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Multiple Sklerose (MS) Ursachen, Symptome, & Behandlung

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Multiple Sklerose ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des Nervensystems. Die neurologische Erkrankung zeigt sich in unterschiedlichen Verlaufsformen. 70 Prozent der von dieser Autoimmun-Krankheit Betroffenen sind Frauen.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Mul­ti­ple Skle­ro­se (MS) ist eine chro­nisch-ent­zünd­li­che Er­kran­kung des zen­tra­len Ner­ven­sys­tems, bei der das Im­mun­sys­tem die Ner­ven­hül­len an­greift.
  • Typi­sche Symp­tome sind Seh­stö­run­gen, Mus­kel­schwä­che, Ge­leich­ge­wichts­stö­run­gen und Er­schöp­fung, die in Schü­ben oder fort­schrei­tend auf­tre­ten.
  • Die ge­naue Ur­sa­che ist un­be­kannt, ver­mu­tet wer­den eine Kom­bi­na­ti­on aus ge­ne­ti­scher Ver­an­la­gung und äu­ße­ren Fak­to­ren wie Vi­ren­in­fek­tio­nen.
  • Die Dia­gno­se er­folgt meist durch MRT‑Auf­nah­men, Neu­ro­lo­gi­sche Tests und die Ana­ly­se der Ner­ven­flüs­sig­keit.
  • MS ist bis­her nicht heil­bar, je­doch kön­nen Me­di­ka­men­te, Phy­sio­the­ra­pie und ein ge­sun­der Le­bens­stil die Symp­to­me lin­dern.

Was ist Mul­ti­ple Skle­ro­se?

Mul­ti­ple Skle­ro­se, auch kurz als MS be­zeich­net oder me­di­zi­nisch En­ce­pha­lo­my­e­li­tis dis­sem­i­na­ta, ist ei­ne Au­to­im­mun­er­kran­kung. Die chro­nisch-ent­zünd­li­che Krank­heit be­trifft das Zen­tra­le Ner­ven­sys­tem (ZNS), al­so Rü­cken­mark und Ge­hirn so­wie den Seh­nerv. Kör­per­ei­ge­ne Ab­wehr­zel­len grei­fen die Schutz­schicht der Ner­ven­fa­sern an (My­e­lin­schei­den), wo­durch es zu ei­ner Ent­zün­dungs­re­ak­tion kommt. Dies führt zum Ab­bau der My­e­lin­schei­den und so­mit zu ei­ner ge­stör­ten Funk­tion der be­trof­fe­nen Ner­ven. Seh- oder Hör­stö­run­gen sind häu­fig die Fol­ge. Mul­ti­ple Skle­ro­se ist nicht heil­bar. Der Ver­lauf und die Le­bens­er­war­tung kön­nen je­doch mit Me­di­ka­men­ten güns­tig be­ein­flusst wer­den. Die Krank­heit kann in je­dem Al­ter auf­tre­ten, meist zei­gen sich die ers­ten Symp­to­me zwi­schen dem 20. und 40.  Le­bens­jahr. Deutsch­land­weit sind rund 200.000 Men­schen an Mul­ti­pler Skle­ro­se er­krankt. 70 Pro­zent da­von sind Frau­en.

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Ur­sach­en für Mul­ti­ple Skle­ro­se

Die ge­nau­en Ur­sach­en, die zu der fehl­ge­steu­er­ten Re­ak­tion des Ab­wehr­sys­tems füh­ren, sind bis­lang nicht be­kannt. Man ver­mu­tet, dass un­ter­schied­li­che erb­li­che Fak­to­ren, aber auch Um­welt­be­din­gun­gen zu­sam­men­tref­fen müs­sen, da­mit es zum Aus­br­uch der Krank­heit kommt. Bei die­ser Au­to­im­mun­er­kran­kung rich­ten sich die Ab­wehr­zel­len (Im­mun­zel­len) ge­gen die kör­per­ei­ge­nen Struk­tu­ren. Man spricht da­her von Au­to­an­ti­kör­pern. Sie be­wir­ken, dass die Leu­ko­zy­ten (wei­ße Blut­kör­per­chen) das Ner­ven­ge­we­be an­grei­fen und dort Ent­zün­dun­gen aus­lö­sen. Da­durch wer­den die My­e­lin­schei­den (Hül­len der Ner­ven­fa­sern) zer­stört. Der Vor­gang wird als Ent­mar­kung oder De­my­e­li­ni­sie­rung be­zeich­net. Gleich­zei­tig kommt es auch zur Schä­di­gung von Ner­ven­fa­sern und -zel­len. Ner­ven­rei­ze wer­den dann schlech­ter oder nicht mehr wei­ter­ge­lei­tet. Die zer­stör­ten Schutz­hül­len um­ge­ben nor­ma­ler­wei­se die Ner­ven­fort­sät­ze, ähn­lich ei­ner Iso­lier­schicht bei elek­tri­schen Ka­beln. Nur wenn sie ein­wand­frei funk­tio­nie­ren, wie bei ge­sun­den Men­schen, kön­nen Ner­ven­im­pul­se in an­ge­mes­se­ner Ge­schwin­dig­keit an den je­weils be­stimm­ten Ort ge­lan­gen.

Symp­to­me und ers­te An­zei­chen von Mul­ti­ple Skle­ro­se

Die Symp­to­me von Mul­ti­ple Skle­ro­se sind viel­fäl­tig, da sich die Ent­zün­dungs­her­de in al­len Re­gio­nen des zen­tra­len Ner­ven­sys­tems ent­wi­ckeln kön­nen. Es gibt kei­ne ty­pi­sche Krank­heits­ge­schich­te. So­wohl im zeit­li­chen Ver­lauf als auch in Aus­prä­gung und In­ten­si­tät der Be­schwer­den zei­gen sich die Symp­to­me bei Be­trof­fe­nen ganz un­ter­schied­lich. Mul­ti­ple Skle­ro­se wird da­her auch „die Krank­heit mit den vie­len Ge­sich­tern“ ge­nannt. Al­ler­dings tre­ten ei­ni­ge Be­schwer­den häu­fig auf und sind für be­stimm­te Pha­sen der Er­kran­kung ty­pisch. So be­ginnt MS oft mit ein­zel­nen neu­ro­lo­gi­schen Symp­to­men, bei­spiels­wei­se mit Seh­stö­run­gen, Taub­heit, Kraft­min­de­rung oder Gleich­ge­wichts­stö­run­gen. Die Be­schwer­den set­zen in­ner­halb von Stun­den bis Ta­gen ein. Sie sind häu­fig auf Lä­sio­nen im Ge­hirn zu­rück­zu­füh­ren, die auf den Bil­dern ei­nes MRT (Mag­net­re­so­nanz­to­mo­graph) sicht­bar sind. Die­ses so­ge­nann­te „kli­nisch iso­lier­te Syn­drom“ (KIS) ist zu 85 Pro­zent Vor­bo­te der Er­kran­kung. Bis zur end­gül­ti­gen Dia­gno­se ei­ner MS kön­nen je­doch Mo­na­te oder Jah­re ver­ge­hen, da da­zu ei­ne räum­li­che und zeit­li­che Streu­ung von ent­zünd­lich-ent­mar­ken­der Pla­que er­for­der­lich ist. Ei­ne Be­hand­lung setzt heu­te aber meist schon frü­her ein. Denn je eher ei­ne The­ra­pie be­ginnt, des­to bes­ser wirkt sich dies bei vie­len auf Krank­heits­ver­lauf und Le­bens­er­war­tung aus.

Frü­he An­zei­chen ei­ner MS

Stö­run­gen der Ge­fühls­wahr­neh­mung in Ar­men und Bei­nen (Krib­beln, Taub­heit), der Si­cher­heit beim Ge­hen, des Gleich­ge­wichts und des Se­hens. Oft kommt es auch zu Darm­ent­lee­rungs­pro­ble­men.

Bei vie­len Pa­ti­en­ten tritt zu Krank­heits­be­ginn nur ein Symp­tom auf. An­de­re lei­den gleich un­ter meh­re­ren.

Wei­te­re Be­schwer­den, die spä­ter da­zu­kom­men kön­nen

  • star­ke Er­mü­dungs­er­schei­nun­gen (Fa­ti­gue), 
  • Bla­sen­ent­lee­rungs­stö­run­gen (Drang­bla­se, Harn­ver­halt, Harn­in­kon­ti­nenz)
  • Sprech­stö­run­gen wie bei­spiels­wei­se ei­ne un­deut­li­che, ver­wa­sche­ne Spra­che
  • Schwä­che in den Bei­nen
  • Gang­stö­run­gen durch krampf­haf­te Er­hö­hun­gen der Mus­kel­span­nung (Spas­tik)
  • Ko­or­di­na­tions­stö­run­gen
  • Schmer­zen
  • Se­xu­el­le Stö­run­gen
  • Ko­gni­ti­ve Stö­run­gen (Ge­dächt­nis­stö­run­gen)
  • Psy­chi­sche Ver­än­de­run­gen
  • Läh­mun­gen der Mus­keln, die lang­fris­tig zu schwe­ren Be­hin­de­run­gen füh­ren kön­nen. Rund ein Drit­tel der Er­krank­ten sind da­von be­trof­fen.

