Legionellen im Trinkwasser© Dzonsli

Legionellen im Trinkwasser Gefahren verstehen und Infektion vermeiden

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Text fachlich geprüft von Dr. Julia Eichhorn

Legionellen kommen überall im Wasser vor – gefährlich werden sie erst, wenn sie sich in Hausanlagen stark vermehren. Der Artikel erklärt, wie Infektionen entstehen, wen sie besonders bedrohen und welche Pflichten Vermieter laut Trinkwasserverordnung haben. Plus: Die wichtigsten Sofort- und Präventionsmaßnahmen für ein sicheres Zuhause.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Legionellen vermehren sich in warmem, stehendem Wasser und werden über eingeatmete Wassertröpfchen aufgenommen.

  • Besonders gefährdet sind ältere Menschen, Raucher und Personen mit geschwächtem Immunsystem.

  • Die Legionärskrankheit kann eine schwere Lungenentzündung auslösen, während das Pontiac-Fieber meist mild verläuft.

  • Heißes Wasser, regelmäßiges Spülen und Wartung der Anlagen schützen vor einer Infektion.

Was sind Legionellen und wo kommen sie vor?

Legionellen sind gramnegative Stäbchenbakterien, keine Viren, die natürlicherweise in Süßwasserumgebungen wie Flüssen, Seen oder Grundwasser vorkommen. Sie sind Teil des natürlichen Ökosystems. Das primäre Problem entsteht, wenn sich diese Bakterien in künstlichen Wassersystemen, insbesondere in Trinkwasser-Installationen, vermehren.

Die Art Legionella pneumophila, insbesondere die Serogruppe 1, ist am häufigsten für Erkrankungen beim Menschen verantwortlich. Legionellen fühlen sich besonders wohl bei Temperaturen zwischen 25 °C und 55 °C. Innerhalb dieses Temperaturbereichs, kombiniert mit stehendem Wasser (Stagnation) und Nährstoffen, finden sie optimale Bedingungen, um sich exponentiell zu vermehren. Ein häufiges Problem in Wasserleitungen ist der sogenannte Biofilm – eine schleimige Schicht, die sich an den Innenwänden der Rohre bildet. Dieser Biofilm bietet Legionellen nicht nur Schutz, sondern auch eine ideale Brutstätte und Nährstoffquelle. Er erschwert zudem die Abgabe der Bakterien ins Wasser, wodurch die Beseitigung komplizierter wird.

Obwohl Legionellen in geringer Konzentration fast überall im Wasser nachweisbar sein können, ist dies in der Regel unbedenklich. Problematisch wird es erst, wenn die Konzentration einen bestimmten Wert überschreitet, da dann das Risiko einer Infektion steigt. Dies macht die regelmäßige Kontrolle und die Einhaltung präventiver Maßnahmen so wichtig, um zu verhindern, dass die Bakterien die kritische Anzahl erreichen und zur möglichen Infektionsquelle werden.

Wie werden Legionellen übertragen und wie gefährlich sind sie wirklich?

Die Übertragung von Legionellen erfolgt nicht durch das Trinken von kontaminiertem Wasser. Das Trinken von Wasser, selbst wenn es Legionellen enthält, ist für gesunde Menschen normalerweise ungefährlich, da die Magensäure die Bakterien abtötet. Die größte Gefahr geht von der Inhalation feiner Wassertröpfchen, sogenannter Aerosole, aus, die mit Legionellen belastet sind. Diese Aerosole entstehen, wenn Wasser zerstäubt wird.
Am häufigsten geschieht dies im häuslichen Bereich beim Duschen. Der Duschkopf erzeugt feine Wasserpartikel, die tief in die Lunge eingeatmet werden können. Aber auch andere Quellen können Aerosole erzeugen, wie zum Beispiel Whirlpools, Klimaanlagen, Luftbefeuchter, Zierbrunnen oder Kühltürme in Industrieanlagen. In diesen Systemen können sich Legionellen unter günstigen Bedingungen in großen Mengen vermehren und dann über die Luft verbreitet werden.


