichen Grüßen


Manuela Mustermann

 
 

Antrag auf Pflegegrad: Wo und wie stellt man den Antrag?

Pfle­ge­grad te­le­fo­nisch be­an­tra­gen: Ru­fen Sie bei der Pfle­ge­kasse des Ver­si­cher­ten an, um den An­trag auf Ein­stu­fung in ei­nen Pfle­ge­grad zu stel­len. Da­rauf­hin er­hal­ten Sie oder der An­trag­stel­ler ein For­mu­lar, das es aus­zu­fül­len gilt. Dies kann durch den Ver­si­cher­ten selbst oder sei­nen ge­setz­li­chen Be­treu­er er­fol­gen. Der An­trag muss un­ter­schrie­ben an die Pfle­ge­kasse zu­rück­ge­sen­det wer­den. Kurz da­nach soll­te sich ein Gu­tach­ter zur per­sön­li­chen Be­gut­ach­tung an­mel­den.

Pfle­ge­grad schrift­lich be­an­tra­gen: Sie kön­nen eben­so ei­nen form­lo­sen An­trag auf Pfle­ge­leis­tun­gen bei der Pfle­ge­kasse stel­len. Hier­für gibt es ei­ne Rei­he von kos­ten­lo­sen Mus­ter­schrei­ben, die Sie im In­ter­net her­un­ter­la­den kön­nen.

Pfle­ge­grad beim Pfle­ge­stütz­punkt be­an­tra­gen: Wenn Sie den An­trag lie­ber di­rekt vor Ort und per­sön­lich vor­neh­men wol­len, kön­nen Sie (auch zu­sam­men mit Ih­rem An­ge­hö­ri­gen) ei­nen Pfle­ge­stütz­punkt be­su­chen. Dort wer­den Sie in al­ler Re­gel be­ra­ten und kön­nen da­rauf­hin ei­nen An­trag auf Pfle­ge­leis­tung stel­len.

Nach dem Besuch des Gutachters

Nach dem Be­such des Gu­tach­ters ver­sen­det die Pfle­ge­kasse ei­nen Be­scheid an den An­trag­stel­ler mit dem Er­geb­nis der Ein­schät­zung des Gu­tach­ters und der Ent­schei­dung der Pfle­ge­kasse. Zu­dem soll­ten auf dem Be­scheid die Ta­ge der An­fra­ge, An­trags­stel­lung, Be­gut­ach­tung und des Be­schei­des ver­merkt sein. Bei ei­ner Be­wil­li­gung zahlt die Pfle­ge­kasse rück­wir­kend die Zu­schüs­se di­rekt an den Pfle­ge­dienst oder das Pfle­ge­heim, falls dort be­reits Leis­tun­gen in An­spruch ge­nom­men wur­den.

Antrag auf Pflegegrad 1 und 2

Die fünf Pfle­ge­gra­de er­ge­ben sich aus dem Er­geb­nis des Gu­tach­tens und ei­ner Punk­te­ver­ga­be von höchs­tens 100 Punk­ten. Bei Pfle­ge­grad 1 müs­sen eine „ge­rin­ge Be­ein­träch­ti­gung der Selbst­än­dig­keit oder der Fä­hig­kei­ten“ und ein Er­geb­nis mit min­des­tens 12,5 Punk­ten vor­lie­gen. Liegt eine „er­heb­li­che Be­ein­träch­ti­gung der Selbst­än­dig­keit oder der Fä­hig­kei­ten“ und ein Er­geb­nis von min­des­tens 27 Punk­ten vor, gel­ten die Vor­aus­set­zun­gen für den Pfle­ge­grad 2 als er­füllt.

Antrag auf Pflegegrad 3 bis 5

Kommt der Gu­tach­ter zu dem Er­geb­nis, dass eine „schwe­re Be­ein­träch­ti­gung der Selbst­än­dig­keit oder der Fä­hig­kei­ten“ und eine Punkt­zahl von min­des­tens 47,5 vor­lie­gen, be­wil­ligt die Pfle­ge­kasse in der Re­gel den Pfle­ge­grad 3. A­na­log da­zu spricht der Gu­tach­ter bei Pfle­ge­stu­fe 4 von „schwers­ten“ Be­ein­träch­ti­gun­gen und ei­ner Min­dest­punkt­zahl von 70. Lau­tet das Er­geb­nis 90 oder mehr Punk­te, liegt eine „schwers­te Be­ein­träch­ti­gung der Selbst­än­dig­keit oder der Fä­hig­kei­ten mit be­son­de­ren An­for­de­run­gen an die pfle­ge­ri­sche Ver­sor­gung“ vor.

Höherstufung des Pflegegrades

Ein An­trag auf Hö­her­stu­fung des Pfle­ge­gra­des kann sich be­reits bei klei­nen Än­de­run­gen der Pfle­ge­si­tu­a­ti­on loh­nen. Denn mit dem Zwei­ten Pfle­ge­stär­kungs­ge­setz ist un­ter an­de­rem die Be­wer­tung der Selbst­ver­sor­gung, die Fol­ge­ver­sor­gung nach ei­nem Un­fall so­wie die so­zia­le Kon­takt­pfle­ge stär­ker bzw. erst­mals in den Fo­kus ge­rückt. Al­ler­dings kann eine Neu­be­wer­tung der Pfle­ge­si­tu­a­ti­on auch das Ge­gen­teil be­wir­ken und der Pfle­ge­grad sinkt oder wird kom­plett aber­kannt.