Ver­laufs­for­men von Mul­ti­ple Skle­ro­se

Die Ent­wick­lung von Mul­ti­pler Skle­ro­se kann sich bei je­dem Be­trof­fe­nen an­ders dar­stel­len. Häu­fig ver­läuft die Krank­heit schub­för­mig, das heißt, es kommt im­mer wie­der zu aku­ten Ver­schlech­te­run­gen. Ei­nen MS-Schub kenn­zeich­net, dass Be­schwer­den neu oder wie­der auf­tre­ten, min­des­tens 24 Stun­den lang an­hal­ten und nicht durch Fie­ber oder In­fek­tio­nen zu er­klä­ren sind. Au­ßer­dem muss der letz­te Schub min­des­tens 30 Ta­ge zu­rück­lie­gen.

Nach dem ers­ten Schub kön­nen Be­schwer­den ganz oder zum Teil wie­der ver­schwin­den und nach kur­zer Zeit wie­der auf­tre­ten. Hin und wie­der kom­men wei­te­re Symp­to­me da­zu, die sich aber auch wie­der zu­rück­bil­den kön­nen. Bei ei­ni­gen Be­trof­fe­nen neh­men die Be­schwer­den von Be­ginn an kon­ti­nu­ier­lich zu, oh­ne dass Schü­be ein­tre­ten.

Mul­ti­ple Skle­ro­se wird in drei Ver­laufs­for­men un­ter­teilt – ab­hän­gig da­von, ob ein Pa­ti­ent Schü­be hat oder nicht.

Schub­för­mig re­mit­tie­ren­der Ver­lauf (schub­för­mi­ge MS)

Bei den meis­ten an Mul­ti­ple Skle­ro­se Er­krank­ten (80 Pro­zent) äu­ßert sich der Be­ginn der MS mit Schü­ben. Wäh­rend die­ser Schü­be ver­schlech­tert sich die be­ste­hen­de Symp­to­ma­tik oder neue Be­schwer­den tau­chen auf. Bei ei­ni­gen trifft bei­des zu: vor­han­de­ne Symp­to­me ver­schlech­tern sich und neue kom­men zu­sätz­lich da­zu. Die­se Schub­symp­to­ma­tik kann sich in nur we­ni­gen Stun­den aus­prä­gen, aber auch in­ner­halb ei­ni­ger Ta­ge. Die Dau­er ei­nes Schu­bes va­ri­iert, er hält je­doch min­des­tens 24 Stun­den an. Meist­ens bil­den sich Schü­be in ei­nem Zeit­raum von sechs bis acht Wo­chen kom­plett oder teil­wei­se zu­rück. Es ist mög­lich, dass Be­hin­de­run­gen zu­rück­blei­ben. Wäh­rend der schub­frei­en Zei­ten kommt es zu kei­nen wei­te­ren Be­schwer­den und die Er­kran­kung schrei­tet nicht vor­an. Wie lan­ge krank­heits­freie In­ter­val­le be­ste­hen, ist von Pa­ti­ent zu Pa­ti­ent un­ter­schied­lich. Manch­mal lie­gen ei­ni­ge Mo­na­te zwi­schen den Schü­ben, in ei­ni­gen Fäl­len ver­ge­hen Jah­re, bis es zu ei­nem er­neu­ten Schub kommt.

Se­kun­där chro­nisch-pro­gre­di­en­ter Ver­lauf (se­kun­där fort­schrei­ten­der Ver­lauf)

Wird MS nicht be­han­delt, führt der an­fangs schub­för­mi­ge Ver­lauf, bei min­des­tens 50 Pro­zent der Er­krank­ten, nach rund zehn Jah­ren zu ei­nem Zu­stand, in­dem sich die Be­schwer­den ver­meh­ren. Es kommt zu Be­ein­träch­ti­gun­gen – so­wohl mit ge­le­gent­li­chen Schü­ben als auch oh­ne Schü­be. Aus­maß und Schwe­re der Symp­to­me neh­men in­ner­halb der kom­men­den Mo­na­te (sechs Mo­na­te oder auch mehr) ste­tig zu. Mög­lich sind je­doch auch Pha­sen, in de­nen die Er­kran­kung vor­über­ge­hend pau­sier­t.

Pri­mär chro­nisch-pro­gre­di­en­ter Ver­lauf (Pri­mär fort­schrei­ten­der Ver­lauf)

Von die­ser Ver­laufs­form sind rund zehn bis 15 Pro­zent be­trof­fen. Hier kommt es gleich zu Be­ginn der Er­kran­kung zu ei­ner schlei­chen­den Zu­nah­me der Symp­to­me. Schü­be gibt es nicht. Mög­lich sind al­ler­dings ge­le­gent­li­che Un­ter­bre­chun­gen des Fort­schrei­tens und auch ge­ring­fü­gi­ge Ver­bes­se­run­gen.

Pro­gno­se von Mul­ti­ple Skle­ro­se

Von ei­nem gut­ar­ti­gen (be­ni­gnen) Krank­heits­ver­lauf spricht man, wenn die Be­schwer­den im An­schluss an ei­nen MS-Schub wei­test­ge­hend zu­rück­ge­hen und wenn es auch nach zehn Jah­ren zu kei­ner Be­hin­de­rung ge­kom­men ist. Al­ler­dings ist den­noch zu ei­nem spä­te­ren Zeit­punkt ein schwe­rer Schub mög­lich, der dann zu ei­ner Be­hin­de­rung füh­ren kann.

Ein bö­sar­ti­ger (ma­lig­ner) Ver­lauf der Mul­ti­plen Skle­ro­se äu­ßert sich in ei­ner schnel­len Krank­heits­ent­wick­lung mit ste­tig zu­neh­men­den Be­schwer­den, die star­ke Be­ein­träch­ti­gun­gen mit sich brin­gen. Dies kann die Le­bens­er­war­tung deut­lich be­gren­zen.  

Wie ge­nau ei­ne Pro­gno­se der MS-Er­kran­kung im in­di­vi­du­el­len Fall aus­sieht, kann man nicht vor­her­sa­gen. Es gibt al­ler­dings An­halts­punk­te für ei­nen güns­ti­gen bzw. un­güns­ti­gen Ver­lauf:

An­halts­punk­te für ei­nen eher güns­ti­gen Ver­lauf der MS

  • Die Krank­heit be­ginnt mit nur ei­nem Symp­tom.
  • Es tre­ten nur sen­si­ble Symp­to­me wie z.B. Ge­fühls­stö­run­gen auf.
  • Die Schü­be dau­ern nicht lang.
  • Die Schü­be bil­den sich gut zu­rück.
  • Die Geh­fä­hig­keit bleibt er­hal­ten.
  • Die Er­kran­kung be­ginnt nicht vor dem 35. Le­bens­jahr.

An­halts­punk­te für ei­nen eher un­güns­ti­gen Ver­lauf der MS

  • Die Krank­heit be­ginnt mit meh­re­ren Symp­to­men.
  • Es kommt be­reits früh zu mo­to­ri­schen und ze­re­bel­lä­ren (das Klein­hirn be­treff­en­de) Symp­to­men wie z.B. Gang­stö­run­gen.
  • Die Schü­be dau­ern lang an.
  • Die Schü­be bil­den sich schlecht zu­rück.
  • Im MRT zei­gen sich früh zahl­rei­che Lä­sio­nen.
  • Es kommt früh zu krank­haf­ter SEP und MEP. 

SEP (so­ma­to­sen­si­bel evo­zier­te Po­ten­zia­le): Hier­bei wird die Zeit ge­mes­sen, die ein elek­tri­scher Im­puls be­nö­tigt, um von der Hand oder vom Fuß bis ins Ge­hirn zu ge­lan­gen. Au­ßer­dem re­gis­triert man Sei­ten­un­ter­schie­de nach Sti­mu­la­tion der rech­ten oder lin­ken Sei­te (bei­spiels­wei­se Au­gen, Oh­ren, Ar­me oder Bei­ne). Da­raus las­sen sich krank­haf­te Ver­än­de­run­gen schlie­ßen.

MEP (mo­to­risch evo­zier­te Po­ten­zia­le): mit­tels ei­ner Ma­gnet­spu­le wird die Ge­hirn­ober­flä­che sti­mu­liert, um ei­ne Mus­kel­ant­wort an Hand oder Fuß zu er­hal­ten.

Dia­gno­se von Mul­ti­pler Skle­ro­se

MS zu dia­gno­sti­zie­ren be­dar­f ei­ner um­fang­rei­chen Un­ter­su­chung. Da es kein ty­pi­sches Be­schwer­de­bild gibt und auch kei­ne nur für MS ty­pi­schen Symp­to­me, müs­sen im­mer erst an­de­re Er­kran­kun­gen aus­ge­schlos­sen wer­den. Zum Bei­spiel Durch­blu­tungs­stö­run­gen des Ge­hirns oder Band­schei­ben­vor­fäl­le. Ers­ter An­sprech­part­ner bei Be­schwer­den ist der Haus­arzt. Bei ei­nem Ver­dacht auf Mul­ti­ple Skle­ro­se wird er den Pa­ti­en­ten an ei­nen Neu­ro­lo­gen über­wei­sen. 

