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Ohrenschmerzen Ursachen, Diagnose, Behandlung

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Text fachlich geprüft von Dr. med. Noelle-Dominique Albrecht

Die Ohren zählen zu den empfindlichsten Organen unseres Körpers. Da sie mit zahlreichen Nervenenden durchzogen sind, können selbst leichte Reize oder Störungen bereits unangenehme Beschwerden verursachen. Besonders häufig liegen Entzündungen oder Infektionen den Schmerzen zugrunde – sie können das äußere, mittlere oder innere Ohr betreffen. Vor allem Kinder sind anfällig für Ohrenerkrankungen und leiden oftmals unter wiederkehrenden Beschwerden.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Ohr­schmerzen (Otal­gie) haben viele Ur­sachen: meist Ent­zün­dun­gen von Mittel‑ oder Au­ßenohr.
  • Symptome: drückend, stechend, dumpf, pulsie­rend, oft begleitet von Hör­ver­lust, Ohr­druck oder Schwin­del.
  • Bei anhal­tenden oder schwe­ren Schmerzen – insbe­son­ders mit Fieber, ist ein Fach­arzt (HNO) rat­sam.
  • Behand­lung richtet sich nach Ur­sache: Nasen­tropfen und Schmerz­mittel bei Druck/Erkäl­tung. Antibi­otika bei bakte­ri­el­ler Ent­zün­dung etc.
  • Haus­mittel wie Zwie­bel­säck­chen, Wärme oder Inha­la­tionen können Symptome lindern, ersetzen aber nicht die ärztliche Abklä­rung.

SOS Tipps: Diese Hausmittel helfen

Auf Haus­mit­tel sollte man bei Oh­ren­schmer­zen nur dann zu­rück­grei­fen, wenn eine ernst­haf­te Er­kran­kung de­fi­ni­tiv aus­ge­schlos­sen wer­den kann. Gegen die Schmer­zen können Wär­me oder manch­mal auch Käl­te hel­fen. Im Zwei­fels­fall fragt man am bes­ten sei­nen Arzt, denn Wär­me kann ge­ge­be­nen­falls Ent­zün­dun­gen ver­schlim­mern.

In­fra­rot­licht: Die Wär­me der In­fra­rot­licht-Lampe kann sich lin­dernd auf die Schmer­zen aus­wir­ken. Die Durch­blu­tung wird an­ge­regt und so ver­bes­sert sich auch der Stoff­wech­sel am be­trof­fe­nen Ohr.

Zwie­bel­wi­ckel an­le­gen: Dazu schnei­det man eine Zwie­bel in sehr klei­ne Stü­cke, wi­ckelt alles in ein Baum­woll- oder Lei­nen­tuch und legt es rund 30 Mi­nu­ten auf das Ohr. Das Senf­öl von Zwie­beln hat eine des­in­fi­zie­ren­de Wir­kung.

Oh­ren­trop­fen aus Zwie­bel­saft: Der Saft ei­ner Zwie­bel wird auf­ge­fan­gen (Zwie­bel zu­vor pü­rie­ren, in ein Tuch geben und Saft aus­drü­cken) und dann ei­nige Trop­fen vor­sich­tig in den Ge­hör­gang träu­feln. An­schlie­ßend das Ohr mit Wat­te ver­schlie­ßen.

Senf­wi­ckel: Senf­mehl mit war­mem Was­ser zu ei­nem Brei rüh­ren. Die Mas­se in ein Tuch geben und auf das schmer­zen­de Ohr le­gen. Wirkt ent­zün­dungs­hem­mend und des­in­fi­zie­rend. Es wird emp­foh­len, die­sen Wi­ckel nur ein­mal täg­lich auf­zu­le­gen (zehn bis 20 Mi­nu­ten), da Senf­öl die Haut rei­zen kann.

Öl­wi­ckel: Eine Kom­pres­se oder ein Tuch in war­mes Spei­se­öl tun­ken und dann aufs Ohr le­gen. Das Öl spei­chert die Wär­me sehr gut.

Oh­ren­dampf: Be­son­ders emp­foh­len, wenn man öf­ter an Oh­ren­schmer­zen lei­det: War­men Was­ser­dampf in das Ohr lei­ten: Dazu ei­nen Gum­mi­schlauch an ei­nen Was­ser­ko­cher hal­ten und eine klei­ne Men­ge des (nicht zu hei­ßen) Dampfes in Ohr­nä­he lei­ten. Darauf ach­ten, dass der Schlauch nicht in das Ohr ge­hal­ten wird.