Die Frage "Wie gefährlich sind Legionellen wirklich?" lässt sich nicht pauschal beantworten. Für die Mehrheit der gesunden Erwachsenen ist das Risiko, an einer schweren Legionellen-Infektion zu erkranken, relativ gering. Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet jährlich eine bestimmte Anzahl an Fällen, die jedoch im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung selten sind. Die Schwere einer Erkrankung hängt stark von der Konzentration der Bakterien in den Aerosolen und vor allem vom Gesundheitszustand der betroffenen Person ab. Eine geringe Konzentration von Legionellen stellt für die meisten Menschen keine unmittelbare Bedrohung dar, kann aber bei Risikopatienten problematisch werden. Die eigentliche Gefahr besteht für Personen, deren Immunsystem geschwächt ist oder die bereits Vorerkrankungen haben. Für sie kann eine Infektion mit Legionellen schwerwiegende Folgen haben, bis hin zu einer lebensbedrohlichen Lungenentzündung. Daher ist die Prävention, insbesondere in Mehrfamilienhäusern oder öffentlichen Gebäuden, von entscheidender Bedeutung.

Welche Erkrankungen können durch Legionellen entstehen?

Eine Infektion mit Legionellen wird als Legionellose bezeichnet und kann sich in zwei Hauptkrankheitsbildern manifestieren: dem Pontiac-Fieber und der Legionärskrankheit (Legionellen-Pneumonie).

Legionärskrankheit (Legionellen-Pneumonie)

Die Legionärskrankheit ist die schwerere Form der Legionellose und stellt eine schwere Lungenentzündung dar, die durch die Bakterien der Gattung Legionella verursacht wird, meist durch Legionella pneumophila. Die Inkubationszeit, also die Zeitspanne von der Ansteckung bis zum Auftreten der ersten Symptome, beträgt in der Regel 2 bis 10 Tage, kann aber auch kürzer oder länger sein.

Die Symptome der Legionärskrankheit ähneln zunächst denen einer typischen Lungenentzündung oder einer schweren Grippe. Dazu gehören:

  • Hohes Fieber (oft über 39 °C)
  • Schüttelfrost
  • Starker Husten, der trocken beginnen und sich später zu Husten mit Auswurf entwickeln kann
  • Kopfschmerzen
  • Muskelschmerzen und Gliederschmerzen
  • Allgemeines Krankheitsgefühl und Abgeschlagenheit
  • Atemnot

In einigen Fällen können auch unspezifische Beschwerden wie Durchfall, Übelkeit, Erbrechen und Verwirrtheitszustände oder neurologische Symptome auftreten. Die Legionärskrankheit kann einen schweren Verlauf nehmen und erfordert in der Regel eine sofortige antibiotische Behandlung im Krankenhaus. Ohne Behandlung oder bei verzögerter Diagnose kann sie lebensbedrohlich sein und im schlimmsten Fall zum Tod führen. Das Robert-Koch-Institut erfasst und überwacht die gemeldeten Fälle in Deutschland, um Trends zu erkennen und Präventionsmaßnahmen zu steuern.

Pontiac-Fieber

Im Gegensatz zur Legionärskrankheit ist das Pontiac-Fieber eine deutlich mildere Form der Legionellose. Es verläuft grippeähnlich und ist nicht mit einer Lungenentzündung verbunden. Die Inkubationszeit ist kürzer und liegt meist zwischen 5 und 66 Stunden.