Un­ter­su­chun­gen für ei­ne si­che­re Dia­gno­sestel­lung

  • Ana­mne­se (Er­he­bung der Krank­en­ge­schich­te)
  • Kör­per­li­che Un­ter­su­chung (kli­nisch-neu­ro­lo­gisch)
  • Ap­pa­ra­ti­ve Un­ter­su­chung (un­ter an­de­rem Kern­spin­to­mo­gra­fie (MRT) und Evo­zier­te Po­ten­zia­le (EP), al­so Funk­tions­mes­sun­gen von Seh- und Hör­bahn, sen­si­blen und mo­to­ri­schen Bah­nen
  • La­bor­un­ter­su­chun­gen (Ana­ly­se von Ner­ven­was­ser und Blut)

Ana­mne­se:

Im Ge­spräch mit Arzt, wer­den so­wohl die ak­tu­el­len Be­schwer­den als auch die bis­he­ri­ge Krank­en­ge­schich­te aus­führ­lich be­leuch­tet. Von In­te­res­se sind un­ter an­de­rem die­se Fra­gen:

  • Seit wann be­ste­hen die Symp­to­me?
  • Ha­ben sie sich mit der Zeit ver­än­dert?
  • Gab es frü­her schon ein­mal Miss­emp­fin­dun­gen in Ar­men oder Bei­nen?
  • Ist es schon ein­mal zu Seh­stö­run­gen ge­kom­men?

Auch Vor­fäl­le, de­nen der Pa­ti­ent frü­her kei­ne wei­te­re Be­deu­tung bei­ge­mes­sen hat, kön­nen wich­tig sein. Häu­fig kann dies ein ers­ter Hin­weis auf ein MS-An­zei­chen sein.

Kör­per­li­che Un­ter­su­chung:

Im Fo­kus die­ser kli­nisch-neu­ro­lo­gi­schen Un­ter­su­chung steht das Ner­ven­sys­tem, spe­zi­ell 

  • die Funk­tion von Au­gen und Hirn­ner­ven
  • Emp­fin­dun­gen bei Be­rüh­run­gen, Schmer­zen und Tem­pe­ra­tur
  • Mus­kel­kraft und Mus­kel­span­nung

Zu­sätz­lich kann bei Ver­dacht auf Mul­ti­ple Skle­ro­se ei­ne neu­ro­psy­cho­lo­gi­sche Un­ter­su­chung fol­gen. Mit­tels un­ter­schied­li­cher Tests wer­den dann Lern­fä­hig­keit, Sprach­ver­ar­bei­tung und Ge­dächt­nis nä­her ge­prüft.

Ap­pa­ra­ti­ve Un­ter­su­chung

Durch Funk­tions­mes­sun­gen der Seh- und Hör­bahn so­wie der sen­si­blen und mo­to­ri­schen Bah­nen (evo­zier­te Po­ten­zia­le) kann der Neu­ro­lo­ge fest­stel­len, wie weit die Er­kran­kung fort­ge­schrit­ten ist. Da­bei reizt der Arzt ei­nen Nerv oder ein Sin­nes­or­gan. Im Ge­hirn löst das ein Sig­nal aus, das von Elek­tro­den ge­mes­sen wird. Trifft die Ant­wort auf den Reiz mit ei­ner Ver­zö­ge­rung ein, ist die Re­ak­tions­stär­ke ver­min­dert. Bei rund 75 Pro­zent der Er­krank­ten tritt dies ein.

Bei 85 Pro­zent der Pa­ti­en­ten sind be­reits im Früh­sta­di­um der Mul­ti­plen Skle­ro­se  Ver­än­de­run­gen im Ge­hirn er­kenn­bar. Dies kann der Neu­ro­lo­ge auf den Bil­dern der Ma­gnet­re­so­nanz­to­mo­gra­fie ab­le­sen. Im fort­ge­schrit­te­nen Sta­di­um der Er­kran­kung sind al­le Pa­ti­en­ten von den Ver­än­de­run­gen im Ge­hirn be­trof­fen. 

La­bor­un­ter­su­chun­gen

Li­quor­dia­gnos­tik (Un­ter­su­chung des Ner­ven­was­sers): Die Li­quor­dia­gnos­tik kann Auf­schluss über die Ent­zün­dung in Ge­hirn und Rü­cken­mark ge­ben. Mit ei­ner fei­nen Na­del wird da­bei in Hö­he der mitt­le­ren Len­den­wir­bel­säu­le zwi­schen die Wir­bel ge­sto­chen, um das be­nö­tig­te Ner­ven­was­ser zu ge­win­nen. Liegt ei­ne MS vor, ist die An­zahl ei­ni­ger Ab­wehr­zel­len (Lym­pho­zy­ten, Plas­ma­zel­len) er­höht und An­ti­kör­per wie Im­mun­glo­bu­lin G (IgG) sind nach­weis­bar. Bei der Un­ter­su­chung lässt sich auch fest­stel­len, ob even­tu­ell Kei­me (z.B. Bor­re­lio­se) für die Ent­zün­dung ver­ant­wort­lich sind. In die­sem Fall wä­ren die Be­schwer­den nicht durch MS ver­ur­sacht.

Blut­ana­ly­se: Bis­lang gibt es noch kei­nen Blut­test, der Mul­ti­ple Skle­ro­se nach­wei­sen kann. Die Be­stim­mung ei­ni­ger Wer­te ist je­doch hilf­reich, da auf die­sem Weg an­de­re Er­kran­kun­gen aus­ge­schlos­sen wer­den kön­nen. Auch Le­ber- und Nie­ren­wer­te so­wie Ent­zün­dungs­mar­ker ver­än­dern sich durch ei­ne MS nicht.

Fol­gen­de Wer­te wer­den be­stimmt: Le­ber­wer­te, Nie­ren­wer­te, Gro­ßes Blut­bild, Blut­zu­cker, Schild­drü­sen­wer­te, Vi­ta­min B12, Rheu­ma­fak­tor, An­ti­nu­kle­a­re An­ti­kör­per (ANA), An­ti­pho­spho­lipid-An­ti­kör­per, An­ti-ds-DNS-An­ti­kör­per, Lu­pus-An­ti­ko­agu­lans, Ent­zün­dungs­mar­ker (C-re­ak­ti­ves Pro­tein, CPR), An­gi­o­ten­sin-Con­ver­ting-En­zy­me (ACE) so­wie Bor­re­li­en und Bor­re­li­en-An­ti­kör­per (Bor­re­li­en-Se­ro­lo­gie).

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Eine Ärztin mit Stethoskop und verschränkten Armen. © Artmim

Mul­ti­ple Skle­ro­se: The­ra­pie

Die Be­hand­lung von MS zielt dar­auf ab, die Krank­heits­ak­ti­vi­tät auf­zu­hal­ten oder we­nigs­tens ihr Fort­schrei­ten zu ver­lang­sa­men. Heil­bar ist Mul­ti­ple Skle­ro­se nicht. Die The­ra­pie wird da­bei im­mer in­di­vi­du­ell auf den Pa­ti­en­ten und sei­nen Krank­heits­ver­lauf ab­ge­stimmt.

In der The­ra­pie von Mul­ti­ple Skle­ro­se un­ter­schei­det man die Schub­the­ra­pie von der ver­laufs­mo­di­fi­zier­ten The­ra­pie und der symp­to­ma­ti­schen Be­hand­lung. Zu­sätz­li­che Re­ha­bi­li­ta­tions­maß­nah­men kön­nen hel­fen, Fä­hig­kei­ten wie­der neu zu er­ler­nen.

Schub­the­ra­pie

Be­hand­lung mit Kor­ti­son­prä­pa­ra­ten

Bei der Be­hand­lung ei­nes aku­ten Er­kran­kungs­schu­bes wer­den über ei­nen Zeit­raum von drei bis fünf Ta­gen hoch do­sier­te Kor­ti­son­prä­pa­ra­te (Kor­ti­kos­te­roi­de) als In­fu­sion in die Ve­ne ge­ge­ben. Die Ent­zün­dungs­re­ak­tion soll so zum Still­stand ge­bracht wer­den und Symp­to­me sol­len ab­kling­en. Kor­ti­son­prä­pa­ra­te wer­den über die­sen be­grenz­ten Zeit­raum hin­weg meist gut ver­tra­gen. Es kann aber zu Ne­ben­wir­kun­gen wie Schlaf­stö­run­gen, Stim­mungs­schwan­kun­gen, ei­ner Er­hö­hung des Blut­zu­ckers und des Blut­drucks kom­men. Um mög­li­chen Ma­gen­pro­ble­men vor­zu­beu­gen, er­hal­ten Pa­ti­en­ten oft vor­beu­gend Ma­gen­schutz­prä­pa­ra­te.