Kalte Wi­ckel (Prieß­nitz-Kom­pres­se): Kann bei aku­ten Ohr­ent­zün­dun­gen hel­fen. Dazu eine Kom­pres­se in kal­tes Was­ser tau­chen und aus­drü­cken. An­schlie­ßend die küh­le Kom­pres­se in ein Tuch wi­ckeln und auf das be­trof­fe­ne Ohr le­gen. Durch das Auf­set­zen ei­ner Müt­ze kann die Auf­la­ge fi­xiert wer­den. 

Lehm­wi­ckel: Hei­ler­de oder Lehm mit kal­tem Was­ser zu ei­nem Brei ver­rüh­ren. Dann die Mas­se in ein feuch­tes Tuch fül­len und so­lan­ge auf das Ohr le­gen, bis sich der Brei tro­cken an­fühlt. 

Ambulante Zusatzversicherung

Die ambulante Zusatz­ver­sicher­ung über­nimmt Kosten für Leist­ungen, die die gesetzliche Kranken­ver­sicher­ung nicht oder nur teilweise erstattet.

  • Kosten für Arznei- und Verbandsmittel
  • Heil- und Hilfs­mittel
  • Schutz­impfungen und Vorsorge­unter­such­ungen

Informationen zur Ambulanten Zusatzversicherung

DFV-AmbulantSchutz© fotostorm

Ursachen für Ohrenschmerzen

Oh­ren­schmer­zen können durch viele Er­kran­kun­gen ver­ur­sacht wer­den. Da unser Ohr sehr kom­plex auf­ge­baut ist, sind häu­fig un­ter­schied­li­che Be­rei­che des  Hör­or­gans be­trof­fen: ent­we­der der äu­ße­re Ge­hör­gang, das Trom­mel­fell, das Mit­tel­ohr oder das In­nen­ohr. Schmer­zen wer­den in der Re­gel von Ent­zün­dun­gen durch Bak­te­ri­en oder Vi­ren ver­ur­sacht. Aber auch Ver­let­zun­gen durch me­cha­ni­sche Rei­ze können die Schmer­zen im Ohr be­grün­den. In ei­ni­gen Fäl­len lie­gen die Ur­sa­chen der Be­schwer­den über­haupt nicht im oder am Ohr, son­dern ent­ste­hen bei­spiels­wei­se durch Man­del­ent­zün­dun­gen oder fehl­be­las­te­te Kie­fer­ge­len­ke (oft nach Zahn­ope­ra­tio­nen). Aber auch von der Hals­wir­bel­säu­le aus können sich Be­schwer­den bis hin ins Ohr zie­hen. 

Ent­zün­dun­gen und In­fek­te als Ur­sa­che für Oh­ren­schmer­zen

  • aku­te oder chro­ni­sche Mit­tel­ohr­ent­zün­dung (Oti­tis me­dia) 
  • Ent­zün­dun­gen rund um den äu­ße­ren Ge­hör­gang, zum Bei­spiel Ge­hör­gangs­ent­zün­dung, Ohr- und Ge­hör­gangs­fu­run­kel, Gür­tel­ro­se (Her­pes Zos­ter) oder Wund­ro­se (Ery­si­pel)
  • Ent­zün­dung des War­zen­fort­sat­zes (Mas­to­i­di­tis)
  • Ohr­ent­zün­dung in­fol­ge ei­ner Grip­pe (Grip­pe­o­ti­tis)
  • Ent­zün­dung der Ohr­mu­schel (Pe­ri­chon­dri­tis)
  • Ge­hör­gangs­ent­zün­dung im Rah­men ei­nes Dia­be­tes (Oti­tis ex­ter­na ne­cro­ti­cans)
  • Gau­men­man­del­ent­zün­dung (Ton­sil­li­tis)
  • Zahn­ent­zün­dung
  • Ohr­spei­chel­drü­sen­ent­zün­dung (Mumps, Ma­sern)
  • Ge­hör­gangs­fu­run­kel

Nicht-ent­zünd­li­che Ur­sa­chen für Oh­ren­schmer­zen

  • Ba­ro­trau­ma (Luft­druck­un­ter­schie­de im Ohr­raum, ggf. zu­sätz­li­cher Trom­mel­fell­riss, meist bei ei­ner Er­käl­tung auf Flug­rei­sen oder beim Tau­chen)
  • Trom­mel­fell­ver­let­zun­gen
  • Knall­trau­ma: kur­zer ste­chen­der Ohr­schmerz, Schwer­hö­rig­keit, Tin­ni­tus
  • Ex­plo­sions­trau­ma: hef­ti­ger und an­dau­ern­der Ohr­schmerz, Ohr­ge­räu­sche, Schwer­hö­rig­keit, ggf. Trom­mel­fell­riss mit Blu­tun­gen
  • Ohr­ver­let­zun­gen
  • Fremd­kör­per im Ge­hör­gang oder Ohr­schmalz­propf
  • Tu­mor in der Ohr­mu­schel oder im Ge­hör­gang

Ohrenschmerzen – Wann zum Arzt?

