Bei vielen Betroffenen setzt eine Migräneattacke ohne Vorboten ein. Nicht selten kündigt sich die bevorstehende Attacke aber auch durch charakteristische Vorzeichen an. Dadurch gliedert sich der Ablauf eines Migräneanfallsin mehrere Phasen:
- Vorboten-Phase: Konzentrationsprobleme, Stimmungsschwankungen, Müdigkeit, starker Appetit, Teilnahmslosigkeit, Geräusch- und Lichtempfindlichkeit Stunden bis zu zwei Tagen im Vorfeld
- Aura-Phase: langsam einsetzende Sehstörungen bis zu Gesichtsfeldausfällen, Kribbeln in Händen, Armen und Kopf, Sprach- und Orientierungsprobleme, Gleichgewichtsstörungen, selten Lähmungserscheinungen
- Kopfschmerz-Phase: oft halbseitige Schmerzen, in Stirn, Schläfen, Augen, seltener im Hinterkopf, dazu Übelkeit, Magen-Darm-Beschwerden, teilweise Erbrechen, Geräusch-, Licht- und manchmal auch Geruchsempfindlichkeit
- Erholungsphase: anhaltende Erschöpfung, Appetitlosigkeit und starke Müdigkeit über bis zu zwei Tage hinweg
Unterschiedliche Migränearten
Unter dem Überbegriff "Migräne" werden ganz unterschiedliche Erscheinungsformen der Krankheit zusammengefasst. Die Symptome und auch die Intensität können stark voneinander abweichen.
Migräne ohne Aura
Es ist die häufigste Art der Migräne. Meist auf eine Kopfhälfte beschränkt, treten die Kopfschmerzen in Stirn und Schläfe plötzlich und ohne ankündigende Vorzeichen (Aura) auf. Die Migräneattacke ist gekennzeichnet von hämmernden, pulsierenden Schmerzen, die im Extremfall bis zu drei Tagen anhalten können. Meist leiden die Betroffenen darüber hinaus unter Übelkeit, manchmal Erbrechen. Licht und Geräusche werden als belastend empfunden. Ruhe und Dunkelheit bringen häufig etwas Erleichterung.
Migräne mit Aura
Etwa ein Drittel der Migräne-Patienten durchlebt vor der Kopfschmerzattacke eine Phase mit typischen Wahrnehmungsstörungen (Aura). Während einer Zeitspanne von bis zu 60 Minuten hat man ein Flimmern vor Augen oder sieht Lichtblitze beziehungsweise zackenartig verzerrte Linien. Dazu kommen nicht selten Schwindel und Unwohlsein. Ein Kribbeln wandert über die Haut. Manchmal zeigen sich während der Aura Probleme mit dem Sprechen.
Die Aura entsteht vermutlich durch eine mangelnde Aktivität von Nerven und kann den Symptomen eines Schlaganfalls ähneln. Anders als bei einem Schlaganfall, der ganz plötzlich Symptome zeigt, stellen sich die neurologischen Symptome bei einer Aura aber langsam und allmählich ein.
Die Vehemenz der Aura kann in Ausnahmefällen so stark werden, dass durch die mangelhafte Blutversorgung im Hirn bleibende Schäden entstehen (ischämischer Infarkt). Auch epileptische Anfälle können während oder kurz nach der Aura-Phase auftreten. Abschließend wissenschaftlich geklärt ist das Phänomen der Aura im Moment noch nicht. Es scheint sich aber um eine neurologische Störung zu handeln, die sich durch Fehlsteuerungen von Botenstoffen ergibt. Erst nach dem Abklingen der Aura folgen zeitversetzt die typischen Migräne-Kopfschmerzen, wie oben beschrieben.
Migräne ohne Kopfschmerzen
Bei einige Migräne-Patienten zeigt sich die Aura-Phase, ohne dass anschließend Kopfschmerzen folgen. Das auch als Augen-Migräne bekannte Erscheinungsbild der Krankheit ist seltener und die Behandlung ist schwieriger. Sicherheitshalber schließt der Arzt meist aus, dass keine andere Erkrankung, wie zum Beispiel ein Schlaganfall, vorliegt.
Persistierende Aura
Hier hält die Aura-Phase mehr als eine Woche. Bei der extrem langen Dauer besteht auch die Möglichkeit, dass eine andere Erkrankung vorliegt. Zum Beispiel ein migränöser Infarkt. Eine persistierende Aura ist eine sehr seltene Migränekomplikation.
Vestibuläre Migräne
Bei dieser Form der Migräne stehen als charakteristische Symptome Gleichgewichtstörungen und Schwindel im Vordergrund. Die schlagartig auftretende vestibuläre Migräne wird, wegen der ähnlichen Symptome, häufig mit einer Erkrankung des Gleichgewichtsorgans im Innenohr verwechselt.
Hemiplegische Migräne
Es handelt sich um eine erbliche Form der Migräne mit Aura. Die Forschung geht entsprechend von einem Gendefekt aus, der die Krankheit verursacht. Zu den oben beschriebenen Migräne-Symptomen kommen hier während der Attacke typischerweise noch Störung in den Bewegungsabläufen. Manchmal können Gliedmaßen vorübergehend gar nicht mehr bewegt werden.
Migräne mit Hirnstammaura
Bei dieser Form der Migräne mit Aura zeigt sich der Kopfschmerz im Hinterkopf. In der Aura-Phase leiden die meist jüngeren Betroffenen an Sprach- und Hörstörungen. Die Koordination der Bewegungen ist in Mitleidenschaft gezogen. Schwindel und Bewusstseinsstörungen können auftreten. Die Patienten sehen Doppelbilder oder ihnen fehlt ein Teil des Gesichtsfeldes. Empfindungsstörungen in der Haut sind ebenfalls möglich. Selten kann der Kontakt zur Außenwelt sogar für kurze Zeit vollständig abreißen. Hinter den dramatischen Symptomen steht mutmaßlich eine mangelnde Aktivität der Nervenzellen.
Abdominelle Migräne
Hier treten die Schmerzen nicht im Kopf, sondern im Oberbauch auf. In der überwiegenden Mehrheit sind Kinder und Jugendliche betroffen. Neben einem dumpfen Bauchschmerz entwickeln sich als Symptome auch Übelkeit und Erbrechen.
Chronische Migräne
Leiden Patienten über einen längeren Zeitraum hinweg an mehr als 15 Tagen im Monat unter Migräneattacken, spricht man von einer chronischen Migräne. Meist handelt es sich um eine Migräne ohne Aura, die chronisch wird. Nur selten werden auch andere Migräne-Formen chronisch.