Die Symptome des Pontiac-Fiebers umfassen in der Regel:

  • Fieber, das oft plötzlich einsetzt
  • Muskelschmerzen
  • Kopfschmerzen
  • Abgeschlagenheit
  • Manchmal trockener Husten

Das Pontiac-Fieber ist eine selbstlimitierende Erkrankung, was bedeutet, dass die Symptome in der Regel innerhalb von zwei bis fünf Tagen von selbst abklingen, ohne dass eine spezifische antibiotische Behandlung erforderlich ist. Es hinterlässt in der Regel keine dauerhaften Schäden und ist nicht tödlich. Trotzdem ist das Auftreten des Pontiac-Fiebers ein deutlicher Hinweis darauf, dass eine Kontamination mit Legionellen vorliegt, und sollte ernst genommen werden, um schwerere Infektionen bei anderen Personen, insbesondere bei Risikopatienten, zu verhindern.

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Wie werden Legionellen diagnostiziert?

Die Diagnose einer Legionellen-Infektion erfolgt anhand typischer Symptome, Risikofaktoren und spezieller Labortests wie dem Legionellen-Antigentest im Urin. Weitere Nachweise gelingen per Kultur aus Atemwegsproben oder mittels PCR. Röntgen oder CT-Bildgebung zeigen den Schweregrad der Lungenentzündung. Eine schnelle Diagnose ist wichtig, da unbehandelte Infektionen schwerwiegende Folgen haben können. Bei Verdacht sollte umgehend ein Arzt aufgesucht und frühzeitig behandelt werden, um die Gesundheit der Gemeinschaft zu schützen.

Wer ist besonders von Legionellen gefährdet?

Während gesunde Menschen ein relativ geringes Risiko haben, an einer schweren Legionellen-Infektion zu erkranken, gibt es bestimmte Personengruppen, die besonders gefährdet sind. Diese Risikopatienten sollten verstärkt auf Präventionsmaßnahmen achten und bei Symptomen schnell ärztlichen Rat suchen.

Zu den besonders gefährdeten Gruppen gehören:

  • Ältere Menschen: Das Risiko einer schweren Legionärskrankheit steigt mit dem Alter, insbesondere bei Personen über 50 Jahren. Ihr Immunsystem ist oft weniger robust und ihre Lungenfunktion kann bereits eingeschränkt sein.

  • Personen mit geschwächtem Immunsystem: Dies umfasst Menschen, die aufgrund von chronischen Erkrankungen, medizinischen Behandlungen oder Medikamenten ein unterdrücktes Immunsystem haben. Beispiele hierfür sind:

    • Krebspatienten (insbesondere unter Chemotherapie)

    • Transplantationspatienten (die immunsuppressive Medikamente einnehmen)

    • Menschen mit HIV/AIDS

    • Personen mit Autoimmunerkrankungen

    • Diabetiker (insbesondere bei schlecht eingestelltem Blutzucker)

    • Patienten mit Nierenversagen oder Leberzirrhose

  • Raucher: Rauchen schädigt die Lunge und schwächt die natürlichen Abwehrmechanismen der Atemwege, wodurch Raucher anfälliger für Lungeninfektionen, einschließlich der Legionärskrankheit, sind.

  • Menschen mit chronischen Lungenerkrankungen: Personen, die bereits an Erkrankungen wie Asthma, COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) oder Lungenemphysem leiden, haben eine vorgeschädigte Lunge und sind daher einem höheren Risiko ausgesetzt, schwer an Legionellen zu erkranken.

  • Alkoholiker: Chronischer Alkoholkonsum kann das Immunsystem schwächen und das Risiko für Atemwegsinfektionen erhöhen.

  • Männer: Statistiken zeigen, dass Männer häufiger von Legionellose betroffen sind als Frauen, auch wenn die genauen Gründe dafür nicht vollständig geklärt sind.

Warum sollten Risikopatienten besonders auf Legionellen achten? Ihr Körper ist weniger in der Lage, die Bakterien effektiv abzuwehren oder eine Infektion zu bekämpfen. Bei ihnen kann eine Legionellen-Infektion schnell zu einer schweren Lungenentzündung führen, die einen Krankenhausaufenthalt, intensive medizinische Betreuung und im schlimmsten Fall eine tödliche Folge erfordert.