Treten Oh­ren­schmer­zen oder leich­ter Druck im Ohr in Fol­ge ei­ner Flug­rei­se oder ei­nes Schwimm­bad­be­suchs auf, muss man nicht gleich zum Arzt. Hal­ten die Be­schwer­den je­doch an oder kom­men wei­te­re Symp­to­me hin­zu, ist ein Arzt­be­such an­ge­ra­ten. Ins­be­son­de­re bei Fie­ber, Hör­pro­ble­men oder Schwin­del. Eben­so, wenn Se­kret oder Blut aus dem Ge­hör­gang aus­tre­ten. Wer Schmer­zen im Ohr nach ei­nem Un­fall hat oder nach­dem ein Fremd­kör­per in das Ohr ge­langt ist, soll­te die Be­schwer­den auch von ei­nem Hals-Na­sen-Oh­ren-Arzt ab­klä­ren las­sen.

Ohrenschmerzen – Diagnose

Nach der üb­li­chen Ana­mne­se (Er­he­bung der Kran­ken­ge­schich­te) wird der Arzt wei­te­re Fra­gen stel­len, um die Ur­sa­che der Er­kran­kung und der Oh­ren­schmer­zen zu er­grün­den. Wich­tig sind un­ter an­de­rem In­for­ma­tio­nen zur Dau­er der Be­schwer­den, zu de­ren Stär­ke und zum Ver­lauf. Auch nach der Art der Schmer­zen wird der Arzt fra­gen. Sind sie dumpf, ste­chend, häm­mernd oder bren­nend? Hat oder hat­te der Pa­tient erst kürz­lich ei­nen In­fekt (Grip­pe, Er­käl­tung mit Schnup­fen) oder auch ei­nen Un­fall? Was wur­de be­reits ge­gen die Schmer­zen un­ter­nom­men? Lie­gen bei dem Be­trof­fe­nen Grund­er­kran­kun­gen vor, wie Dia­be­tes mel­li­tus, HIV, Haut­er­kran­kun­gen? – Auf Ba­sis all die­ser Ge­sprächs­er­geb­nis­se kann der be­han­deln­de Arzt sich nun ein um­fas­sen­des Bild von der Aus­prä­gung der Be­schwer­den und even­tu­ell auch schon von der Kran­ken­heits­ur­sa­che ma­chen. 

Untersuchung bei Ohrenschmerzen

Um eine ge­naue Dia­gno­se stel­len zu kön­nen, sind in der Re­gel noch fol­gen­de Un­ter­su­chun­gen an­ge­zeigt: Mund und Ra­chen wer­den an­ge­se­hen, am Hals wer­den die Lymph­kno­ten ab­ge­tas­tet und auch eine Ohr­spie­ge­lung (Oto­sko­pie) kann sinn­voll sein. Bei ei­ner Mit­tel­ohr­ent­zün­dung sieht der HNO-Arzt, dass das Trom­mel­fell ge­rö­tet ist oder sich durch Flüs­sig­keit im Mit­tel­ohr vor­wölbt. Auch ein Fremd­kör­per oder ein Pfropf aus Oh­ren­schmalz können schnell er­kannt wer­den.

Um zu tes­ten, ob die Eus­ta­chi­sche Röh­re (Ohr­trom­pe­te) durch­gän­gig ist, wird der Pa­tient ge­be­ten, bei ge­schlos­se­nem Mund und zu­ge­hal­te­ner Na­se kräf­tig aus­zu­at­men. Bei die­sem so­ge­nann­ten Val­sal­va-Ver­such (Tu­ben­funk­tions­prü­fung) öff­net sich eine evtl. zu­ge­fal­le­ne Ohr­trom­pe­te wie­der.

Bei ver­mu­te­ter Ur­sa­che der Be­schwer­den im Kie­fer­ge­lenk, am knö­cher­nen Ge­hör­gang oder im War­zen­fort­satz, können eine Rönt­gen­un­ter­su­chung oder auch eine Com­pu­ter­to­mo­gra­fie (CT) Auf­schluss ge­ben.

Ein Hör­test kann bei der Su­che nach dem Grund der Schmer­zen auch wei­ter­hel­fen. Denn die di­ver­sen Stö­run­gen in der Schall­lei­tung oder Ver­ar­bei­tung des Schalls wei­sen ty­pi­sche Re­so­nanz- und Fre­quenz­muster auf.