Soll­ten sich Symp­to­me nach der Be­hand­lung nicht zu­rück­bil­den, wird die In­fu­sions­the­ra­pie wie­der­holt. Ge­ge­be­nen­falls kann die Do­sis dann er­höht wer­den. Kor­ti­son lang­fris­tig ein­zu­neh­men, ist nicht hilf­reich, da der Krank­heits­ver­lauf da­von nicht be­ein­flusst wird. Au­ßer­dem ist mit um­fas­sen­den Ne­ben­wir­kun­gen zu rech­nen. 

Blut­wä­sche (Plas­ma­pha­re­se)

Pa­ti­en­ten, die nicht auf ei­ne Kor­ti­son­the­ra­pie an­spre­chen, kön­nen als wei­te­re Aku­tthe­ra­pie ei­ne Blut­wä­sche (al­ter­na­tiv Im­mu­nad­sorp­tion) er­hal­ten. Da­bei wer­den An­ti­kör­per, die zur Schä­di­gung der Ner­ven bei­tra­gen, aus dem Blut ent­fernt. Dem Er­krank­ten wird das Blut ent­nom­men, über spe­zi­el­le Fil­ter ge­rei­nigt und wie­der zu­rück­ge­führt. Von die­ser Me­tho­de pro­fi­tiert knapp die Hälf­te der Pa­ti­en­ten, da die Be­schwer­den sich bes­sern. Die­ses Ver­fah­ren, das nur bei schwe­ren Schü­ben an­ge­wandt wird,  füh­ren spe­zia­li­sier­te MS-Zen­tren durch. Ei­ne Blut­wä­sche kann zu schwe­ren Herz-Kreis­lauf-Kom­pli­ka­tio­nen füh­ren. Das trifft al­ler­dings sel­ten ein. 

Ver­laufs­mo­di­fi­zier­te The­ra­pie (Im­mun­mo­du­la­tion und Im­mun­supp­res­sion)

Der Ver­lauf ei­ner Mul­ti­plen Skle­ro­se lässt sich durch im­mun­mo­du­la­to­ri­sche (auf das Ab­wehr­sys­tem wir­ken­de) Me­di­ka­men­te güns­tig be­ein­flus­sen. Sie un­ter­drü­cken ei­ner­seits An­zahl und Ak­ti­vi­tät der über­ak­ti­ven Im­mun­zel­len, ver­sper­ren ih­nen aber auch den Weg in das zen­tra­le Ner­ven­sys­tem und dich­ten so die Blut-Hirn-Schranke ab. Ent­zün­dun­gen kön­nen ge­hemmt und so­wohl Häu­fig­keit als auch Schwe­re der Schü­be ver­rin­gert wer­den.

Für ei­nen lang­fris­ti­gen The­ra­pie­er­folg ist ein frü­her The­ra­pie­be­ginn aus­schlag­ge­bend.

Ein­ge­setzt wer­den zu­meist In­ter­fe­ron-Prä­pa­ra­te und Gla­ti­ra­me­ra­ce­tat (ein Ei­weiß­mo­le­kül, ähn­lich den My­e­lin­schei­den der Ner­ven). 

In­ter­fe­ron-be­ta-Prä­pa­ra­te

In­ter­fe­ron soll die An­zahl ak­ti­ver Ent­zün­dungs­zel­len sen­ken und die­se da­von ab­hal­ten, in das zen­tra­le Ner­ven­sys­tem ein­zu­drin­gen. An­zahl und Stär­ke der MS-Schü­be kön­nen ver­rin­gert und die Krank­heits­ak­ti­vi­tät re­du­ziert wer­den. In­ter­fe­ro­ne spritzt man ent­we­der un­ter die Haut oder in die Mus­ku­la­tur. Ge­ra­de zu The­ra­pie­be­ginn kommt es oft zu Ne­ben­wir­kun­gen wie grip­pe­ähn­li­chen Symp­to­men (Fie­ber, Schüt­tel­frost, Mus­kel­schmer­zen). Ent­zün­dungs­hem­men­de Me­di­ka­men­te kön­nen dies mil­dern. In­ner­halb der ers­ten Mo­na­te klin­gen die Ne­ben­wir­kun­gen meist ab.

Gla­ti­ra­me­ra­ce­tat (GLAT): Gla­ti­ra­me­ra­ce­tat ist ei­ne Al­ter­na­ti­ve zu In­ter­fe­ron. Das Prä­pa­rat re­du­ziert die Häu­fig­keit der Krank­heits­schü­be jähr­lich um zir­ka 30 Pro­zent – ähn­lich wie In­ter­fe­ro­ne auch. Zu den mög­li­chen Ne­ben­wir­kun­gen zäh­len u.a. Haut­re­ak­tio­nen an der Ein­stich­stel­le wie Rö­tun­gen, Schmer­zen, Quad­del­bil­dung Juck­reiz oder Ent­zün­dun­gen.

Te­ri­flu­no­mid: Der Wirk­stoff ist ein Im­mun­mo­du­la­tor und wirkt ent­zün­dungs­hem­mend. Die Schub­ra­te wird re­du­ziert und das Fort­schrei­ten kör­per­li­cher Be­hin­de­run­gen ge­bremst. Die Krank­heits­ak­ti­vi­tät kann ver­rin­gert wer­den. Zu den häu­figs­ten Ne­ben­wir­kun­gen zäh­len Schä­den an Le­ber und Nie­ren, ein er­höh­tes In­fek­tions­ri­si­ko, Übel­keit, Schmer­zen und Miss­emp­fin­dun­gen.

Di­me­thyl­fu­ma­rat: Di­me­thyl­fu­ma­rat ist eben­falls ein Im­mun­mo­du­la­tor. Seit 2014 wird der Arz­nei­stoff zur ora­len Ba­sis­the­ra­pie (First-line The­ra­peu­ti­kum) ein­ge­setzt. Man ver­mu­tet, dass er sich so­wohl ent­zün­dungs­hem­mend als auch ner­ven­schüt­zend aus­wirkt. Ne­ben­wir­kun­gen sind an­fangs häu­fig Ma­gen-Darm-Be­schwer­den wie Übel­keit, Er­bre­chen, Durch­fall, Bauch­schmer­zen. Meist klin­gen die Ne­ben­wir­kun­gen in­ner­halb von vier bis sechs Wo­chen ab.

Alem­tu­zu­mab: Die­ser mo­no­klo­na­le An­ti­kör­per wird gen­tech­nisch her­ge­stellt. Er ver­rin­gert die An­zahl der an der Zer­stö­rung der My­e­lin­schei­den (Ner­ven­schutz­hül­le) be­tei­lig­ten Lym­pho­zy­ten (wei­ße Blut­zel­len). Ver­ab­reicht wird Alem­tu­zu­mab über die Ve­ne. Die The­ra­pie glie­dert sich in zwei Pha­sen: zu­erst wird das Mit­tel an fünf Ta­gen hin­ter­ein­an­der ge­ge­ben. Die zwei­te Pha­se be­ginnt nach ei­nem Jahr: Die In­fu­sion wird nun an drei auf­ein­an­der­fol­gen­den Ta­gen ver­ab­reicht. Die Wir­kung von Alem­tu­zu­mab kann meh­re­re Jah­re an­hal­ten. Be­kann­te Ne­ben­wir­kun­gen sind mög­li­che In­fu­sions­re­ak­tio­nen wie Fie­ber und Aus­schlag, die Re­du­zie­rung wei­ßer Blut­kör­per­chen, Atem­wegs- und Harn­wegs­in­fek­tio­nen, Ver­dau­ungs­stö­run­gen und se­kun­dä­re Au­to­im­mun­er­kran­kun­gen (zum Bei­spiel der Schild­drü­se und der Nie­re). Be­vor die Ent­schei­dung ge­trof­fen wird, ei­ne The­ra­pie mit Alem­tu­zu­mab durch­zu­füh­ren, soll­ten Ri­si­ken und Nut­zen gründ­lich ab­ge­wo­gen wer­den.

Azo­thio­prin: Azo­thio­prin wird in­zwi­schen nur noch dann ge­ge­ben, wenn Be­ta-In­ter­fe­ro­ne oder Gla­ti­ra­mer-Aze­tat nicht in­fra­ge kom­men. Das Me­di­ka­ment hemmt die Pro­duk­tion von Ab­wehr­zel­len (B- und T-Lym­pho­zy­ten) und stört au­ßer­dem Bil­dung und Funk­tion wei­te­rer Ab­wehr­zel­len (Mo­no­zy­ten), die an den Ent­zün­dungs­pro­zes­sen von MS be­tei­ligt sind. Zu den Ne­ben­wir­kun­gen zählt un­ter an­de­rem ein leicht er­höh­tes Krebs- und In­fek­tions­ri­si­ko.