Daher ist es für diese Gruppen von entscheidender Bedeutung, alle möglichen Maßnahmen zur Vermeidung einer Exposition zu ergreifen und bei Auftreten von Symptomen umgehend ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, um eine frühzeitige Diagnose und Behandlung zu ermöglichen.

Vorbeugung: Maßnahmen zum Schutz vor Legionellen im Haushalt

Die wichtigste Maßnahme zum Schutz vor Legionellen ist die Vorbeugung. Sowohl Mieter als auch Vermieter tragen hierbei Verantwortung, um das Risiko einer Legionellenvermehrung in Trinkwasser-Installationen zu minimieren.

Allgemeine Maßnahmen für alle (Mieter & Vermieter)

Diese Schritte können von jedem im Haushalt umgesetzt werden, um die Gefahr zu reduzieren:

Temperaturkontrolle des Wassers

  • Dies ist die effektivste Einzelmaßnahme, um die Vermehrung von Legionellen zu unterbinden.
  • Warmwasser: Stellen Sie sicher, dass die Temperatur des Warmwassers am Austritt des Speichers (Boiler) mindestens 60 °C beträgt. An der Entnahmestelle (z.B. Duschkopf, Wasserhahn) sollte das Warmwasser innerhalb von 30 Sekunden eine Temperatur von mindestens 55 °C erreichen. Bei diesen Temperaturen werden Legionellen abgetötet oder ihre Vermehrung stark gehemmt.
  • Kaltwasser: Das Kaltwasser sollte eine Temperatur von maximal 20 °C nicht überschreiten. Längere Verweildauern in Leitungen, die zu warm werden (z.B. durch nahegelegene Warmwasserleitungen), können die Legionellenvermehrung begünstigen.

Vermeidung von Stagnation

  • Stehendes Wasser ist eine Brutstätte für Legionellen.
  • Regelmäßiges Spülen: Wenn Wasserhähne oder Duschen selten benutzt werden (z.B. in Gästebädern, nach einem Urlaub), sollten Sie die Leitungen vor der ersten Nutzung kräftig für mindestens 2 bis 3 Minuten mit heißem Wasser durchspülen. Lassen Sie sowohl Kalt- als auch Warmwasser laufen, bis die jeweilige Endtemperatur erreicht ist und das Wasser konstant kalt bzw. heiß fließt. Achten Sie dabei darauf, keine Aerosole einzuatmen, indem Sie sich nicht direkt in den Dampf stellen und das Fenster öffnen.

Anwesenheitssimulation

  • Bei längerer Abwesenheit (Urlaub) können Nachbarn gebeten werden, in regelmäßigen Abständen (z.B. wöchentlich) alle Wasserhähne und Duschen kurz zu spülen.

Reinigung von Entnahmestellen

  • Duschköpfe und Perlatoren: In Duschköpfen und Perlatoren (Strahlreglern an Wasserhähnen) können sich Biofilme und Kalkablagerungen bilden, die eine Ansiedlung und Vermehrung von Legionellen fördern. Reinigen Sie diese regelmäßig, beispielsweise durch Entkalken oder Zerlegen und Abkochen. Bei starker Verschmutzung ist auch ein Austausch sinnvoll.

Wartung der Warmwasserbereitung

  • Regelmäßige Wartung: Lassen Sie Warmwasserbereiter und Warmwasserspeicher, insbesondere in Mehrfamilienhäusern, regelmäßig von Fachpersonal warten. Dies beinhaltet die Kontrolle der Temperaturregelung, Entkalkung und die Prüfung auf mögliche Schwachstellen.