Der Hals-Na­sen-Oh­ren-Arzt wird sei­nen Pa­tien­ten, je nach Art der Be­schwer­den, auch an ei­nen wei­te­ren Fach­arzt über­wei­sen. Das kann ein Or­tho­pä­de sein, ein Zahn­arzt oder ein Spe­zia­list ei­ner an­de­ren Fach­rich­tung.

Behandlung von Ohrenschmerzen

Die Be­hand­lung ei­ner Ent­zün­dung im Ohr rich­tet sich nach Art und In­ten­si­tät der Be­schwer­den. Eine Ent­zün­dung des Ge­hör­gangs kann schon durch eine gründ­li­che Rei­ni­gung mit al­ko­hol­hal­ti­gen Trop­fen be­han­delt wer­den. In schwe­re­ren Fäl­len und bei zu­sätz­li­chen Symp­to­men wie Fie­ber und Er­bre­chen, er­folgt der Ein­satz von An­ti­bio­ti­ka. Oft hel­fen aber auch schon Haus­mit­tel wie Zwie­bel­wi­ckel oder Ka­mil­len­kom­pres­sen. Rot­licht oder an­de­re Wär­me­quel­len können die Be­schwer­den lin­dern. In ei­ni­gen Fäl­len sind küh­len­de Auf­la­gen hilf­reich. Die Pa­tien­ten spü­ren meist, was bes­ser für sie ist. Im Fall ei­ner Mit­tel­ohr­ent­zün­dung ist es wich­tig, sich zu scho­nen und aus­zu­ru­hen. Auch Schmerz­mit­tel können Er­leich­te­rung schaf­fen.

Ent­zün­dungs­hem­men­de und an­ti­bio­tisch wir­ken­de Oh­ren­trop­fen wer­den bei Ent­zün­dun­gen des Ge­hör­gangs ver­ord­net. Liegt eine Ver­let­zung vor, eine Kno­chen­ent­zün­dung, Ge­schwüls­te oder Tu­mo­re, Zahn- oder Kie­fer­pro­ble­me – dann können chi­rur­gi­sche Ein­grif­fe un­um­gäng­lich sein.

Fremd­kör­per im Ohr las­sen sich meist mit ei­ner fei­nen Zan­ge durch den Arzt ent­fer­nen.

Hilft Homöopathie bei Ohrenschmerzen?

Oh­ren­schmer­zen, die auf­grund ei­ner Mit­tel­ohr-Ent­zün­dung ent­ste­hen, können mit ho­möo­pa­thi­schen Mit­teln be­han­delt wer­den. Zwar heilt die durch vi­ra­le oder bak­te­ri­el­le In­fek­tio­nen her­vor­ge­ru­fe­ne Ent­zün­dung meist auch von al­lei­ne, den­noch kann der Hei­lungs­pro­zess for­ciert und Schmer­zen können ge­lin­dert wer­den. Es wird an­ge­ra­ten, ho­möo­pa­thi­sche Mit­tel nach ärzt­li­cher Be­ra­tung ein­zu­neh­men. Denn in sel­te­nen Fäl­len kann die Er­kran­kung zu Kno­chen­ei­te­rung, In­nen­ohr­ent­zün­dung oder Hirn­haut­ent­zün­dung füh­ren.

Emp­foh­le­ne ho­möo­pa­thi­sche Arz­nei­mit­tel:

Aco­ni­tum: Wenn die Oh­ren­schmer­zen plötz­lich auf­tre­ten. Nach Käl­te oder kal­tem Wind. Pa­tient hat ho­hes Fie­ber, lei­det un­ter Un­ru­he und Angst.

A­pis: Wenn Trom­mel­fell, Ge­hör­gang und Ohr­mu­schel ent­zün­det, ge­rö­tet oder ge­schwol­len sind. Ste­chen­der Schmerz. Ver­schlim­me­rung durch Wär­me, Bes­se­rung durch Käl­te. Meist ist die rech­te Sei­te be­trof­fen.

Bel­la­don­na: Wenn der Er­krank­te ho­hes Fie­ber und ei­nen hei­ßen Kopf hat, die Ex­tre­mi­tä­ten je­doch kalt sind. Licht­emp­find­lich­keit und Ver­schlim­me­rung durch Be­rüh­rung, Er­schüt­te­rung und Luft­zug. Meist rechts­sei­ti­ge Schmer­zen.

Bry­o­nia: Wenn der Ge­hör­gang ent­zün­det ist. Bei ste­chen­dem Schmerz. Bes­se­rung durch Ru­he und Lie­gen auf der schmerz­haf­ten Sei­te. 

Cha­mo­mil­la: Wenn sich die Schmer­zen durch kal­te Luft ver­schlim­mern. Pa­tient neigt zu Reiz­bar­keit und Zorn­aus­brü­chen. Ein­sei­ti­ge Wa­ngen­rö­te.