Mi­to­xan­tron: Po­si­tiv wirkt sich das Me­di­ka­ment in der The­ra­pie der se­kun­där pro­gre­dien­ten MS aus. In Deutsch­land ist es zur so­ge­nann­ten The­ra­pie­es­ka­la­tion zu­ge­las­sen, das heißt zur Er­wei­te­rung der Im­mun­the­ra­pie. We­gen sei­ner Ne­ben­wir­kun­gen wird es al­ler­dings nur sel­ten ein­ge­setzt. Mi­to­xan­tron kann nach lang­jäh­ri­ger Ein­nah­me un­ter an­de­rem zu Herz­rhyth­mus­stö­run­gen, Herz­mus­kel­er­kran­kun­gen oder Herz­schwä­che füh­ren. Ein­ge­setzt wird das Mit­tel dann, wenn es trotz an­de­rer Al­ter­na­tiv­the­ra­pi­en zu ei­nem schnel­len Fort­schrei­ten und ei­nem se­kun­där pro­gre­dien­ten Ver­lauf der Mul­ti­ple Skle­ro­se kommt.

Na­ta­li­zu­mab: Das Me­di­ka­ment wird zur Be­hand­lung der hoch­ak­ti­ven, schub­för­mi­gen MS ein­ge­setzt. Es ver­hin­dert, dass ak­ti­vier­te Ent­zün­dungs­zel­len in Ge­hirn und Rü­cken­mark ge­lan­gen kön­nen. Na­ta­li­zu­mab wird nur dann an­ge­wandt, wenn bis­he­ri­ge The­ra­pi­en ver­sagt ha­ben. Ei­ne schwer­wie­gen­de Ne­ben­wir­kung kann un­ter an­de­rem ei­ne Er­kran­kung an der pro­gres­siv­en mul­ti­fo­ka­len Leu­ken­ze­pha­lo­pa­thie (PML) sein. Die­se Krank­heit wird durch ei­nen Vi­rus aus­ge­löst und be­trifft das Zen­tral­ner­ven­sys­tem. Sie ver­läuft meist töd­lich.

Fin­go­li­mod: Fin­go­li­mod fin­det eben­falls bei der hoch­ak­ti­ven, schub­för­mi­gen Mul­ti­ple Skle­ro­se An­wen­dung. Das Im­mun­supp­res­sivum (die Funk­tion des Im­mun­sys­tems ver­min­dern­des Me­di­ka­ment)  re­du­ziert die Zahl der Lym­pho­zy­ten und so ge­lan­gen we­ni­ger die­ser wei­ßen Blut­zel­len ins Ge­hirn, um sich an der Zer­stö­rung der My­e­lin­schei­den zu be­tei­li­gen. Die Schub­ra­te bei MS-Pa­ti­en­ten sinkt. Als Ne­ben­wir­kung sind vor al­lem in den sechs Stun­den nach der ers­ten Ein­nah­me ei­ne Ver­lang­sa­mung der Herz­fre­quenz so­wie un­re­gel­mä­ßi­ger Herz­schlag be­kannt. Da­her soll­te die Ein­nah­me nur un­ter ärzt­li­cher Auf­sicht er­fol­gen. Des Wei­te­ren sind auch hier PML-Fäl­le auf­ge­tre­ten (wie bei der Ein­nah­me von Na­ta­li­zu­mab). 

Wei­te­re Wirk­stof­fe

Nur in Aus­nah­me­fäl­len er­hal­ten Mul­ti­ple Skle­ro­se-Pa­ti­en­ten auch Me­di­ka­men­te, die ei­gent­lich nicht für die­se Krank­heit zu­ge­las­sen sind. Zum Bei­spiel

In­tra­ve­nö­se Im­mun­glo­bu­li­ne:  Vor­aus­set­zung zur Ga­be des Mit­tels sind gut be­grün­de­te Ein­zel­fäl­le, bei de­nen Ba­sis­the­ra­peu­ti­ka wie bei­spiels­wei­se Be­ta-In­ter­fe­ro­ne nicht wirk­sam sind oder zu star­ken Ne­ben­wir­kun­gen füh­ren. Ein­ge­setzt wird in­tra­ve­nö­ses Im­mun­glo­bu­lin bei mild be­zie­hungs­wei­se mo­de­rat ver­lau­fen­der MS. 

Cyc­lo­pho­spha­mid und Me­tho­tre­xat: Die Im­muns­upp­re­si­va wer­den ei­gent­lich in der Krebs­the­ra­pie ein­ge­setzt. In ei­ni­gen Fäl­len wer­den sie auch als Re­ser­ve­mit­tel bei Mul­ti­ple Skle­ro­se ver­ord­net.

Kor­ti­son­prä­pa­ra­te: Ei­ni­ge MS-Pa­ti­en­ten er­hal­ten Kor­ti­son­prä­pa­ra­te in der Lan­ge­zeit­the­ra­pie. Die Mit­tel sind ei­gent­lich nur in der Schub­the­ra­pie zu­ge­las­sen, je­doch gibt es Fäl­le, in de­nen der län­ge­re Ein­satz be­grün­det ist.

Symp­to­ma­ti­sche Be­hand­lung

Die Symp­to­me und Fol­ge­er­schei­nun­gen von Mul­ti­ple Skle­ro­se ver­ur­sa­chen un­ter­schied­li­che Be­schwer­den. Die­se zu lin­dern ist das Ziel der symp­to­ma­ti­schen Be­hand­lung. Die The­ra­pi­en hel­fen Pa­ti­en­ten bei Schmer­zen, Sprech- und Schluck­stö­run­gen, Spas­ti­ken (ver­krampf­te Mus­ku­la­tur), Bla­sen­funk­tions­stö­run­gen, Fa­ti­gue-Syn­drom (schnel­le Er­müd­bar­keit) so­wie De­pres­sio­nen.

Mul­ti­ple Skle­ro­se-Er­krank­te er­hal­ten da­her häu­fig phy­sio­the­ra­peu­ti­sche und psy­cho­the­ra­peu­ti­sche Be­hand­lun­gen, aber auch lo­go­päd­i­sche, er­go­the­ra­peu­ti­sche und me­di­ka­men­tö­se The­ra­pi­en. Wich­tig ist bei der Er­kran­kung auch die Vor­beu­gung von Kom­pli­ka­tio­nen wie Os­teo­po­ro­se, Throm­bo­sen, Lun­gen­ent­zün­dung, Ver­stei­fung von Ge­len­ken so­wie Harn­wegs­in­fek­tio­nen.

Lin­de­rung von chro­ni­schen Schmer­zen

Mehr als die Hälf­te der MS-Pa­ti­en­ten lei­den un­ter Schmer­zen. Da­bei ist die Be­hand­lung je­des Pa­ti­en­ten in­di­vi­du­ell an­zu­ge­hen. Bei chro­ni­schen Schmer­zen er­hal­ten Be­trof­fe­ne meist nicht die üb­li­chen frei­ver­kauf­li­chen Schmerz­mit­tel, son­dern sol­che mit den Wirk­stof­fen A­mi­tri­py­lin, Car­ba­ma­ze­pin oder Ga­ba­pen­tin.

Be­hand­lung von Spas­ti­ken

Zur Lo­cke­rung ver­krampf­ter und ver­steif­ter Mus­ku­la­tur ist Phy­sio­the­ra­pie gut ge­eig­net. Aber auch Me­di­ka­men­te, so­ge­nann­te Mus­kel­re­la­xan­zi­en, wie bei­spiels­wei­se Ba­clo­fen, Ti­za­ni­din und Ga­ba­pen­tin hel­fen bei der Ent­span­nung der Mus­ku­la­tur. Auch Sprit­zen mit Bo­tu­li­num­to­xin kön­nen ver­ord­net wer­den.

The­ra­pie bei Zit­tern

Phy­sio- und Er­go­the­ra­pie hel­fen ge­gen das Zit­tern beim Krank­heits­bild MS. Eben­so Me­di­ka­men­te wie un­ter an­de­rem An­ti­e­pi­lep­ti­ka, Be­ta-Re­zep­to­ren­blo­cker, Do­pa­mi­na­go­nis­ten oder An­ti­cho­li­ner­gi­ka. Sind die Be­schwer­den be­son­ders stark aus­ge­prägt und las­sen sich nicht durch Me­di­ka­men­te lin­dern, dann hilft manch­mal ei­ne „tie­fe Hirn­sti­mu­la­tion“. Durch­füh­ren kann die Be­hand­lung ein spe­zia­li­sier­tes me­di­zi­ni­sches Zen­trum. Da­bei wird ei­ne Art elek­tri­scher Schrit­tma­cher im Ge­hirn ein­ge­baut. 

Be­hand­lung von Bla­sen­funk­tions­stö­run­gen

Symp­to­me der Funk­tions­stö­rung sind Harn­drang und In­kon­ti­nenz. Hier kön­nen Be­cken­bo­den­gym­nas­tik, re­gel­mä­ßi­ges Ab­lei­ten des Harns über ei­ne Ka­the­ter, aber auch Me­di­ka­men­te hel­fen. Lei­den Be­trof­fe­ne öf­ter un­ter Harn­wegs­in­fek­ten, müs­sen die­se ins­be­son­de­re dann kon­se­quent be­han­delt wer­den, wenn Im­muns­upp­res­si­va (die Funk­tion des Im­mun­sys­tems min­dern­de Me­di­ka­men­te) ein­ge­nom­men wer­den.