Spezifische Maßnahmen und Pflichten für Vermieter (und Hausverwaltungen)

  • Für Vermieter und Betreiber von Wohngebäuden gelten in Deutschland besondere Pflichten gemäß der Trinkwasserverordnung (TrinkwV), insbesondere wenn das Gebäude zur gewerblichen oder öffentlichen Tätigkeit gehört, also beispielsweise ein Mehrfamilienhaus ist, das vermietet wird.

Trinkwasserverordnung (TrinkwV)

  • Die TrinkwV legt die Anforderungen an die Qualität des Trinkwassers fest. Sie verpflichtet Betreiber von Großanlagen zur Warmwasserbereitung (Volumen des Speichers > 400 Liter oder Leitungsvolumen von der Warmwasseraufbereitung bis zur entferntesten Entnahmestelle > 3 Liter) zu einer regelmäßigen Prüfung auf Legionellen.

Regelmäßige Prüfung (Legionellenprüfung)

  • Pflicht zur Untersuchung: Für die oben genannten Großanlagen ist eine regelmäßige Legionellenprüfung alle drei Jahre vorgeschrieben. Bei einem positiven Befund (Überschreitung des technischen Maßnahmenwertes) können engere Untersuchungsintervalle angeordnet werden.
  • Durchführung der Proben: Die Proben müssen von zugelassenen Untersuchungsstellen entnommen und analysiert werden. Die Probenentnahme muss gemäß den Vorgaben des DVGW-Arbeitsblattes W 551 erfolgen.
  • Warum regelmäßige Proben so wichtig?: Sie dienen dazu, frühzeitig eine erhöhte Konzentration von Legionellen zu erkennen, bevor es zu Gesundheitsgefährdungen kommt. Die Ergebnisse ermöglichen es, präventiv oder korrigierend einzugreifen.

Grenzwerte und Technischer Maßnahmenwert

  • Technische Maßnahmenwert (TMW): Nach der TrinkwV liegt der technische Maßnahmenwert bei 100 koloniebildenden Einheiten (KBE) pro 100 ml Wasser. Wird dieser Wert überschritten, sind unverzüglich Maßnahmen zu ergreifen.
  • Welche Anzahl an Legionellen im Trinkwasser ist noch zulässig?: Eine geringe Konzentration unter dem TMW gilt als hygienisch unbedenklich. Werte über 100 KBE/100 ml deuten jedoch auf Mängel in der Trinkwasserinstallation hin und erfordern Handlungen.

Dokumentation und Informationspflicht

  • Dokumentation: Die Ergebnisse der Legionellenprüfungen müssen vom Vermieter dokumentiert und für das zuständige Gesundheitsamt einsehbar sein.
  • Informationspflicht der Mieter: Vermieter sind verpflichtet, die Mieter über die Ergebnisse der Legionellenprüfung zu informieren, auch wenn diese negativ ausfallen. Dies geschieht oft durch Aushänge im Hausflur oder schriftliche Mitteilungen. Mieter haben zudem ein Recht auf Einsichtnahme in die Prüfprotokolle.

Technische Maßnahmen zur Verminderung des Legionellenwachstums

  • Fachgerechte Planung und Installation: Neue oder sanierte Trinkwasserinstallationen müssen fachgerecht nach den anerkannten Regeln der Technik (z.B. DVGW-Arbeitsblatt W 551) geplant und ausgeführt werden, um Stagnationsbereiche und optimale Legionellen-Wachstumsbedingungen zu vermeiden.
  • Thermische Desinfektion: Kurzfristiges Erhöhen der Warmwassertemperatur auf über 70 °C (an der Entnahmestelle) für mehrere Minuten kann Legionellen abtöten. Diese Maßnahme sollte jedoch nur von Fachleuten durchgeführt werden, da Verbrühungsgefahr besteht und die Maßnahme oft nur eine kurzfristige Wirkung hat, wenn die Ursachen der Kontamination nicht behoben werden.
  • Chemische Desinfektion: In einigen Fällen können Desinfektionsmittel wie Chlordioxid eingesetzt werden. Auch hier ist die Anwendung durch Spezialisten erforderlich.
  • Mechanische Filter: Spezielle Filter am Duschkopf können Legionellen zurückhalten, bieten aber keine dauerhafte Lösung für das Problem in der Installation selbst.