Ohrenschmerzen bei kleinen Kindern und Babys

Kin­der sind von Oh­ren­schmer­zen be­son­ders häu­fig be­trof­fen. Meist lau­tet die Dia­gno­se des Haus­arz­tes: Mit­tel­ohr­ent­zün­dung (aku­te Oti­tis me­dia). Da das Höh­len­sys­tem des Na­sen­ra­chen­raums bei Kin­dern noch en­ger ist als bei Er­wach­se­nen, kann es dort ent­spre­chend häu­fi­ger zu Eng­päs­sen kom­men: Ge­schwol­le­ne Schleim­häu­te bei ei­ner Grip­pe oder Er­käl­tung, Fremd­kör­per oder eine ver­grö­ßer­te Ra­chen­man­del ver­hin­dern dann, dass die mit­tle­re Höh­le des Hör­or­gans rich­tig be­lüf­tet wird. Da­raus re­su­ltiert ein Un­ter­druck und Bak­te­ri­en und Vi­ren ge­lan­gen über die Eus­ta­chi­sche Röh­re ins Mit­tel­ohr. – Ge­ra­de Klein­kin­der und Säug­lin­ge nei­gen zu Ent­zün­dun­gen im Mit­tel­ohr, denn ihre Ra­chen­man­del ist oft ver­grö­ßert. 

Meist hilft bei ei­ner Ge­hör­gangs­ent­zün­dung schon eine gründ­li­che Rei­ni­gung, zum Bei­spiel mit al­ko­hol­hal­ti­gen Oh­ren­trop­fen. Aber auch der Ein­satz von An­ti­bio­ti­ka kann er­for­der­lich sein. In der Re­gel hei­len Mit­tel­ohr­ent­zün­dun­gen von al­lei­ne, wenn man sich schont. Haus­mit­tel, wie Zwie­bel­säck­chen, Rot­licht oder Ka­mil­len­kom­pres­sen können den Hei­lungs­pro­zess för­dern und Schmer­zen lin­dern. Den meis­ten Kin­dern tut Wär­me gut. Aber auch küh­len­de Kom­pres­sen können wirk­sam sein. 

Da Ba­bys und klei­ne Kin­der sich noch nicht so deut­lich mit­tei­len können, muss man be­son­ders ge­nau auf de­ren Schmerz­ver­hal­ten ach­ten: Meist greift sich ein Kind dann be­son­ders oft ans Ohr, ist un­ru­hig und reiz­bar. Bei ei­ner Mit­tel­ohr­ent­zün­dung kom­men oft zu­sätz­lich Fie­ber, Schüt­tel­frost und Durch­fall da­zu. Auch Er­bre­chen und Ap­pe­tit­lo­sig­keit sind nicht sel­ten. Meist gibt auch ein Blick ins Ohr des Kin­des Auf­schluss: Wenn ein Fremd­kör­per in das Ohr ge­bracht wur­de, lässt der sich meist wie­der gut ent­fer­nen. Am bes­ten be­traut man da­mit den Kin­der­arzt. Ist das Kind an Mumps er­krankt, ent­zün­det sich die Ohr­spei­chel­drü­se und schwillt an. 

Oh­ren­schmer­zen bei Kin­dern soll­ten im­mer ärzt­lich un­ter­sucht wer­den. Der Kin­der­arzt kann je nach Er­kran­kung ab­schwel­len­de Na­sen­trop­fen ver­ord­nen, schleim­lö­sen­de Mit­tel, Schmerz­mit­tel wie Pa­ra­ce­ta­mol oder auch An­ti­bio­ti­ka.

Ohrenschmerzen bei Jugendlichen

Bei äl­te­ren Kin­dern und Ju­gend­li­chen nimmt die Nei­gung zu Mit­tel­ohr­ent­zün­dun­gen ab, denn Kopf und da­mit auch der Na­sen­ra­chen­raum sind aus­ge­wach­sen. Häu­fi­ger kommt es nun zu Ent­zün­dun­gen des Ge­hör­gangs (Oti­tis ex­ter­na). Beim Ba­den im Schwimm­bad oder See können Bak­te­ri­en ins Ohr ein­drin­gen und die schüt­zen­de Schicht aus Oh­ren­schmalz über­win­den. Im schma­len Gang zwi­schen Ohr­mu­schel und Trom­mel­fell kann es dann zu ei­ner Ent­zün­dung kom­men. 