Be­hand­lung von De­pres­sio­nen und Fa­ti­gue-Syn­drom

Nicht sel­ten lei­den Mul­ti­ple Skle­ro­se-Pa­ti­en­ten auch an De­pres­sio­nen. Hier­bei sind so­wohl psy­cho­the­ra­peu­ti­sche Be­glei­tung als auch Me­di­ka­men­te wie An­ti­de­pres­siva hilf­reich.

Zur Be­hand­lung des Fa­ti­gue-Syn­droms kön­nen un­ter­schied­li­che Me­di­ka­men­te ver­ord­net wer­den. Vie­le Be­trof­fe­ne er­le­ben auch ein mo­de­ra­tes Aus­dau­er­trai­ning im Frei­en als po­si­tiv.

Be­hand­lung von Gang­stö­run­gen

Ka­li­um­ka­nal­blo­cker 4-A­mi­no­py­ri­din kön­nen die Mus­kel­kraft bei MS ver­bes­sern. Das Me­di­ka­ment  Fam­pri­din kann bei er­wach­se­nen MS-Pa­ti­en­ten mit Geh­be­hin­de­rung (EDSS 4-7) die Geh­fä­hig­keit ver­bes­sern.

The­ra­pie bei se­xu­el­len Funk­tions­stö­run­gen

Häu­fig sind die Ein­schrän­kun­gen in der Se­xu­a­li­tät auf psy­chi­sche Ur­sa­chen zu­rück­zu­füh­ren. In die­sem Fall kann ei­ne Psy­cho­the­ra­pie hilf­reich sein. Lie­gen den se­xu­el­len Stö­run­gen phy­si­sche Ur­sa­chen zu­grun­de, er­folgt ei­ne symp­to­ma­ti­sche The­ra­pie. Die Stö­run­gen kön­nen auch als Ne­ben­wir­kung von Me­di­ka­men­ten auf­tre­ten.

Re­ha­bi­li­ta­tion

Die Deut­sche Mul­ti­ple Skle­ro­se Ge­sell­schaft emp­fiehlt, mög­lichst ein­mal im Jahr ei­ne vier- bis sechs­wö­chi­ge Re­ha­bi­li­ta­tion durch­zu­füh­ren. Das ist vor al­lem dann sinn­voll, wenn sich nach ei­nem aku­ten Schub die Symp­to­me nicht aus­rei­chend zu­rück­ge­bil­det ha­ben. Aber auch im chro­ni­schen Ver­lauf der Er­kran­kung kommt es vor, dass sich die kör­per­li­che Si­tua­tion trotz am­bu­lan­ter The­ra­pi­en ver­schlech­tert. Mit ei­nem auf die in­di­vi­du­el­le Si­tua­tion an­ge­pass­ten Trai­ning, ist es oft­mals mög­lich, ver­lo­ren­ge­gan­ge­ne Fä­hig­kei­ten teil­wei­se neu zu er­ler­nen. Ei­ne wich­ti­ge Rol­le nimmt wäh­rend der Re­ha­bi­li­ta­tion die Phy­sio­the­ra­pie ein. Je eher man da­mit be­ginnt, des­to bes­ser sind die Er­folgs­aus­sich­ten. Ver­spann­te Mus­keln kön­nen durch Be­we­gungs­übun­gen ge­lo­ckert wer­den. Das Trai­ning hilft eben­so bei Auf­bau von Ko­or­di­na­tion und Gleich­ge­wicht­sinn. Wenn je­mand an Bla­sen­stö­run­gen lei­det, kann dank ei­nes ge­ziel­ten Trai­nings die Be­cken­bo­den­mus­ku­la­tur ge­stärkt wer­den. In der Er­go­the­ra­pie lernt man, sei­ne Fein­mo­to­rik zu schu­len und so­mit die Selbst­stän­dig­keit so lan­ge wie mög­lich zu er­hal­ten.

Ei­ne Re­ha­bi­li­ta­tion kann bei leich­ten Fäl­len auch am­bu­lant durch­ge­führt wer­den. Lei­det je­mand un­ter grö­ße­ren Be­ein­träch­ti­gun­gen, emp­fiehlt sich ein sta­tio­nä­rer Auf­ent­halt in ei­ner Re­ha­bi­li­ta­tions­kli­nik.

Al­ter­na­ti­ve Heil­me­tho­den

Bei chro­ni­schen Er­kran­kun­gen wie Mul­ti­ple Skle­ro­se kön­nen auch so­ge­nann­te al­ter­na­ti­ve Heil­ver­fah­ren zu ei­ner Lin­de­rung der Be­schwer­den bei­tra­gen. Ide­al ist es, wenn sich der be­han­deln­de Neu­ro­lo­ge und der Spe­zia­list des kom­ple­men­tä­ren Ver­fah­rens aus­tau­schen. Kom­ple­men­tä­re Be­hand­lungs­me­tho­den sind bei­spiels­wei­se

  • Ho­möo­pa­thie
  • Aku­punk­tur
  • Aku­pres­sur
  • Os­teo­pa­thie
  • Ent­span­nungs­tech­ni­ken

Ho­möo­pa­thie bei Mul­ti­ple Skle­ro­se

Ein er­fah­re­ner Ho­möo­path kann ent­spre­chen­de Wirk­stof­fe emp­feh­len, die ei­ni­ge der Be­schwer­den von Mul­ti­ple Skle­ro­se lin­dern. Bei­spiels­wei­se las­sen sich Symp­to­me wie Schwin­del, Bla­sen­stö­run­gen, Pro­ble­me beim Stuhl­gang und Kon­zen­tra­tions­man­gel mit ho­möo­pa­thi­schen Me­di­ka­men­ten bes­sern.

Aku­punk­tur bei Mul­ti­ple Skle­ro­se

Un­ter­su­chun­gen ha­ben ge­zeigt, dass Aku­punk­tur ins­be­son­de­re bei Mus­kel­krämp­fen, aber auch bei Schmer­zen, hilf­reich sein kann. Da­zu bringt der Aku­punk­teur die Na­deln sanft an be­stimm­ten Kör­per­stel­len ein, um so­ge­nann­te Leit­bah­nen zu ak­ti­vie­ren. Sie ver­blei­ben zwi­schen 20 und 30 Mi­nu­ten in der Haut. Von den leich­ten Ein­sti­chen spürt man in der Re­gel nur we­nig.

Aku­pres­sur bei Mul­ti­ple Skle­ro­se

Bei dem the­ra­peu­ti­schen Heil­ver­fah­ren wird meist mit Dau­men, Hand­bal­len, El­len­bo­gen oder tech­ni­schen Hilfs­mit­teln stump­fer Druck auf be­stimm­te Kör­per­stel­len aus­ge­übt. Po­si­ti­ve Er­fah­run­gen lie­gen auch hier ins­be­son­de­re bei der Be­käm­p­fung von Schmer­zen und Mus­kel­krämp­fen vor.

Os­teo­pa­thie bei Mul­ti­ple Skle­ro­se

Die­ses ma­nuel­le Be­hand­lungs­ver­fah­ren kann da­bei hel­fen, Be­we­gungs­ein­schrän­kun­gen zu kor­ri­gie­ren. Mit­tels cra­nio-sa­cra­ler The­ra­pie kann der be­han­deln­de Os­teo­path häu­fig auch Schmer­zen und Mus­kel­krämp­fe ver­rin­gern.

Ent­span­nungs­tech­ni­ken bei Mul­ti­ple Skle­ro­se

Ent­span­nungs­tech­ni­ken hel­fen vie­len an Mul­ti­ple Skle­ro­se-Er­krank­ten bei der Ver­bes­se­rung ih­res All­ge­mein­be­fin­dens. Zahl­rei­che Symp­to­me las­sen sich zu­dem lin­dern. Es wird emp­foh­len, Tech­ni­ken wie zum Bei­spiel Pro­gres­si­ve Mus­kel­ent­span­nung, Au­to­ge­nes Trai­ning, Tai­chi oder Me­di­ta­tion zu er­ler­nen.

Schwan­ger­schaft mit Mul­ti­ple Skle­ro­se

Ei­ne Schwan­ger­schaft wirkt sich nicht un­güns­tig auf die MS-Er­kran­kung aus. Es ist so­gar so, dass vie­le Frau­en in die­ser Zeit we­ni­ger Schü­be er­lei­den. Je­doch kommt es meist nach der Ent­bin­dung zu ei­ner Er­hö­hung der Schub­ra­te (wäh­rend der ers­ten drei Mo­na­te). Grund­sätz­lich emp­feh­len Ärz­te vor Be­ginn ei­ner Schwan­ger­schaft mit der Ba­sis­the­ra­pie aus­zu­set­zen. Es wird aber als un­pro­ble­ma­tisch ge­se­hen, soll­te es wäh­rend der The­ra­pie mit In­ter­fe­ron oder Gla­ti­ra­me­ra­ce­tat zu ei­ner Schwan­ger­schaft kom­men. Nach ak­tu­el­lem Wis­sens­stand wir­ken sich die Mit­tel nicht frucht­schä­di­gend aus. Die Ba­sis­the­ra­pie soll­te aber un­mit­tel­bar un­ter­bro­chen wer­den, so­bald ei­ne Schwan­ger­schaft be­stä­tigt wur­de.