Was tun bei einem Legionellenbefall?

Wenn Legionellen in einer Konzentration über dem technischen Maßnahmenwert (100 KBE/100 ml) nachgewiesen werden, sind schnelle und koordinierte Schritte erforderlich. Hierbei sind die Rollen und Pflichten von Vermietern und Mietern klar definiert.

Für Vermieter und Eigentümer

Unverzügliche Meldepflicht an das Gesundheitsamt: Sobald der technische Maßnahmenwert überschritten wird, muss der Vermieter oder Betreiber der Trinkwasser-Installation dies unverzüglich dem zuständigen Gesundheitsamt melden. Eine Nichtmeldung kann schwerwiegende rechtliche Konsequenzen haben.

Gefährdungsanalyse: Das Gesundheitsamt wird die Situation bewerten und in der Regel die Durchführung einer Gefährdungsanalyse anordnen. Diese muss von einem unabhängigen, qualifizierten Sachverständigen durchgeführt werden. Ziel der Analyse ist es, die mögliche Infektionsquelle zu identifizieren, die Ursachen für die Legionellenvermehrung zu ermitteln und konkrete Mängel in der Trinkwasserinstallation aufzudecken.

Sofortmaßnahmen zur Gefahrenabwehr: Je nach Höhe der Konzentration und dem Ergebnis der Gefährdungsanalyse können Sofortmaßnahmen angeordnet werden. Dazu gehören oft:

  • Nutzungsbeschränkungen: Bei sehr hohen Konzentrationen oder einem konkreten Gesundheitsrisiko kann das Gesundheitsamt das Duschverbot aussprechen. Mieter müssen dann auf die Nutzung von Duschen verzichten, bis das Problem behoben ist.
  • Thermische Desinfektion: Eine kurzfristige thermische Desinfektion des Warmwassersystems, bei der das Wasser auf über 70 °C erhitzt und durchgespült wird, kann als Erste-Hilfe-Maßnahme dienen, um die Bakterienlast schnell zu reduzieren. Diese muss fachmännisch durchgeführt werden, um Verbrühungen zu vermeiden.
  • Chemische Desinfektion: In hartnäckigen Fällen kann eine chemische Desinfektion notwendig sein.

Sanierungsmaßnahmen: Basierend auf den Ergebnissen der Gefährdungsanalyse müssen dann gezielte Sanierungsmaßnahmen ergriffen werden, um die Ursachen des Befalls dauerhaft zu beseitigen. Dies kann umfassen:

  • Beseitigung von Stagnationsbereichen (z.B. Totstränge entfernen)
  • Optimierung der Temperaturhaltung im Warm- und Kaltwassersystem
  • Austausch oder Reinigung von Komponenten (z.B. Boiler, Rohrleitungen, Duschköpfe)
  • Verbesserung der Zirkulation

Informationspflicht der Mieter: Der Vermieter muss seine Mieter umfassend über den Befall, die getroffenen Maßnahmen und eventuelle Nutzungsbeschränkungen informieren. Transparenz ist hier entscheidend.

Nachuntersuchung: Nach Durchführung der Sanierungsmaßnahmen müssen erneut Wasserproben entnommen und untersucht werden, um den Erfolg der Maßnahmen zu überprüfen. Erst wenn die Legionellenkonzentration dauerhaft unter dem technischen Maßnahmenwert liegt, kann Entwarnung gegeben werden.

Für Mieter

Vermieter informieren: Wenn Sie als Mieter eine mögliche Legionellen-Kontamination vermuten (z.B. durch ungewöhnlichen Geruch oder bei Auftreten von grippeähnlichen Symptomen bei mehreren Hausbewohnern), sollten Sie umgehend Ihren Vermieter oder die Hausverwaltung informieren.