Ohrenschmerzen bei älteren Menschen

Zu den Ohr­er­kran­kun­gen, die mehr äl­te­re Men­schen be­trifft, zählt Ohr­her­pes. Er kann die Ohr­mu­schel und den äu­ße­ren Ge­hör­gang be­fal­len (Her­pes zos­ter o­ti­cus). Die schmerz­haf­te Ent­zün­dung setzt sich manch­mal bis auf den Ge­sichts­nerv fort und sorgt dann für zu­sätz­li­che Ge­sichts­schmer­zen bis hin zu Läh­mungs­er­schei­nun­gen (Fa­zia­lis­pa­re­se). Auch Zahn- und Kie­fer­pro­ble­me können für Oh­ren­schmer­zen ver­ant­wort­lich sein. Eben­so Stö­run­gen der Funk­ti­on der Hals­wir­bel­säu­le. Hier sind dann ge­ge­be­nen­falls ein Zahn­arzt bzw. Or­tho­pä­de zu Ra­te zu zie­hen. 

Ohrenschmerzen - Was übernimmt die DFV?

Die am­bu­lan­te Kran­ken­zu­satz­ver­si­che­rung DFV-Am­bu­lant­Schutz er­stat­tet Ih­nen ge­setz­lich vor­ge­se­he­ne Zu­zah­lun­gen für Arz­nei-, Ver­bands-, Heil- und Hilfs­mit­tel und die Fahr­t­kos­ten im Rah­men ei­ner am­bu­lan­ten Be­hand­lung. Der DFV-Am­bu­lant­Schutz bie­tet Ih­nen zu­dem er­wei­ter­te Vor­sor­ge­leis­tun­gen und steht Ih­nen auch fi­nan­zi­ell zur Sei­te, wenn eine schwe­re Kran­kheit fest­ge­stellt wird.

FAQ – Häufige Fragen zu Ohrenschmerzen

  • Mit Ba­bys soll­te man bei Oh­ren­schmer­zen im­mer so­fort zum Arzt. Bei Kin­dern bis zum zwei­ten Le­bens­jahr, die mit­tel­schwe­re bis star­ke Schmer­zen in bei­den Oh­ren ha­ben, soll­te auch gleich ein Arzt auf­sucht wer­den. Dies gilt eben­so, wenn Fie­ber, Hör- und Gleich­ge­wichts­stö­run­gen oder Blut im Ohr zu den Oh­ren­schmer­zen da­zu­kom­men. Oh­ren­schmer­zen können sich auf das Hör­ver­mö­gen aus­wir­ken und da­mit auf Dau­er ne­ga­tive Fol­gen für die Sprach­ent­wick­lung ha­ben. 

  • Die Oh­ren soll­ten grund­sätz­lich nicht mit Wat­te­stäb­chen, Haar­klam­mern, Streich­höl­zern oder an­de­ren har­ten Ge­gen­stän­den ge­rei­nigt wer­den. Feins­te Ver­let­zun­gen er­leich­tern Bak­te­ri­en und auch Vi­ren das Ein­drin­gen und können zu Ent­zün­dun­gen füh­ren. Die­se Säu­be­rungs­pro­ze­du­ren sind schlicht­weg un­nö­tig, denn un­se­re Oh­ren ver­fü­gen über ei­nen ei­ge­nen Selbst­rei­ni­gungs­pro­zess. Im Zwei­fel kann der HNO-Arzt eine sanf­te und pro­fes­sio­nel­le Rei­ni­gung durch­füh­ren.

    Ent­zün­dun­gen, die nach dem Schwim­men vor­kom­men, kann man ein­fach mit so­ge­nann­ter Ba­de­wat­te im Ohr vor­beu­gen. Sie ver­hin­dert das Ein­schwem­men von Krank­heits­er­re­gern.

  •  In der Re­gel heilt eine Mit­tel­ohr­ent­zün­dung von al­lei­ne. Wich­tig ist, sich zu scho­nen. Bei star­ken Be­schwer­den können schmerz­stil­len­de Me­di­ka­men­te wie zum Bei­spiel Pa­ra­ce­ta­mol hel­fen. Wär­me, durch das Auf­le­gen von Zwie­bel­säck­chen, Rot­licht oder Kirsch­kern­kis­sen, tut meist gut. Ab­schwel­len­de Na­sen­sprays können dem Kran­ken Er­leich­te­rung brin­gen. In ei­ni­gen Fäl­len wird der be­han­deln­de Arzt An­ti­bio­ti­ka ver­schrei­ben.

  • Ge­gen star­ke Oh­ren­schmer­zen wir­ken Mit­tel wie Ibu­pro­fen, Pa­ra­ce­ta­mol oder ASS (Ace­tyl­sa­li­cyl­säu­re). Auch ent­zün­dungs­hem­men­de Oh­ren­trop­fen hel­fen ge­gen eine aku­te Mit­tel­ohr­ent­zün­dung. In schwe­ren Fäl­len kann auch eine An­ti­bio­ti­ka­ga­be sinn­voll sein.