Von Fin­go­li­mod und an­de­ren un­spe­zi­fi­schen Im­muns­upp­res­si­va ist be­kannt, dass sie zu Miss­bil­dun­gen oder Erb­gut­schä­di­gun­gen beim Kind füh­ren kön­nen. Das Me­di­ka­ment soll­te im Vor­feld der Schwan­ger­schaft, al­so bei ei­nem Kin­der­wunsch, eben­so vom Mann ab­ge­setzt wer­den.

Die Be­hand­lung ei­nes mög­li­chen Schubs kann ab dem zwei­ten Drit­tel der Schwan­ger­schaft mit ei­nem Kor­ti­son­prä­pa­rat er­fol­gen. Um ei­ne Schä­di­gung des Kin­des zu ver­hin­dern, soll­te das Prä­pa­rat nur ein­ge­nom­men wer­den, wenn es un­be­dingt not­wen­dig ist.

Mul­ti­ple Skle­ro­se – ICD-Co­de

Je­der Krank­heit ist in der Me­di­zin ein ei­ge­ner ICD-Co­de zu­ge­ord­net. Die Ab­kür­zung ICD (eng­lisch) steht da­bei für In­ter­na­tio­nal Sta­tis­ti­cal Clas­si­fi­ca­tion of Di­sea­ses and Re­la­ted Health Prob­lems. Das Klas­si­fi­zie­rungs­sys­tem ist welt­weit an­er­kannt und ei­nes der wich­tigs­ten für me­di­zi­ni­sche Dia­gno­sen. So wird bei­spiels­wei­se Mul­ti­ple Skle­ro­se un­ter dem ICD-Co­de „G35“ er­fasst. Häu­fig hilft die Ein­ga­be die­ser Co­des auch bei der Re­cher­che im In­ter­net wei­ter.

Mul­ti­ple Skle­ro­se – Wie fin­de ich das rich­ti­ge Kran­ken­haus?

Auf der Su­che nach ei­nem pas­sen­den Kran­ken­haus, das sich mit der Be­hand­lung von Mul­ti­ple Skle­ro­se gut aus­kennt er­hält man über die Web­sei­te www.aerzteblatt.de ei­ni­ge hilf­rei­che Ver­lin­kun­gen. Un­ter an­de­rem zu www.weisse-liste.de, www.kliniken.de und www.krankenhaus.de. Ei­ne be­son­ders um­fas­sen­de Über­sicht bie­tet die Sei­te www.kliniken.de. Hier sind ak­tu­ell 3.846 Kran­ken­häu­ser aus Deutsch­land, Ös­ter­reich und der Schweiz ge­lis­tet. Zu­sätz­lich gibt es de­tail­lier­te In­for­ma­tio­nen zu Fach­ab­tei­lun­gen der Kli­ni­ken so­wie Qua­li­täts­be­rich­te. 

Auf die Start­sei­te von www.kliniken.de ge­hen: Un­ter dem Me­nü­punkt „Top-10“ kann man spe­zi­ell nach Krank­hei­ten und Dia­gno­sen su­chen. Für Krank­hei­ten des Ner­ven­sys­tems hier in der lin­ken Spal­te (un­ter „Krank­hei­ten und Dia­gno­sen nach ICD10“) auf das Feld „VI Krank­hei­ten des Ner­ven­sys­tems“ kli­cken. Dann dar­un­ter auf das Feld „G35-G37 De­my­e­li­ni­sie­ren­de Krank­hei­ten des Zen­tral­ner­ven­sys­tems“ kli­cken. Nun er­schei­nen rechts da­von die ge­such­ten Kran­ken­häu­ser, sor­tiert nach dem Ran­king ih­rer Fall­zah­len. Auf Platz 1 fin­det sich das Be­hand­lungs­zen­trum in Berg-Kemp­fen­hau­sen, auf Platz 2 die Fach­kli­nik für Neu­ro­lo­gie in Schwen­di und Platz 3 be­legt die DRK Ka­mil­lus Kli­nik in As­bach, usw.

Mul­ti­ple Skle­ro­se – Was be­zahlt die Kran­ken­kas­se und was muss man selbst be­zah­len?

An­ge­hö­ri­ge ei­ner ge­setz­li­chen Kran­ken­ver­si­che­rung ha­ben grund­sätz­lich ein Recht auf sta­tio­nä­re so­wie am­bu­lan­te Ver­so­rung, auf Arz­nei­mit­tel und wei­te­re Leis­tun­gen. In al­ler Re­gel sind je­doch be­stimm­te Ei­gen­leis­tun­gen (Zu­zah­lun­gen) ge­setz­lich fest­ge­schrie­ben. Die­se Zu­zah­lun­gen be­tra­gen 10 Pro­zent der Kos­ten, pro Zu­zah­lung aber ma­xi­mal 10 Eu­ro. Kos­tet die Leis­tung we­ni­ger als 5 Eu­ro, hat der Ver­si­cher­te den tat­säch­li­chen Preis zu ent­rich­ten.

Bei Arz­nei­mit­teln gel­ten die­se Gren­zen eben­falls. Wenn der Be­trof­fe­ne ein be­son­ders preis­wer­tes Prä­pa­rat er­hält, ent­fällt die Zu­zah­lung. Da­bei dür­fen die Kran­ken­kas­sen fes­te Be­trä­ge be­stim­men, die sie er­stat­ten, so­fern meh­re­re Prä­pa­ra­te mit glei­chem Wirk­stoff er­hält­lich sind. Arz­nei­mit­tel, de­ren Preis 30 Pro­zent un­ter die­sem Fest­be­trag liegt, wer­den von den Kran­ken­kas­sen oh­ne Zu­zah­lung er­stat­tet.

Zu­dem be­steht die Re­ge­lung, dass die GKV bei be­stimm­ten Prä­pa­ra­ten nicht mehr den Ein­zel­preis des je­wei­li­gen Arz­nei­mit­tels er­stat­ten muss, son­dern nur den Fest­be­trag, der für ei­ne Grup­pe von ver­gleich­ba­ren Prä­pa­ra­ten fest­ge­legt wur­de. Ist das ver­schrie­be­ne Me­di­ka­ment teu­rer, muss der Pa­ti­ent den Mehr­preis selbst zah­len plus der ge­setz­li­chen Zu­zah­lung für den er­stat­te­ten Kos­ten­an­teil.

Zu­zah­lun­gen fal­len eben­falls bei ei­nem Kran­ken­haus­auf­ent­halt an. Sie be­tra­gen 10 Eu­ro pro Ka­len­der­tag, wo­bei die Zu­zah­lung nur für ma­xi­mal 28 Ta­ge pro Jahr ge­leis­tet wer­den muss. Da­bei kön­nen meh­re­re Kran­ken­haus­auf­ent­hal­te in ei­nem Jahr zu­sam­men­ge­nom­men wer­den, so dass die ma­xi­ma­le Zu­zah­lung bei sta­tio­nä­rer Be­hand­lung 280 Eu­ro pro Ka­len­der­jahr be­trägt.

Bei häus­li­cher Kran­ken­pfle­ge wer­den ein­ma­lig zehn Eu­ro für die Ver­ord­nung fäl­lig. Dar­über hin­aus sind 10 Pro­zent pro Tag als Ei­gen­an­teil zu tra­gen. Die Zu­zah­lung ist auf 28 Ka­len­der­ta­ge pro Ka­len­der­jahr be­grenzt und wird nur bei Er­wach­se­nen über 18 Jah­ren er­ho­ben. Auch bei häus­li­cher Kran­ken­pfle­ge gilt die Ober­gren­ze von 280 Eu­ro pro Ka­len­der­jahr. Zu­zah­lun­gen für Kran­ken­haus­auf­ent­hal­te wer­den bei der Ober­gren­ze der Zu­zah­lung für häus­li­che Kran­ken­pfle­ge an­ge­rech­net.

Wenn die Kos­ten für ei­ne Haus­halts­hil­fe von der Kran­ken­kas­se über­nom­men wer­den, müs­sen Ver­si­cher­te ei­ne Zu­zah­lung in Hö­he von 10 Pro­zent der an­fal­len­den Kos­ten leis­ten. Die Gren­zen lie­gen bei min­des­tens 5 und ma­xi­mal 10 Eu­ro pro Ka­len­der­tag. Die­se Zu­zah­lungs­pflicht gilt für den ge­sam­ten Zeit­raum, in dem ei­ne Haus­halts­hil­fe in An­spruch ge­nom­men wird.