Verhalten bei Duschverbot oder hoher Konzentration: Wenn vom Vermieter oder Gesundheitsamt ein Duschverbot ausgesprochen wird oder Sie wissen, dass eine hohe Konzentration von Legionellen in Ihrer Leitung nachgewiesen wurde:

  • Duschen vermeiden: Verzichten Sie auf das Duschen, da hierbei die gefährlichen Aerosole entstehen.
  • Alternative zur Körperpflege: Nutzen Sie stattdessen ein Vollbad oder waschen Sie sich am Waschbecken. Achten Sie beim Befüllen der Badewanne oder des Waschbeckens darauf, dass das Wasser langsam und ohne starke Verwirbelung einläuft, um die Bildung von Aerosolen zu minimieren. Halten Sie Ihren Kopf und Ihr Gesicht dabei fern vom aufsteigenden Dampf.
  • Keine Sprühgeräte verwenden: Auch Sprühgeräte wie Luftbefeuchter, die mit Leitungswasser befüllt werden, sollten vorübergehend nicht genutzt werden.
  • Trinkwasser: Für das Trinken und Kochen ist das Wasser, wie bereits erwähnt, in der Regel unbedenklich. Bei Unsicherheiten oder Anweisungen des Gesundheitsamtes kann temporär auf abgepacktes Wasser zurückgegriffen werden. 

Ärztlichen Rat einholen: Sollten Sie Symptome entwickeln, die auf eine Legionellen-Infektion (insbesondere die Legionärskrankheit) hindeuten, suchen Sie umgehend einen Arzt auf. Informieren Sie den Arzt über die mögliche Exposition gegenüber Legionellen im Haushalt, damit eine schnelle und gezielte Diagnose und Behandlung erfolgen kann.

Die Kooperation zwischen Mietern und Vermietern ist bei einem Legionellenbefall entscheidend, um die Gesundheit der Bewohner zu schützen und die Kontamination der Trinkwasserinstallation effektiv zu bekämpfen.

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FAQ – Häufige Fragen zu Legionellen

  • Ja, Raucherinnen und Raucher sind in besonderem Maße gefährdet, an einer schweren Legionellen-Infektion zu erkranken.

    Das liegt daran, dass Tabakrauch die Schleimhäute und das Abwehrsystem der Atemwege schädigt. Durch diese Schädigung werden die feinen Flimmerhärchen in den Bronchien beeinträchtigt, sodass Krankheitserreger wie Legionellen tiefer in die Lunge gelangen können und dort leichter Infektionen auslösen. Rauchen führt zu einer chronischen Entzündung der Atemwege, wodurch die Schutzmechanismen gegen Bakterien generell geschwächt sind. Dies bedeutet, dass Raucher nicht nur ein erhöhtes Risiko für die Legionärskrankheit haben, sondern im Falle einer Infektion häufig einen schwereren Krankheitsverlauf erleben. Studien zeigen, dass bei aktiven Rauchern sowohl die Häufigkeit als auch die Sterblichkeit der Legionellose deutlich höher liegen als bei Nichtrauchern.

    Passivrauchen kann ebenfalls das Risiko für Atemwegserkrankungen und die Anfälligkeit für Infektionen erhöhen, sodass auch Personen, die regelmäßig Tabakrauch ausgesetzt sind, besonders vorsichtig sein sollten. Entsprechend empfiehlt es sich für Raucherinnen und Raucher, die typischen Vorsorgemaßnahmen gegen Legionellen konsequent zu beachten und bereits bei ersten Symptomen ärztlichen Rat einzuholen. Letztlich unterstützt ein Rauchstopp nicht nur die allgemeine Lungen- und Atemwegsgesundheit, sondern reduziert direkt das Risiko schwerer Infektionsverläufe durch Legionellen.