  • Be­trof­fe­nen ha­ben Schmer­zen in ei­nem oder in bei­den Oh­ren. Der Schmerz wird be­schrie­ben als drü­ckend, klop­fend, dumpf oder auch ste­chend. Er kann plötz­lich auf­tre­ten oder nur beim Kau­en. Häu­fig lei­den Er­krank­te zu­sätz­lich un­ter Ohr­ge­räu­schen, Oh­ren­sau­sen oder ei­nem Fremd­kör­per­gefühl im Ohr. Es kann zu­dem zum Aus­tritt von Blut oder Ei­ter aus dem Ohr kom­men.

  • Oh­ren­schmer­zen kann man mit be­währ­ten Haus­mit­teln be­han­deln. Zum Bei­spiel mit ei­nem Zwie­bel­wi­ckel. Dazu wer­den die Zwie­beln klein­ge­schnit­ten, in ein Tuch ge­tan und dann für rund 30 Mi­nu­ten auf das schmerz­en­de Ohr ge­legt. Aus Zwie­beln las­sen sich auch Oh­ren­trop­fen her­stel­len: Pü­rier­te Zwie­beln aus­drü­cken und die Trop­fen vor­sich­tig in den Ge­hör­gang träu­feln. Dann mit Wat­te am Ohr ab­dich­ten. Zwie­beln wir­ken des­in­fi­zie­rend und da­mit ent­zün­dungs­hem­mend. Auch In­fra­rot­licht und Senf­wi­ckel können hel­fen. Wem die Wär­me nicht gut­tut, der kann eine küh­len­de Kom­pres­se auf das Ohr le­gen. Ge­gen die Schmer­zen ei­ner aku­ten Mit­tel­ohr­ent­zün­dung hel­fen auch Me­di­ka­men­te wie Pa­ra­ce­ta­mol oder Ibu­pro­fen. Eben­so ent­zün­dungs­hem­men­de Oh­ren­trop­fen. Bei schwe­re­ren Ver­laufs­for­men wird der Arzt ein An­ti­bio­ti­kum ver­schrei­ben.

  • Wenn sich der Luft­druck im Flug­zeug beim Star­ten und Lan­den ver­än­dert, kann das un­an­ge­nehm sein. Steigt der Druck in der Um­ge­bung zum Bei­spiel beim Lan­den an, wird das Trom­mel­fell durch ei­nen Un­ter­druck im In­nen­ohr nach in­nen ge­presst. Meist gleicht man den Druck in­tu­i­tiv aus, in­dem man schluckt oder gähnt. Bei man­chem reicht das aber nicht und es kommt zu Oh­ren­schmer­zen.

    Den Druck­un­ter­schied beim Star­ten des Flug­zeu­ges (Druck in der Ka­bi­ne sinkt) kann man meist bes­ser kom­pen­sie­ren, da sich die Eus­ta­chi­sche Röh­re (Ver­bin­dung zwi­schen Mit­tel­ohr und Na­sen-Ra­chen-Raum) durch den hö­he­ren In­nen­druck im Mit­tel­ohr au­to­ma­tisch öff­net. – Ei­nen Druck­aus­gleich er­reicht man am bes­ten durch Schluck­en, Gäh­nen oder ge­ziel­te rol­len­de Be­we­gun­gen des Un­ter­kie­fers.

  • Bei ei­ner Man­del­ent­zün­dung ge­lan­gen Bak­te­ri­en oder Vi­ren in das lym­pha­tische Ge­we­be. Die Gau­men­man­deln und der lym­pha­tische Ra­chen­ring schwel­len durch die Ver­meh­rung der Er­re­ger an. Kommt es zu ei­ner Sei­ten­strang­an­gi­na, sind die Sei­ten­strän­ge am Aus­gang der Ohr­trom­pe­te ent­zün­det und ge­schwol­len. Sie können dann den Ver­bin­dungs­gang zwi­schen Ra­chen und Mit­tel­ohr ver­schlie­ßen. Das führt un­ter Um­stän­den zu Oh­ren­schmer­zen und zu ei­ner Mit­tel­ohr­ent­zün­dung.

  • In der kal­ten Jah­res­zeit ist man für Er­käl­tun­gen und an­de­re vi­ra­le In­fek­te an­fäl­li­ger als sonst. Oft hat man erst eine Schwel­lung in Hals oder Ra­chen. Die­se kann dann die Öff­nung zum in­ne­ren Ge­hör­gang ver­schlie­ßen. Der Druck­aus­gleich durch die Mund­höh­le funk­tio­niert nicht mehr rich­tig, das Trom­mel­fell steht un­ter Dau­er­span­nung und man be­kommt Oh­ren­schmer­zen. Lang­fris­tig kann sich da­durch auch eine Mit­tel­ohr­ent­zün­dung ent­wi­ckeln. Aber auch Wind und Käl­te al­lei­ne können für ein Ste­chen im Ohr sor­gen. Da­ge­gen hilft eine gu­te Kopf­be­deck­ung.