Ein Ge­spräch mit dem Per­so­nal im Pfle­ge­heim oder dem am­bu­lan­ten Pfle­ge­dienst kann bei der Ent­schei­dung, ei­nen An­trag zur Hö­her­stu­fung des Pfle­ge­gra­des zu stel­len, hel­fen. Sie be­sit­zen zwar kei­ner­lei Ent­schei­dungs­be­fug­nis, aber auf­grund ih­res täg­li­chen Be­zugs zu ver­schie­de­nen Pfle­ge­be­dürf­tigen be­sit­zen sie eine brei­te Er­fah­rung. Zu­dem kann ihr Blick auf die Si­tu­a­ti­on ob­jek­tiver sein als der ei­nes An­ge­hö­ri­gen.

Das Ver­fah­ren ge­stal­tet sich ana­log zu dem des Erst­an­trags. Ein form­lo­ses Schrei­ben mit der Bit­te um Hö­her­stu­fung muss vom Ver­si­cher­ten oder Be­voll­mäch­tig­ten an die Pfle­ge­kasse ge­schickt wer­den. Die­se sen­det ein For­mu­lar zu­rück, das der An­trag­stel­ler aus­ge­füllt wie­der zu­rück­schickt. Es kann pas­sie­ren, dass ein Gu­tach­ter die Pfle­ge­si­tu­a­ti­on des Be­dürf­tigen prüft und der Pfle­ge­kasse eine Emp­feh­lung aus­spricht. Die Ent­schei­dung liegt je­doch bei der Pfle­ge­kasse, nicht beim Gu­tach­ter.

Fazit Pflege

Leistungen werden auch rückwirkend ausgezahlt

Bis Sie einen Bescheid von der Pflegekasse erhalten, können einige Wochen vergehen. Sollte Ihr Pflegegrad jedoch genehmigt werden, werden Ihre Leistungen in jedem Fall rückwirkend ausgezahlt. Sollten Sie beispielsweise Leistungen zum Ende des Monats beantragt haben, erhalten Sie rückwirkend die gesamte Leistung für den Monat, in dem Sie den Antrag gestellt haben.

Die Pflegedauer muss voraussichtlich länger als sechs Monate betragen

Als pfle­ge­be­dürf­tig gilt nach § 14 Abs. 1, wer „ge­sund­heit­lich be­ding­te Be­ein­träch­ti­gun­gen der Selbst­än­dig­keit oder der Fä­hig­kei­ten“ zeigt und des­halb auf Hil­fe an­de­rer an­ge­wie­sen ist. „Es muss sich um Per­so­nen han­deln, die kör­per­li­che, kog­ni­ti­ve oder psy­chi­sche Be­ein­träch­ti­gun­gen oder ge­sund­heit­lich be­ding­te Be­las­tun­gen oder An­for­de­run­gen nicht selbst­än­dig kom­pen­sie­ren oder be­wäl­ti­gen kön­nen.“

Zu­dem muss die vor­aus­sicht­li­che Dau­er der Pfle­ge­be­dürf­tig­keit bei min­des­tens sechs Mo­na­ten lie­gen. Bei der Not­wen­dig­keit pro­fes­sio­nel­ler Hil­fe nach ei­nem Kran­ken­haus­auf­ent­halt, zum Bei­spiel, und ei­ner Dau­er von vor­aus­sicht­lich we­ni­ger als sechs Mo­na­ten ist die Kran­ken­kasse zu­stän­dig. Wenn man kei­nen Pfle­ge­grad er­hält, zahlt die Pfle­ge­kasse auch kei­ne Leis­tun­gen.

Pfle­ge­grad kann schon im Kran­ken­haus be­an­tragt wer­den. So­bald Ihr An­ge­hö­ri­ger sich auf­grund ei­ner Ope­ra­ti­on oder ei­ner Krank­heit in ei­nem Kran­ken­haus be­fin­det und er un­ter Um­stän­den da­nach nicht mehr selbst­än­dig le­ben und sei­nen All­tag be­strei­ten kann, soll­ten Sie so schnell wie mög­lich mit dem So­zi­al­dienst des Kran­ken­hau­ses spre­chen. Auf die­se Wei­se kön­nen Sie eine Ei­lein­stu­fung er­rei­chen. Die­se ga­ran­tiert Ih­rem An­ge­hö­ri­gen so­fort­ige Leis­tun­gen aus der Pfle­ge­ver­si­che­rung. Ein Gu­tach­ter kommt erst im Nach­hin­ein zum Ein­satz. Er un­ter­sucht, ob die Ein­stu­fung in ei­nen Pfle­ge­grad kor­rekt er­folg­te oder ei­ner Neu­ein­stu­fung be­darf.
 
 

Al­le An­ga­ben ohne Ge­währ.

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