  • Beim Duschen besteht ein erhöhtes Risiko, sich mit Legionellen zu infizieren, da die Bakterien durch das Zerstäuben des Wassers in Form feinster Aerosole in die Luft gelangen.

    Diese winzigen Wassertröpfchen können beim Einatmen tief in die Lunge vordringen und dort eine Infektion auslösen, insbesondere wenn das Warmwasser zuvor zu lange bei Temperaturen unter 55 °C stand und sich Legionellen vermehren konnten.

    Für gesunde Erwachsene ist das Risiko einer ernsthaften Erkrankung grundsätzlich gering, dennoch können Personen mit geschwächtem Immunsystem, ältere Menschen oder Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen durch das Einatmen legionellenhaltiger Aerosole ein deutlich erhöhtes Gesundheitsrisiko tragen. Aus diesem Grund ist die Einhaltung der empfohlenen Wassertemperaturen und die regelmäßige Wartung der Warmwasserinstallationen besonders wichtig, um die Belastung durch Legionellen zu minimieren und die Gefahr beim Duschen zu reduzieren. Wer zusätzlich Duschköpfe und Perlatoren regelmäßig reinigt und längere Stagnationszeiten im Leitungssystem vermeidet, verringert das Infektionsrisiko nochmals erheblich. Das Duschen mit legionellenbelastetem Wasser stellt somit vor allem für Risikopersonen eine ernstzunehmende Gefahr dar, die durch konsequente Präventionsmaßnahmen jedoch wirksam eingedämmt werden kann.

  • Die Bezeichnung „Legionärskrankheit“ leitet sich direkt von ihrem ersten dokumentierten, größeren Auftreten ab: Im Sommer 1976 kam es während eines Treffens ehemaliger US-Soldaten der American Legion in Philadelphia zu einem plötzlichen Ausbruch einer schweren Lungenentzündung unter den Teilnehmern.

    Innerhalb weniger Tage erkrankten über 180 Menschen, von denen 29 starben. Die Ursache blieb zunächst rätselhaft, bis schließlich der neu entdeckte Erreger als Legionella pneumophila identifiziert wurde. Da die Betroffenen fast ausschließlich Mitglieder der American Legion waren, wurde die Erkrankung im Anschluss als „Legionärskrankheit“ (englisch „Legionnaires’ disease“) bezeichnet. Dieser historische Zusammenhang hat bis heute Einfluss auf die Namensgebung. Die damals erstmals identifizierte Infektionskrankheit rückte die Bedeutung von Wasserhygiene und Präventionsmaßnahmen bei Trinkwasser-Installationen weltweit in den Fokus und führte zu intensiven wissenschaftlichen und behördlichen Bemühungen im Bereich der Wasserqualitätskontrolle.

Tipps

Fazit

Legionellen erfordern Aufmerksamkeit und verantwortungsvolles Handeln. Mieter sollten auf Hygiene und richtiges Nutzungsverhalten achten, Vermieter müssen gesetzliche Prüfpflichten erfüllen. Durch regelmäßige Wartung, heißes Wasser und gemeinsames Bewusstsein lässt sich das Infektionsrisiko deutlich senken und die Trinkwassersicherheit langfristig gewährleisten.

  • Die Artikel im Ratgeber der Deutschen Familienversicherung sollen Ihnen allgemeine Informationen und Hilfestellungen  rund um das Thema Gesundheit bieten. Sie sind nicht als Ersatz für eine professionelle Beratung gedacht und sollten nicht als Grundlage für eine eigenständige Diagnose und Behandlung verwendet werden. Dafür sind immer Mediziner zu konsultieren.

    Unsere Inhalte werden auf Basis aktueller, wissenschaftlicher Studien verfasst, von einem Team aus Fachärzten und Redakteuren erstellt, dauerhaft geprüft und optimiert.

    Alle Angaben ohne Gewähr.

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