  • Für Oh­ren­schmer­zen gibt es vie­le Ur­sa­chen. Steckt eine Ent­zün­dung da­hin­ter, soll­ten Be­trof­fe­ne wäh­rend der Krank­heit auf ihr Fe­der­kis­sen ver­zich­ten. Ruht man näm­lich mit dem kran­ken Ohr dar­auf, kann es zu warm wer­den und die Ent­zün­dung da­mit för­dern. Bes­ser auf ein Woll­kis­sen oder an­de­re Ma­te­ri­a­li­en zu­rück­grei­fen.

  • Ein Schmerz­mit­tel kann Be­schwer­den, die län­ger an­hal­ten­de Oh­ren­schmer­zen ver­ur­sa­chen, be­kämp­fen. Die Ein­nah­me von Pa­ra­ce­ta­mol ist da­für ge­eig­net. Aber auch an­de­re Me­di­ka­men­te kom­men in Fra­ge. Am bes­ten lässt man sich in der Apo­the­ke be­ra­ten.

  • Für Flug­rei­sen­de ist es wich­tig, dass der Druck­aus­gleich im Ohr funk­tio­niert. Das kann man selbst vor­ab tes­ten, in­dem man sich die Na­se zu­hält und Luft hin­ein bläst. Knackt es dann in den Oh­ren, klappt der Druck­aus­gleich. – Liegt den Oh­ren­schmer­zen eine Er­käl­tung zu­grun­de, kann das Flie­gen schmerz­haft sein, denn bei zu­ge­schwol­le­nen Schleim­häu­ten könn­te es Pro­ble­me mit dem Druck­aus­gleich ge­ben (ins­be­son­de­re beim Lan­de­an­flug, wenn der Druck in der Ka­bi­ne steigt). Wer trotz Er­käl­tung Flie­gen muss, dem wird emp­foh­len, et­wa eine Stun­de vor dem Lan­de­an­flug ein ab­schwel­len­des Na­sen­spray an­zu­wen­den.

    Bei nicht mög­li­chem Druck­aus­gleich be­steht das Ri­si­ko, ein so­ge­nann­tes Ba­ro­trau­ma zu er­lei­den. Äder­chen im Ohr kön­nen platz­en und blei­ben­de Schä­den im In­nen­ohr dro­hen.

Tipps

Fazit

Ohr­schmerzen sind meist Zeichen für eine Ent­zün­dung oder Infek­tion im Ohr, die von äuße­rem, Mit­tel­ oder Innen­ohr ausgehen kann. Die Symp­tome – darun­ter stechende, drückende oder pulsie­rende Schmerzen, Hör­ver­lust, Ohr­druck und teil­weise Fieber oder Aus­fluss – geben wichtige Hin­weise auf die Ur­sache. Für Diagnose und The­ra­pie empfiehlt sich frühzei­tig ein HNO-Fach­arzt, insbe­son­dere bei Kindern oder anhal­tenden/beglei­tenden Beschwer­den. Haus­mittel wie Wärme, Zwiebel­säckchen oder Inha­la­tio­nen können helfen – sie ersetzen aber keine ärztliche Abklärung.

  • HNO Medic: Ohrenschmerzen, (Stand: 07.02.2024).

    HNO-Ärzte im Netz: Akute Mittelohrentzündung – Therapie beim HNO-Arzt, in. HNO-Ärzte im Netz Herausgegeben vom Deutschen Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e. V., (Stand: 07.02.2024).

    Metzler, C., & Metzler, C. (2021). Ohrenschmerzen. Der Kinderarzt vom Bodensee–Medizinische Tipps für Eltern: Husten, Fieber, Impfungen & Co, (Stand: 07.02.2024).

  • Die Artikel im Ratgeber der Deutschen Familienversicherung sollen Ihnen allgemeine Informationen und Hilfestellungen  rund um das Thema Gesundheit bieten. Sie sind nicht als Ersatz für eine professionelle Beratung gedacht und sollten nicht als Grundlage für eine eigenständige Diagnose und Behandlung verwendet werden. Dafür sind immer Mediziner zu konsultieren.

    Unsere Inhalte werden auf Basis aktueller, wissenschaftlicher Studien verfasst, von einem Team aus Fachärzten und Redakteuren erstellt, dauerhaft geprüft und optimiert.

    Alle Angaben ohne Gewähr.

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