Bei Hilfs­mit­teln müs­sen Ver­si­cher­te ei­ne Zu­zah­lung in Hö­he von 10 Pro­zent des Ab­ga­be­prei­ses leis­ten, wo­bei eben­falls ei­ne Ober- und Un­ter­gren­ze von 10 und 5 Eu­ro pro Ver­ord­nung gel­ten.

Die Hö­he der Zu­zah­lun­gen für Re­ha­bi­li­ta­tions­maß­nah­men hängt von der Maß­nah­me und vom je­wei­li­gen Kos­ten­trä­ger ab.

Die Kos­ten für ei­ne Schmerz­the­ra­pie in ei­ner Schmerz­kli­nik über­nimmt in der Re­gel je­de ge­setz­li­che Kran­ken­kas­se, da es sich um ei­ne ver­trags­ärzt­li­che Leis­tung han­delt. Al­ler­dings kön­nen wei­te­re Kos­ten (wie z. B. Zu­zah­lun­gen für Ver­ord­nun­gen) pri­vat an­fal­len.

Die Kos­ten ei­ner klas­si­schen Kör­per­a­ku­punk­tur wer­den von al­len ge­setz­li­chen Kran­ken­kas­sen, bei chro­ni­schen Schmer­zen der Len­den­wir­bel­säu­le oder bei Knie­ge­lenks­ar­thro­se, über­nom­men. Der Leis­tung wird vor­aus­ge­setzt, dass die Schmer­zen seit min­des­tens sechs Mo­na­ten be­ste­hen. In sol­chen Fäl­len ha­ben ge­setz­lich Ver­si­cher­te An­spruch auf bis zu zehn A­ku­punk­tur­sit­zun­gen pro Krank­heits­fall in­ner­halb von ma­xi­mal sechs Wo­chen. Ei­ne er­neu­te Be­hand­lung kann früh­es­tens zwölf Mo­na­te nach Ab­schluss der letz­ten A­ku­punk­tur­be­hand­lung er­fol­gen. Die Kran­ken­kas­se er­stat­tet die Kos­ten nur, wenn die Be­hand­lung von ei­nem qua­li­fi­zier­ten Arzt durch­ge­führt wird. A­ku­punk­tur bei ei­nem Heil­prak­ti­ker wird nicht über­nom­men. Die Kos­ten sind dann pri­vat zu leis­ten.

Mul­ti­ple Skle­ro­se – Was über­nimmt die DFV?

Die am­bu­lan­te Kran­ken­zu­satz­ver­si­che­rung DFV-Am­bu­lant­Schutz er­stat­tet Ih­nen ge­setz­lich vor­ge­seh­ene Zu­zah­lun­gen für Arz­nei-, Ver­bands-, Heil- und Hilfs­mit­tel und die Fahrt­kos­ten im Rah­men ei­ner am­bu­lan­ten Be­hand­lung. Der DFV-Am­bu­lant­Schutz bie­tet Ih­nen zu­dem er­wei­ter­te Vor­so­rge­leis­tun­gen und steht Ih­nen auch fi­nan­zi­ell zur Sei­te, wenn ei­ne schwe­re Krank­heit fest­ge­stellt wird.

Im Fal­le ei­ner Er­kran­kung war­ten Sie mit der Kran­ken­haus­zu­satz­ver­si­che­rung DFV-Kli­nik­Schutz Ex­klu­siv nicht län­ger als 5 Ta­ge auf ei­nen Ter­min bei ei­nem spe­zia­li­sier­ten Fach­arzt.

Sie pro­fi­tie­ren zu­dem von Chef­arzt­be­hand­lung, Ein­bett­zim­mer, frei­er Kran­ken­haus­wahl und Kran­ken­haus­ta­ge­geld bei ei­nem sta­tio­nä­ren Kli­nik­auf­ent­halt. Der DFV-Kli­nik­Schutz macht Sie zum Pri­vat­pa­ti­en­ten im Kran­ken­haus inkl. Aus­lands­kran­ken­ver­si­che­rung.

FAQ – Häufige Fragen zum Thema MS

  • Die Diagnose MS zu stellen ist nicht einfach, da die Erkrankung sehr vielschichtig ist. Es gibt kein typisches Beschwerdebild und keine allein für MS typischen Symptome. Daher müssen andere Erkrankungen immer erst ausgeschlossen werden. Die aufwendige Diagnose erfolgt in mehreren Schritten: nach Anamnese und klinisch-neurologischer Untersuchung folgt die apparative Diagnostik mit MRT und evozierten Potenzialen (u.a. Funktionsmessungen von Seh- und Hörbahn, sensiblen und motorischen Bahnen). Dem schließt sich die Laboruntersuchung mit Analyse von Blut und Nervenwasser an. 

  • Die langfristige Behandlung von Patienten, die an Multipler Sklerose erkrankt sind, übernimmt der Neurologe. Da das Krankheitsbild mit vielen unterschiedlichen Beschwerden einhergeht, sind ebenso Physiotherapeuten, Logopäden, Psychotherapeuten, Ergotherapeuten und weitere in die Behandlung involviert. Die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) rät, möglichst einmal jährlich eine mehrwöchige Rehabilitation durchzuführen.

  • Die Häufigkeit und auch die Schwere von Schüben lassen sich durch immunmodulatorische Medikamente günstig beeinflussen. Diese auf das Abwehrsystem wirkenden Mittel, wie Interferon-Präparate und Glatirameracetat,  hemmen Entzündungen. Die Medikamente werden dabei selbst in den Muskel oder unter die Haut gespritzt. Reichen die Mittel nicht aus, stehen auch andere Wirkstoffe zur Verfügung, so zum Beispiel biotechnologisch hergestellte Antikörper oder Immunsuppressiva. 

  • Auch ein Pseudoschub führt zu einer Verschlechterung des Krankheitszustandes. Auslöser ist allerdings keine neue Krankheitsaktivität, also ein akuter Entzündungsherd, sondern beispielsweise ein Infekt mit Fieber oder eine andere Erkrankung, die Schmerzen verursacht.

  • Es wird empfohlen, insgesamt auf eine ausgewogene Lebensweise mit ballaststoff- und vitaminreicher Ernährung zu achten. Bestimmte Ernährungsformen oder Diäten, die die MS-Symptome beeinflussen, gibt es bislang nicht. Frauen, die an Multipler Sklerose erkrankt sind und sich in den Wechseljahren befinden oder wiederholte Kortisonbehandlungen hinter sich haben, wird die zusätzliche Einnahme von Vitamin D empfohlen. Ziel ist es, einer Osteoporose vorzubeugen. Ein Einfluss auf die MS-Symptome konnte auch hier nicht festgestellt werden. 

  • Es gibt zahlreiche Selbsthilfegruppen und Verbände für Betroffene. Unter anderem:

    • Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft e.V. (DMSG)
    • Multiple Sklerose Gesellschaft Wien
    • Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN)
    • Krankheitsbezogenes Kompetenznetz Multiple Sklerose
    • Internationale MS Vereinigung MSIF
Tipps

Fazit

Mul­ti­ple Skle­ro­se (MS) ist eine chro­nisch-ent­zünd­li­che Er­kran­kung des zen­tra­len Ner­ven­sys­tems, bei der das Im­mun­sys­tem die Schutz­hül­len der Ner­ven an­greift. Sie äu­ßert sich in sehr un­ter­schied­li­chen Symp­to­men wie Seh­stö­run­gen, Mus­kel­schwä­che, Emp­fin­dungs­stö­run­gen, Er­schöp­fung und Ko­or­di­na­tions­pro­ble­men. Die Er­kran­kung ver­läuft häu­fig in Schü­ben oder kann kon­ti­nu­ier­lich fort­schrei­ten. Auch wenn MS nicht heil­bar ist, las­sen sich durch ei­ne früh­zei­tige Dia­gno­se, Me­di­ka­men­te, Phy­sio­the­ra­pie und ei­nen ge­sun­den Le­bens­stil die Symp­to­me lin­dern und der Ver­lauf güns­tig be­ein­flus­sen.

    • DMSG: www.dmsg.de (Abruf: 23.04.2019)
    • Kantonsspital Winterhur: www.ksw.ch (Abruf: 22.04.2019)
    • Neurologen und Psychiater im Netz: www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org (Abruf: 23.04.2019)
    • Schön Klinik: www.schoen-klinik.de (Abruf: 23.04.2019)
  • Die Artikel im Ratgeber der Deutschen Familienversicherung sollen Ihnen allgemeine Informationen und Hilfestellungen  rund um das Thema Gesundheit bieten. Sie sind nicht als Ersatz für eine professionelle Beratung gedacht und sollten nicht als Grundlage für eine eigenständige Diagnose und Behandlung verwendet werden. Dafür sind immer Mediziner zu konsultieren.

    Unsere Inhalte werden auf Basis aktueller, wissenschaftlicher Studien verfasst, von einem Team aus Fachärzten und Redakteuren erstellt, dauerhaft geprüft und optimiert.

    Alle Angaben ohne Gewähr.

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